Kuess mich doch - Roman
schwierig es war, sich mit Frauen zu verabreden, wenn man ein minderjähriges Kind zu Hause hatte. Und dass Chris’ Mutter praktisch bei ihnen wohnte, um auf den Kleinen aufzupassen, machte die Sache auch nicht gerade einfacher.
»Naja, bei dir ist diesbezüglich definitiv mehr los, wenn man dem Foto trauen kann.«
Oh, oh. »Welchem Foto?«, erkundigte sich Coop vorsichtig.
»Hast du heute noch gar nicht die Zeitung gelesen? «
Coop schüttelte den Kopf. »Mir war nicht gerade langweilig.«
Chris reichte ihm die heutige Ausgabe, die bereits auf der Bachelor-Blog – Seite aufgeschlagen war. Sam im Glück lautete die Schlagzeile, und darunter war ein Foto von ihm und Lexie abgedruckt, auf dem sie sich küssten.
»Echt interessant, dein Leben«, stellte Chris fest.
»Das war nicht immer so.« Eigentlich erst, seit er Lexie kennengelernt hatte.
Coop starrte auf den unscharfen Schnappschuss. Sie hatten sich bisher erst zwei Mal geküsst. Das erste Mal waren sie allein in seiner Wohnung gewesen, das zweite Mal hatten sie angenommen , sie wären allein – im Wohnzimmer ihrer Großmutter. Charlotte Davis hatte es offenbar faustdick hinter den Ohren.
Eigentlich war die Angelegenheit nicht zum Lachen, aber er konnte nicht anders. Die alte Dame hatte wirklich Nerven, heimlich ein Foto zu schießen und es dann an den Blogger zu senden.
In dem Bericht hieß es, der begehrteste Junggeselle New Yorks sei gesehen worden, als er das Haus betrat, in dem die Großmutter der Webdesignerin Lexie Davis lebte. Daraus schloss der Blog-Autor, dass Lexie ihn bereits ihrer Familie vorgestellt haben musste, was ja auch stimmte. Doch alle anderen Andeutungen und Spekulationen von wegen Verlobung und Heirat hätten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können.
Plötzlich empfand Coop Mitleid mit all den Stars, die ständig von der Presse aufgespürt, gejagt und zerpflückt wurden. Er konnte gut nachvollziehen, wo ihre Abneigung gegen Paparazzi herrührte. Eines stand fest: In einem seriösen Artikel über ein Verbrechen erwähnt zu werden war ihm allemal lieber, als den haltlosen Spekulationen der Klatschspaltenreporter ausgeliefert zu sein.
»Tu mir einen Gefallen: Glaub nicht alles, was du in dieser Rubrik liest«, ermahnte er Chris. »Viel Spaß beim Spiel, und grüß den Junior von mir. «
Damit nahm Coop die Schachtel an sich und ging zum Aufzug, um zu seinem Büro hinaufzufahren.
Auf seinem Schreibtisch öffnete er das Paket. Zu seiner grenzenlosen Verblüffung enthielt es seinen Laptop, sorgfältig in Luftpolsterfolie eingewickelt.
»Nun sieh mal einer an.« Er hütete sich wohlweislich, den Laptop zu berühren, und informierte sofort die Polizei, in der Hoffnung, dass sich an dem Gerät oder der Verpackung irgendwelche Spuren finden würden, die zu dem Schuldigen führen konnten. Sara hatte frei, doch der diensthabende Beamte versprach, gleich jemanden vorbeizuschicken. Wie Coop bezweifelte er allerdings, dass sich an einem neutralen Pappkarton, der noch dazu per Post verschickt und durch wer weiß wie viele Hände gegangen war, irgendwelche brauchbaren Hinweise finden würden.
Als die polizeiliche Untersuchung abgeschlossen war und Coop endlich dazukam, seinen Artikel zu Ende zu schreiben, wurde ihm klar, dass er es nicht mehr rechtzeitig nach Hause schaffen würde, wo er mit Lexie verabredet war.
Da er sie telefonisch nicht erreichen konnte, rief er Sara an und bat sie, Lexie in seine Wohnung zu lassen. Wie gut, dass er einen Reserveschlüssel bei ihr deponiert hatte! Bei der Vorstellung, dass Sara und Lexie aufeinandertreffen würden, geriet er allerdings ganz schön ins Schwitzen. Im Dienst war Sara schweigsam
bis verschlossen, doch privat … Er konnte sich lebhaft vorstellen, welche Geschichten sie Lexie auftischen würde. Dummerweise hatte er keine andere Wahl – er musste seinen Abgabetermin einhalten.
Lexie hatte den ganzen Vormittag telefonisch mit Claudia an der praktischen Umsetzung ihrer Ideen für die Webseite von Hot Zone und Athlete’s Only gearbeitet. Am Nachmittag feilte sie ein wenig an ihren Entwürfen für Coops Internetauftritt, wusste aber nicht recht, wie sie die Sache angehen sollte. Sie fand es schwierig, sich auf ein Design für seine Webseite festzulegen, weil sie Coop und seine Arbeit einfach noch nicht gut genug kannte.
Erst musste sie so richtig in seine Welt eintauchen. Genau das hatte sie heute Abend vor, und sie freute sich schon darauf. Nicht, dass sie ihn mit tausend
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