Kuess mich doch - Roman
dass sie sich vielleicht nicht so über seine Verspätung ärgern würde, wenn er zur Entschädigung
gleich das Abendessen mitbrachte. Beim Bestellen war ihm aufgefallen, dass er nicht einmal die grundlegendsten Dinge von ihr wusste – er hatte beispielsweise keine Ahnung, was ihr schmeckte und was nicht. Also hatte er einfach von allem etwas genommen. Mit dem Inhalt der riesigen braunen Tüte, mit der er das Lokal verließ, hätte er eine ganze Armee verköstigen können, aber zumindest würde Lexie eine große Auswahl haben.
Er hatte vor, an diesem Abend die Arbeit mit dem Vergnügen zu verbinden, wusste allerdings noch nicht so recht, ob er Lexie von der Sache mit dem Chauffeur erzählen sollte. Sie würde zweifellos geschockt sein. Eigentlich wollte er vorher lieber noch ein paar Recherchen anstellen.
Als er schließlich zu Hause ankam, war er reichlich angespannt und konnte es kaum erwarten, dass der Abend endlich begann. Doch er fand Lexie nicht in seiner Wohnung vor, wie er es erwartet hatte. Mist. Es passte ihm gar nicht, dass er nun auch noch mit seiner Nachbarin Smalltalk betreiben musste. Er wollte endlich mit Lexie allein sein.
Sara redete wieder einmal wie ein Wasserfall. Sobald sie einmal kurz Luft holte, nützte Coop die Chance und ergriff Lexies Hand. »Wir sollten jetzt wirklich gehen«, sagte er nachdrücklich.
»Wieso, habt ihr irgendwo Plätze reserviert und seid schon spät dran?«, fragte Sara.
»Haha, sehr witzig. Nein, ich habe das Abendessen mitgebracht.«
Lexie hob eine Augenbraue. »Ach, tatsächlich?«
Er schaute sie an und nickte. »Ja. Und ich habe einen Riesenhunger. « Nach einem Blick auf Lexie in ihrem locker sitzenden Neckholder-Top und den kurzen weißen Shorts, in denen ihre langen, leicht gebräunten Beine gut zur Geltung kamen, bekam er allerdings Hunger auf etwas ganz anderes als auf gebratenen Eierreis. Der Kuss neulich hatte seinen Appetit und seine Träume angeregt, und jetzt wollte er endlich mehr. Viel mehr.
»Ich auch«, sagte Lexie knapp, und die Pupillen hinter ihren Brillengläsern weiteten sich. Sie hatte seine Anspielung also verstanden.
»Na dann, ab mit euch«, sagte Sara lachend und ging um die beiden herum zur Tür, um sich von ihnen zu verabschieden.
Coop legte die Hand auf Lexies Rücken und ließ ihr den Vortritt.
»Vielen Dank, Sara. Es war schön, mit Ihnen zu plaudern«, sagte Lexie.
»Ja, danke«, sagte auch Coop zu seiner Nachbarin. »Du nimmst es mir doch hoffentlich nicht übel, wenn ich dich nicht einlade, mit uns zu essen?«
Sie schüttelte grinsend den Kopf und tätschelte ihm die Wange. »Viel Spaß. «
Er zwinkerte ihr zu. »Den werden wir ganz sicher haben. «
»Gut, denn sie hat den Test bestanden«, sagte Sara lachend.
Was bedeutete, dass Sara Lexie die ganze Zeit über ausgequetscht hatte. Coop seufzte und bedachte seine
Nachbarin mit einem warnenden Blick. »Du brauchst wirklich dringend einen Mann, um den du dich kümmern kannst. «
»Gute Nacht, Coop.« Sara schloss die Tür hinter ihnen.
Lexie wartete geduldig ab, bis Coop aufgeschlossen hatte. Sie wirkte nicht wie jemand, der gerade die spanische Inquisition hinter sich hatte, aber falls Sara ihr das Leben schwergemacht hatte, war er mehr als bereit, sie dafür zu entschädigen.
Es war lange her, dass Ricky Burnett ein Dieb gewesen war. Er hatte sich vor über fünfzig Jahren zur Ruhe gesetzt, und die alten Tricks wollten ihm nicht mehr so recht von der Hand gehen. Seine Knochen waren müde, und der Adrenalinkick wirkte einfach nicht mehr wie früher. Doch Angst war eine starke Motivation. Seit Ricky wusste, dass seine wertvollen Besitztümer, seine Trophäen , im Fernsehen gezeigt worden waren, war ihm klar, dass er ein Problem hatte.
Wenn die Komplizinnen, die er damals über den Tisch gezogen hatte, die Bilder zufällig sahen und den erbeuteten Schmuck erkannten, würden sie alle Hebel in Bewegung setzen und ihn aufspüren. Es gab da nämlich noch ein paar Stücke, die er ihnen nie ausgehändigt hatte, wie er es eigentlich versprochen hatte. Mit den beiden war ohnehin nicht gut Kirschen essen, und Ricky hatte keinen Zweifel daran, dass sie sich rächen würden, sollten sie ihn finden – auch wenn das alles schon Jahrzehnte her war.
Er konnte es ihnen nicht verübeln. Hatte er doch jeder von ihnen süße Versprechungen gemacht und nie die Absicht gehabt, diese einzulösen. Eines Nachts jedoch hatte ihn die eine dummerweise in flagranti mit der anderen im Bett
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