Kuess mich, geliebter Scheich
sein Geist ist, ich bin sicher, er ist stolz auf dich.“
Der Sultan umarmte Tariq, küsste Madison erneut und verabschiedete sich dann.
Tariq stand da wie erstarrt.
Die Begegnung war genau so verlaufen, wie er sie sich gewünscht hatte. Und er verachtete sich selbst. Sein Vater täuschte sich. Sharif wäre nicht stolz auf ihn. Niemand wäre es. Er hatte ihnen allen eine unverzeihliche Lüge aufgetischt. Seinem Vater, seinem Volk, seinem toten Bruder und, vor allen anderen, der Frau, die sein Kind in sich trug – sie alle hatte er entehrt.
„Tariq?“
Er spürte Madisons Hand auf seiner Schulter. Wie sehr sehnte er sich nach ihrer Berührung, ihrer Absolution, aber er wusste nur zu gut, dass er sie nicht verdiente, und so drehte er sich zu ihr um und ergriff ihr Handgelenk.
„Ich habe mich geirrt“, sagte er harsch. „In allem. Ich war so sehr mit dem Gedanken an einen Erben beschäftigt, dass ich für alles andere blind wurde. Und … ich habe eine ganz simple Sache vergessen, nämlich Ehre.“
Madison starrte den Fremden an, der ihr Ehemann war. Noch vor wenigen Minuten hatte sie diese widerliche Scharade nur beenden wollen. Dann war sie einem alten Mann begegnet, der gegen das Fortschreiten der Zeit ankämpfte, gegen den Verlust eines Sohnes und gegen die Last der Regierungsverantwortung.
Als sie jetzt Tariqs gequältes Gesicht betrachtete, zog sich ihr Herz zusammen.
Er trug eine schreckliche Verantwortung auf seinen Schultern. Er hatte seinen Bruder verloren, und so wie es aussah, würde ihm auch sein Vater nicht mehr allzu lange bleiben. Angesichts all dieser Widrigkeiten hatte er getan, was getan werden musste.
Was jeder Ehrenmann getan hätte. Warum hatte sie das nicht schon früher erkannt?
„ Habiba. Ich habe dir Unrecht getan. Und ich …“
Madison schüttelte den Kopf. „Du hast das getan, was das Schicksal von dir verlangt hat.“
„Sharif wäre nicht stolz auf mich.“
„Ich glaube schon. Du liebst deinen Vater. Du liebst dein Land und dein Volk.“ Sie schüttelte erneut den Kopf. „Bis jetzt hatte ich einfach nicht verstanden.“
„Was gibt es da zu verstehen? Ich habe mich selbst an allererste Stelle gesetzt. Vor dich, vor das Baby, selbst vor die Wahrheit. Das ist eine unverzeihliche Sünde.“
„Du warst besorgt“, entgegnete sie sanft. „Was die Zukunft deines Volkes und deines Kindes anging.“
„Du bist sehr großzügig, habiba . Ich dachte nicht an unser Baby, ich dachte an meinen Erben.“
„Vielleicht – aber irgendwo entlang des Weges wurde dein Erbe zu unserem Baby.“ Sie lächelte. „Und schau, was gerade geschehen ist. Du hast gesagt, du hättest dich geirrt. Du hast dich entschuldigt. Tariq, das muss rot im Kalender angestrichen werden.“
Tariq betrachtete seine Frau. Sie war wundervoll. Wie hatte er sie nur jemals als Mittel zum Zweck betrachten können?
Er griff nach einer ihrer Locken und wickelte sie sich um den Finger. Auf diese Weise schob er auf, was doch unausweichlich war.
„Madison, ich bringe dich nach Hause. Nach New York. Wir treffen uns mit meinem Anwalt und arbeiten ein Arrangement aus. Natürlich werde ich das Kind unterstützen. Ich möchte dich nur bitten, dass du mich sein Leben teilen lässt, sodass ich es lehren kann, stolz auf seine Herkunft zu sein.“
„Du musst mich nicht um diese Dinge bitten, Tariq. Wir sind verheiratet.“
Noch nicht, dachte Tariq. Er hatte die Heirat vor seinem Flugpersonal verkündet, vor seinem Vater, aber ehe er nicht mit Madison an der Seite vor seinem Volk stand …
„Das sind wir doch, Tariq, nicht wahr?“ Er betrachtete die unmögliche, komplizierte, unbezähmbare Frau, die sein Kind zur Welt bringen würde.
Ihre Augen waren sehr dunkel. Ihr Atem ging schnell. Sie war nicht das, wonach er gesucht hatte. Abgesehen von ihrer Schönheit verfügte sie über keinen der Charakterzüge, von denen er geglaubt hatte, dass eine Ehefrau sie haben müsste.
Doch allein bei dem Gedanken, sie aufgeben zu müssen, brach ihm das Herz.
„Wenn ich nicht königlichen Blutes wäre, dann schon“, entgegnete er sanft. „Aber ich bin ein Prinz, habiba. Bis mein Vater die Neuigkeit vor unserem Volk verkündet …“
Madison legte ihm einen Finger auf die Lippen.
„Ich hatte keinen Vater, Tariq. Ich habe mir gesagt, dass auch mein Kind keinen brauchen würde. Und dann standest du vor meiner Tür. Der anonyme Spender, durch den ich schwanger geworden war.“ Sie begegnete seinem Blick. „Aber das bist du
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