Kuess Mich, Highlander
Robert, den Blick zum Horizont gewandt.
»Aye.«
»Es war die schwärzeste Stunde meines Lebens. Ich hatte für Reichtum, Land und das Versprechen Longshanks', dass er meinen Clan verschonen würde, gegen mein eigenes Vaterland gekämpft. Ob es an dem vielen Whisky lag, den wir zusammen getrunken hatten, oder ob ein Moment göttlicher Klarheit die Ursache war, auf jeden Fall sah ich mich so, wie ich war - ein Verräter an meinem eigenen Volk. Erinnert Ihr Euch an die Spinne?«
Circenn lächelte. Erinnerte er sich an die Spinne? Er hatte sie dazu überredet, dazu gezwungen, ihre Leistung vor Roberts Augen zu vollbringen, während er von Kampfwunden genas, und indem Robert beobachtete, wie die Spinne immer wieder versuchte, ein Netz über eine unüberwindbare Spanne zu weben, hatte er sich seiner eigenen Kraft und Entschlossenheit erinnert. Als es der Spinne beim siebten Versuch gelungen war, hatte Robert The Bruce seinen zerschlagenen Körper und seine gepeinigte Seele vom feuchten Boden der Höhle erhoben und die Faust gen Himmel gestreckt und der Kampf zur Befreiung Schottland hatte ernsthaft begonnen.
Robert betrachtete ihn eingehend. »Ich habe niemals zuvor oder danach wieder eine solche Spinne gesehen. Ich frage mich beinahe, ob es eine natürliche Erscheinung war. Aber manche Dinge stelle ich nicht in Frage, Circenn. Und nun bringt mich zu Eurer Frau.«
* * *
Nachdem Duncan den Raum verlassen hatte, wartete Lisa drei Minuten, wobei sie ungeduldig mit dem Fuß auftippte. Dann wagte sie sich in den Gang, entschlossen, die Phiole aufzuspüren. Sie war noch nicht halbwegs durch den Gang gelangt, als Duncan die Treppe wieder heraufstürmte.
»Ich dachte, Ihr wärt gegangen«, rief sie aus.
»Das war ich auch. Aber dann habe ich aus dem Fenster geblickt. Wir haben ein Problem und ich schlage vor, dass Ihr packt.«
»Was soll ich packen? Ich habe nichts!«
»Circenns Sachen. Steckt sie in die Kisten, dann werden die Männer sie verladen. Wir werden sehr bald losreiten. Sobald wir es ermöglichen können. Sobald ich Euch aus der Burg schmuggeln kann«, murrte er, während er sich nervös umsah.
»Wohin?«, rief sie aus. »Was ist los?«
Duncan trat neben sie, nahm sie nicht allzu sanft am Arm und führte sie den Gang hinab in Circenns Gemächer zurück. »Ich werde Euch nicht fragen, was Ihr außerhalb Eures Raumes wolltet. Ich fühle mich besser, wenn ich es nicht weiß. Aber, Mädchen, als ich aus dem Fenster blickte, sah ich Euren >Cousin< eintreffen, um unseren Posten in Dunnottar aufzulösen. Wenn Ihr ihm nicht begegnen und in alten Erinnerungen schwelgen wollt, die niemals stattgefunden haben, würde ich vorschlagen, dass Ihr außer Sicht bleibt und tut, was ich Euch sage. Würdet Ihr mir jetzt bitte nachgeben und mir blind gehorchen? Es könnte Euch am Leben erhalten.«
»Würde mir jemand ernstlich Schaden zuzufügen versuchen, wenn er wüsste, dass ich aus der Zukunft komme?«
Duncans Miene wirkte bedrückt. »Die Templer trauen Frauen nicht, sie kümmert Druidenmagie nicht und sie glauben, dass es keinen Grund gibt, einen Schwur zu brechen. Sollten sie entdecken, dass Circenn über Euch gelogen hat, werden sie das Vertrauen in ihn verlieren, und wenn das geschieht, wird er nicht mehr in der Lage sein, Euch zu schützen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sich The Bruce auch fragen wird, wer Ihr seid. Dann wird es herauskommen, dass Ihr aus der Zukunft stammt und ach - ich möchte nicht einmal darüber nachdenken. Wir müssen Euch verbergen.«
»Ich werde packen«, bot sie hastig an.
»Gutes Mädchen.« Duncan wirbelte herum und
rannte den Gang wieder hinab.
* * *
Lisa hatte innerhalb von fünfzehn Minuten gepackt, indem sie einfach alles, was nicht zu schwer zum Tragen war, in die vielen, im Raum verteilten Kisten geworfen hatte. Danach schritt sie zehn Minuten lang zwischen Tür und Fenster auf und ab und versuchte sich davon zu überzeugen, dass sie den Raum unter keinen Umständen verlassen durfte.
Es funktionierte nicht. Im Bergfried unmittelbar unter ihrem Raum wanderten, redeten, planten Legenden. Sie konnte der Verlockung der Stimmen der Geschichte nicht widerstehen, schlich sich aus dem Raum und folgte den Lauten zur Balustrade, die die Große Halle umgab. Ohne Dach war es eiskalt in der Halle, aber die Männer schienen es nicht zu bemerken, noch schaute jemand von ihnen auf, da sie viel zu sehr in Schlachtpläne vertieft waren. Sie kauerte sich oberhalb der Treppe hin und
Weitere Kostenlose Bücher