Kuess mich doch - Roman
Der Einbrecher hat ihn dir wieder zurückgeschickt? Unglaublich.«
Er nickte. »Finde ich auch, und das, obwohl ich meinen Lebensunterhalt mit solchen Geschichten verdiene. Ich war ganz sicher, dass der Täter die Festplatte löschen oder das ganze Ding Stück für Stück auseinandernehmen und die Einzelteile an einen Schrotthändler verkaufen würde. «
Sie ging zum Couchtisch. »Hast du etwas dagegen, wenn ich ihn mir kurz ansehe?«
»Nein, natürlich nicht. Aber wozu?«
Lexie nahm auf der Couch Platz und öffnete den Laptop. »Ich möchte nur sichergehen, dass in der Zwischenzeit keine dubiosen Programme darauf installiert wurden – Trojaner oder Spyware zum Beispiel.«
Er nickte sichtlich beeindruckt. »Darauf wäre ich nie gekommen. «
Sie grinste. »Deshalb hast du ja mich.«
Ihre Worte und ihre plötzlich zurückgekehrte Fröhlichkeit versetzten ihm unvermittelt einen Stich. Sie war einfach hinreißend mit ihrer aufrichtigen, unkomplizierten Art und ihrem heiteren Gemüt, und er fühlte sich in ihrer Gegenwart unheimlich wohl. Er wusste, er war im Begriff, sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Und das stellte auf lange Sicht eine Gefahr für ihn dar, doch er beschloss, diesen Gedanken vorerst beiseitezuschieben. Er war nicht gewillt, sie früher als unbedingt nötig aufzugeben.
»Okay, während du den Laptop überprüfst, bereite ich schon mal alles für das Essen vor. Ich hoffe, du magst Chinesisch. «
»Ich liebe Chinesisch«, antwortete sie, ohne vom Laptop aufzusehen. Sie war bereits ganz in ihre Aufgabe vertieft.
Während er den Tisch deckte, wurde ihm bewusst, dass zum ersten Mal eine Frau zum Dinner zu ihm gekommen war – und er besaß nicht einmal zwei gleiche Teller, auf denen er das Essen hätte servieren können. Sein Geschirr, lauter ausrangierte Einzelteile, stammte samt und sonders aus dem Lokal seines Vaters. Zugegeben, Lexie hatte gar keine eigene Wohnung, und vermutlich legte sie auf solche Kleinigkeiten ohnehin keinen Wert, doch ihn störte es. Warte, bis sie erst sieht, dass auch die Bett- und Kissenbezüge nicht zusammenpassen, dachte er selbstironisch. Tja, da würde er eben dafür sorgen müssen, dass sie zu beschäftigt war, um es zu bemerken.
»Na, wie läuft’s bei dir?«, erkundigte er sich, als er
alle weißen Pappbehälter auf den Küchentisch gestellt hatte.
Sie murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte.
»Wie bitte?«
»Ich sagte, ich verstehe nicht, warum manche Leute immer noch mit längst veralteten Programmen arbeiten. « »Heißt das etwa, wir sind nicht kompatibel, nur weil mein Computer nicht auf dem neusten Stand der Technik ist?«, feixte er.
Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Nein, nein. Ich schätze, ich kann damit leben. Also, auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob dein Laptop in Ordnung wäre, aber ich mache jetzt vorsichtshalber noch einen kompletten System-Check. Das wird eine Weile dauern.«
»Danke. Sollte ich auch ab und zu machen, aber ich vergesse es einfach immer wieder. «
»Das dachte ich mir schon, deshalb habe ich dir auch die aktuelle Version der Antivirensoftware heruntergeladen und ein paar andere Gratis-Programme installiert, damit dein Laptop auch in Zukunft einwandfrei läuft. «
Er lauschte ihren Erklärungen hingerissen und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du süß bist, wenn du wie ein Computerfreak redest?«
Sie lächelte. »Äh, nicht direkt, nein.«
Er winkte sie vom Computer weg. »Komm, lass uns essen. Du kannst auch später weitermachen. Ich habe dich ohnehin lange genug warten lassen. «
Sie sprang auf und setzte sich zu ihm an den Tisch. Er hatte sich richtig entschieden, denn sie schien tatsächlich ein großer Fan von chinesischem Essen zu sein. Mit glänzenden Augen öffnete sie einen Pappbehälter nach dem anderen und kostete jedes einzelne Gericht. Sie aß sogar mit Stäbchen, während Coop eine Gabel benutzte.
Es beeindruckte ihn, mit welchem Appetit sie sich über das Essen hermachte. Sie hatte Hunger und zeigte das auch ganz ungeniert. Damit stellte sie eine wohltuende Abwechslung zu seinen Arbeitskolleginnen dar, die beim Mittagessen missmutig ihr gedünstetes Gemüse verdrückten. Oder zu seinen diversen Verflossenen, die sich im Restaurant partout nicht mehr als eine Vorspeise bestellen wollten. Sie waren ihn zwar billig gekommen, aber sie hatten ihn allesamt genervt.
Während sie aßen, plauderten sie angeregt über
Weitere Kostenlose Bücher