Kuess Mich, Highlander
sah im Schutz der
Balustrade heimlich zu, bereit, sich jeden Moment zu ducken. Sie wusste, dass Duncan sie erwürgen würde, wenn er ahnte, welches Risiko sie auf sich nahm, aber die Verlockung war unwiderstehlich: Wie viele Frauen aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert konnten behaupten, Robert The Bruce beim Planen der Vertreibung der Engländer, Schlacht für Schlacht, beobachtet zu haben?
Nicht dass ihr jemand glauben würde, aber da war er, stand unter ihr, schritt hin und her, beugte sich über Landkarten und gestikulierte zornig, hielt Reden, atmete, begeisterte. Seine volle und kräftige Stimme war überzeugend und voller Leidenschaft. Gott im Himmel, sie beobachtete Robert The Bruce bei der Planung des Sieges über England! Schauer liefen ihr über den Rücken.
»Mylady, würdet Ihr Euch gerne erneut mit Eurem Cousin bekannt machen?«, fragte ein Mann hinter ihr.
Lisa zuckte zusammen. Sie hatte nicht bedacht, dass jemand die Treppe heraufkommen oder schon oben sein könnte, bevor sie herausgekommen war. Sie hatte sich solche Sorgen darum gemacht, dass jemand von unten heraufblicken könnte, dass sie der Treppe keinerlei Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Dieser Mann musste heraufgeschlichen sein, während ihr faszinierter Blick auf den König gerichtet gewesen war. Sie wandte sich mit hämmerndem Herzen langsam um, um nachzusehen, wer ihr Spionieren entdeckt hatte, in der Hoffnung, dass derjenige, wer auch immer es sei, dazu überredet werden konnte, es nicht Duncan oder sonst jemandem zu erzählen.
Es war einer der Ritter, die sie zuvor im Hof gesehen hatte, als sie ihnen beim Üben zugeschaut hatte. Er sank rasch auf ein Knie. »Mylady«, murmelte er, »ich bin Armand Berard, ein Ritter im Dienste Eures Beschützers. Darf ich Euch hinunterbegleiten?«
Der Ritter erhob sich wieder und sie bemerkte, dass Hals und Schultern des Mannes an diejenigen eines Footballspielers erinnerten, obwohl sie gleich groß waren. Sein kastanienbraunes Haar war kurz geschnitten. Seine grauen Augen wirkten ernst und intelligent. Ein dichter Bart bedeckte sein Kinn und sie erblickte unter seinen vielfachen Tuniken ein karmesinrotes Kreuz.
»Nein ... äh ... nay, ich bin ziemlich sicher, dass er zu beschäftigt ist, um sich um mich zu kümmern.«
»Robert The Bruce ist niemals zu beschäftigt für seinen Clan«, sagte er. »Es ist eines der vielen Dinge, die ich an ihm bewundere. Kommt mit.« Er streckte eine Hand aus. »Ich werde Euch zu ihm bringen.«
»Nay!«, rief sie aus und fügte dann ruhiger hinzu: »Circenn hat mich angewiesen, in meinem Raum zu bleiben, und er wird aufgebracht sein, sollte er entdecken, dass ich nicht gehorcht habe. Er sagte, er würde dafür sorgen, dass ich später mit meinem Cousin sprechen könnte.«
»Er wird Euch gegenüber nicht aufgebracht sein. Fürchtet nichts, Mylady. Kommt. The Bruce wird begierig sein, Euch wiederzusehen, und von der Freude des Königs mitgerissen, wird der Laird of Brodie Euch Eure Übertretung vergeben. Es ist nur natürlich, dass Ihr überglücklich seid, Euren Cousin wiederzusehen. Kommt.«
Er schloss eine Hand um ihr Handgelenk und beugte sich über die Balustrade.
»Mylord«, rief er in die Große Halle hinab. »Ich bringe Euch Eure Cousine!«
Robert The Bruce schaute mit neugierigem Gesichtsausdruck auf.
12. Kapite l
Lisa erstarrte. Das war's, dachte sie reumütig. Circenn Brodie hätte sie vielleicht am Leben gelassen, aber ihre Neugier hatte gerade den entscheidenden Schlag geführt. Zuerst hatte ihre Neugier sie dazu verleitet, sich um einen Job in einem Museum zu bewerben, damit sie etwas lernen könnte. Dann hatte ihre Neugier sie getrieben, die Kiste zu öffnen und die Phiole zu berühren. Und schließlich hatte ihre Neugier sie aus dem Raum geführt, mitten in eine todbringende Situation. Sie war verloren.
Sie zuckte zusammen, als Armand Berard ihre Hand nahm und sie durch seinen Ellbogen zog. Ihre Schultern sanken besiegt herab und sie senkte leicht das Kinn. Lass dir von niemandem deine Würde nehmen, Lisa, flüsterte Catherine ihr im Geiste zu. Manchmal ist sie alles, was man noch hat.
Sie hob das Kinn jäh wieder an. Wenn sie schon ihrem Tod entgegenging, dann würde sie es, bei Gott, mit Würde tun. Ihre Mutter hatte während all ihres Leidens nie ihre Würde aufgegeben und Lisa würde es ihr gleichtun. Sie neigte den Kopf, glättete ihr Gewand und richtete sich auf.
Es schien ewig zu dauern, bis sie die wenigen Dutzend Stufen
Weitere Kostenlose Bücher