Kuess mich, geliebter Scheich
könnte ein bisschen mehr Fleisch auf den Rippen vertragen.“
„Ich stimme dir zu, Vater, und …“
„Entschuldigung“, schaltete sich Madison trotzig ein, auch wenn ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Ich brauche nicht mehr Fleisch auf den Rippen. Ich mag es nicht, wenn man über mich spricht, als wäre ich gar nicht da, und ich bin nicht die Ehefrau Ihres Sohnes.“
Die Miene des Sultans entspannte sich. „Sie ist genau so, wie du gesagt hast, Tariq.“ Er hob eine Augenbraue, als er Madisons Überraschung bemerkte. „Mein Sohn hat mir alles über Sie erzählt.“
Sie blinzelte. „Hat er das?“
„Gestern Abend, nachdem Sie ankamen. Und ich muss zugeben, dass ich nicht erfreut war.“
Ein Verbündeter? Madison hoffte es. „Nein. Natürlich waren Sie das nicht. Ich meine, warum sollten Sie es …“
„Mein Sohn ist ein Prinz. Mein Erbe. Seine Hochzeit sollte richtig gefeiert werden, von allen Völkern unseres Staatenbunds.“ Der Gesichtsausdruck des Sultans wurde weicher. „Aber er hat mir erklärt, wie Sie sich kennengelernt und auf den ersten Blick ineinander verliebt haben.“
Madison verschränkte die Arme vor der Brust. „So, hat er das?“
„Und ich verstehe das.“ Um die Mundwinkel des alten Mannes zuckte es belustigt. „Ich weiß, dass ihr meinen Segen einholen wolltet, aber die Natur war stärker. Schließlich war ich auch mal jung. Deshalb bin ich die ganze Nacht wach geblieben und habe nachgedacht.“ Seine Stimme wurde weich. „Ich habe mich entschlossen, mich für Sie und meinen Sohn zu freuen, und ganz besonders für das Baby in Ihrem Bauch – auch wenn es nicht auf traditionelle Weise gezeugt wurde.“
Tariq spürte Madisons Überraschung und intervenierte schnell.
„Mein Vater meint“, sagte er sorgsam, „dass es gezeugt wurde, bevor wir verheiratet waren, habiba .“
„Wenn ich ehrlich bin, so muss ich gestehen, dass ich mich sehr darüber freue, dass ihr nach alter Sitte Körper, Herz und Seele geteilt habt, sodass niemand euer Baby als illegitim bezeichnen kann.“
Madison ignorierte Tariqs warnenden Blick. „Sir“, sagte sie, „Sie verstehen nicht …“
„Sie müssen mir nicht danken, Liebes. Ich liebe meinen Sohn. Und ich liebe mein Volk. Warum sollte ich nicht auch die Frau lieben, die er liebt, und das Kind, das sie in sich trägt?“ Der Sultan lächelte. „Willkommen in unserer Familie, Prinzessin.“
Madison starrte in die strahlenden Augen, die zwar voller Hoffnung waren, denen man aber auch Alter und Gebrechlichkeit deutlich ansah. Was konnte sie sagen, das dem alten Mann nicht die Hoffnung nahm? Wenn sie ihm die Wahrheit gestand, nämlich dass sie der Hochzeit gar nicht zugestimmt hatte, dass sie diesen Ort und Tariq verlassen wollte, dann brach sie ihm womöglich das Herz.
Nein, das konnte sie nicht tun. Tariq hatte dieses Chaos angerichtet, sollte er es auch wieder bereinigen.
Der Sultan breitete die Arme aus. Madison zwang sich zu einem Lächeln und trat auf ihn zu. Der alte Mann küsste sie auf beide Wangen, dann hielt er sie ein Stückchen von sich weg und kicherte.
„Mein Sohn bringt mir eine wirklich schöne Überraschung.“ Sein Lächeln verblasste ein wenig. „Hat er Ihnen vom Tod seines Bruders erzählt?“
„Ja. Ich meine, er hat etwas erwähnt …“
„Seit diesem schrecklichen Tag bin ich zum ersten Mal wieder glücklich. Eine bezaubernde Frau, die meinen ersten Enkel in sich trägt … Wer hätte gedacht, dass ein Mann zweifach gesegnet aus einer solchen Tragödie hervorgehen würde?“
Madison errötete. Tariq sah es und wusste, dass sie nicht wegen des Kompliments errötete, sondern aufgrund der monumentalen Lüge, die sie seinem Vater aufgetischt hatten.
Er fühlte sich, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gestoßen.
Seine Braut besaß Ehre. Sie war integer. Und er?
„Heute Abend“, erklärte der Sultan, „werden wir feiern. Ich habe all unsere Freunde und unsere Familie kontaktiert. Es ist zwar sehr kurzfristig, aber sie haben mir alle versichert, dass sie kommen werden, um bei der offiziellen Bekanntgabe Eurer Ehe dabei zu sein.“ Er lächelte. „Mein Sohn, du hast eine gute Wahl getroffen.“
Ein Muskel zuckte in Tariqs Wange. „Vater. Nur eine Minute. Ich muss mit dir reden …“
„Dazu haben wir morgen genügend Zeit.“ Der alte Mann ließ Madison los und umfasste Tariqs Schultern. „Du hast das Richtige getan“, erklärte er ruhig. „Jetzt kann dein Bruder in Frieden ruhen. Wo auch immer
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