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Küss mich Engel

Küss mich Engel

Titel: Küss mich Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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dass auch er zu dieser schrecklichen Ungerechtigkeit gegen sie beigetragen hatte.
    Warum hatte er ihr bloß nicht geglaubt? Er war so stolz auf seine Fairness, doch war er so sicher gewesen, dass sie Verzweiflung zu dem Diebstahl getrieben hatte, dass er ihr nicht einmal die Gunst des Zweifels zugestanden hatte. Er hätte wissen müssen, dass Daisys strikte Moralvorstellungen einen Diebstahl nie zulassen würden.
    Sie wurde langsam unruhig. »Können wir jetzt gehen?«
    Sie hatte ihn nicht auf diesen Abendspaziergang zu dem verlassenen Einkaufszentrum auf der anderen Straßenseite begleiten wollen, aber er wusste, dass er noch nicht bereit war, wieder in die Enge des kleinen Wohnwagens zurückzukehren, also hatte er darauf bestanden. Als er sich von dem Schaufenster mit den Keramikengeln und Fotoalben ab- und ihr zuwandte, merkte er, wie angespannt und besorgt sie war.
    Tintenschwarze Locken fielen ihr ums Gesicht, und ihr Mund sah weich und verletzlich aus. Ein Gefühl von Ehrfurcht durchströmte ihn, als ihm klar wurde, dass dieses süße kleine Hohlköpfchen mit dem eisernen Willen ihm gehörte. Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange. »Warum hast du mir nichts von Heather gesagt?«
    »Darüber reden wir später.« Ihr Blick zuckte unruhig zur Schnellstraße, und wieder versuchte sie, sich von ihm loszumachen.
    »Moment mal.« Er ergriff sie sanft bei den Schultern, und sie stampfte mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind.
    »Lass mich sofort gehen! Du hättest nie zulassen dürfen, dass Brady sie einfach so wegschleift. Du hast gesehen, wie wütend er war. Wenn er ihr jetzt was antut -«
    »Ich hoffe, dass er ihr ordentlich den Hintern versohlt.«
    »Wie kannst du so was sagen? Sie ist erst sechzehn und hat eine ziemlich schwere Zeit hinter sich.«
    »Du aber auch. Wie kannst du sie verteidigen, nach dem, was sie dir angetan hat?«
    »Das ist nicht mehr wichtig. Die Erfahrung hat mich härter gemacht, und das brauchte ich dringend. Warum hast du sie gehenlassen, wo er so wütend war? Du hast ihm praktisch die Erlaubnis gegeben, sie zu prügeln. Ich hätte mehr von dir erwartet, Alex, wirklich. Und jetzt bitte, ich flehe dich an! Lass mich gehen, damit ich sehen kann, ob alles in Ordnung ist mit ihr.«
    Ich flehe dich an. Das sagte Daisy die ganze Zeit. Dieselben Worte, die Sheba Quests Geist vor zwei Jahren vergiftet hatten, als sie ihn um seine Liebe bat, gingen Daisy ohne weiteres von der Zunge. In der Früh zum Beispiel steckte sie sich die Zahnbürste in den Mund und rief: »Kaffee! Bitte! Ich flehe dich an!« Letzte Nacht hatte sie ihm heiß ins Ohr geflüstert: »Lieb mich, Alex, ich flehe dich an.« Als ob er erst darum gebeten werden müsste.
    Aber Flehen verletzte Daisys Stolz überhaupt nicht. So redete sie eben einfach, und falls er je dumm genug war, anzudeuten, Betteln verletze den Stolz, dann sah sie ihn nur mit diesem mitleidigen Blick an, den er inzwischen so gut kannte, und meinte, er solle nicht so spießig sein.
    Er fuhr mit dem Zeigefinger über ihre Unterlippe. »Weißt du überhaupt, wie leid mir das alles tut?«
    Sie wischte seine Hand ungeduldig beiseite. »Ich vergebe dir! Jetzt lass uns gehen!«
    Er wusste nicht, ob er sie küssen oder schütteln sollte. »Verstehst du denn nicht? Dank Heather hat dich jeder im Zirkus für eine Diebin gehalten. Nicht mal dein Ehemann hat dir geglaubt.«
    »Das liegt daran, weil du von Natur aus pessimistisch bist. Aber das reicht jetzt, Alex. Ich verstehe, dass du dich schuldig fühlst, aber du musst wirklich ein andermal damit fertig werden. Wenn Brady ihr irgendwas angetan hat -«
    »So was macht er nicht. Er ist fuchsteufelswild, aber er wird sie nicht anrühren.«
    »Das kannst du nicht wissen.«
    »Brady hat ein ziemlich großes Mundwerk, aber Schläge sind nicht sein Stil, ganz besonders nicht, wenn‘s um seine eigene Tochter geht.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal.«
    »Ich hab ihn mit Sheba reden hören, kurz bevor wir reingingen. Sie wird Heather wie eine Löwin beschützen.«
    »Dass jemand wie sie Heather beschützt, beruhigt mich nicht gerade.«
    »Sheba ist nur selektiv gemein.«
    »Na, mich hasst sie ganz bestimmt.«
    »Sie würde jede hassen, die ich heirate.«
    »Kann sein. Aber nicht so wie mich. Anfangs war‘s nicht so schlimm, aber in letzter Zeit...«
    »Es war leichter für sie, als dich alle nicht mochten.« Er rieb ihre Schulter. »Es tut mir leid, dass du in diesen Kampf, den Sheba mit ihrem Stolz ausficht, geraten

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