Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuess Mich, Highlander

Kuess Mich, Highlander

Titel: Kuess Mich, Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
Vom Netzwerk:
Kapitel
    »Ihr seid eine Schönheit, Mädchen«, sagte Gillendria und klatschte in die Hände. »Ich dachte, ich könnte das Gewand gut umgestalten, aber es ist die Frau, die es ausmacht.«
    Lisa stand vor dem Spiegel und sah sich einigermaßen erschrocken an.
    Gillendria hatte ein Kleid geändert, das, wie sie sagte, Circenns Mutter Morganna gehört hatte. Nun zog sie es gerade über ein Hemd aus weichstem Leinen über ihre Schultern. Mitternachtsblaue Seide umschmiegte ihre Brüste und der Halsausschnitt verlief im Bogen um ihre Schultern und betonte so ihre durchscheinende Haut und ihre zarten Schlüsselbeine. Das Gewand umschloss ihre Hüften und fiel in einem einzigen goldbestickten Rascheln von Blau bis auf den Boden. Um ihre Taille hatte Gillendria einen goldenen Gürtel geschlungen, der tief geknüpft war und von dem Hunderte winziger goldener Monde und Sterne herabbaumelten. Passende Slipper umschlossen ihre Füße und ein wunderschöner, vormittelalterlicher Schmuckreif lag um ihren Hals. Ein bestickter Überrock war unter ihren Brüsten gebunden. Gillendria hatte ihr das Haar aufgedreht, sorgfältig die goldenen Glanzpunkte ausgewählt, diese Strähnen ein wenig fester aufgedreht, so dass sie auf der wogenden Haarmasse auflagen, und sie dann sanft verwuschelt. Ein Tupfer einer Mischung aus Wurzeln, Kräutern und Blumen färbte ihre Lippen rubinrot.
    Wer war diese Frau im Spiegel, die wie die Sünde aussah ?, fragte Lisa sich, denn selbst sie musste zugeben, dass sie nun wie eine passende Gefährtin für den Laird der Burg wirkte. Dieses eine Mal verfluchte sie sich nicht dafür, groß zu sein, denn in diesem Gewand bedeutete ihre Größe einen unmissverständlichen Hauch von Eleganz.
    »Ihr seid unglaublich, Gillendria«, hauchte Lisa.
    »Das bin ich, nicht wahr?«, erwiderte Gillendria ohne eine Spur von Einbildung. »Obwohl ich schon seit einiger Zeit keine Frau mit Eurer perfekten Figur mehr einzukleiden hatte, habe ich nicht vergessen, wie es geht. Der Laird wird sehr zufrieden sein.«
    Lisa war auch sehr zufrieden. Sie hatte nicht gewusst, dass sie so aussehen konnte. Mit siebzehn hatte sie gehofft, eines Tages wie Catherine auszusehen - eine goldene, auffallende Schönheit -, aber die Arbeit hatte sie vollkommen eingenommen, während sie darum kämpfte, für ihre Mutter zu sorgen, und Lisa hatte seit fünf langen Jahren keinen weiteren Gedanken mehr an ihr Aussehen verschwendet. Ihre Mutter würde es lieben - Oh! Mama!
    Sie zitterte. Wie hatte sie sie auch nur einen Moment vergessen können?
    »Friert Ihr, Mylady?«, fragte Gillendria. »Ich kann einen Umhang holen.«
    »Nay«, sagte Lisa sanft. »Das war nur ein kurzzeitiger Schauder, nicht mehr. Ihr könnt gehen, Gillendria. Ich finde allein in die Große Halle.«
    Nachdem Gillendria gegangen war, sank Lisa aufs Bett. Die Burg Brodie war der wunderbarste Ort, an dem sie je gewesen war, und da saß sie in einem für eine Prinzessin gestalteten Kleid und würde mit einem Mann dinieren, der der Stoff aller ihrer romantischen Träume war. Sie hatte Catherine ein paar Minuten lang ganz vergessen. Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, all die Erwartung und Aufregung einer Frau zu durchleben, die sich auf eine spezielle Verabredung vorbereitet.
    Aber dies war keine Verabredung und es gäbe kein glückliches Danach. Ihre Mutter brauchte sie verzweifelt und Lisa tat etwas, was sie sich noch niemals zuvor zugestanden hatte: Sie versagte darin, ihre Verantwortung gegenüber Catherine wahrzunehmen. Sie war kein Versagen gewohnt. Sie war stets in der Lage gewesen, härter zu arbeiten oder länger, um, wenn auch nicht Erfolg, so doch wenigstens Sicherheit, Nahrung und ein Dach über ihren Köpfen zu sichern. Sie hatte kein Recht, auch nur den kleinsten Moment Glück zu empfinden, hielt sie sich vor, bis sie die Phiole gefunden und ihre Rückkehr veranlasst hätte.
    Und dann wirst du glücklich sein, Lisa?, fragte ihr Herz leise. Wenn du ihn verlässt und nach Hause zurückkehrst, um am Bett deiner Mutter zu sitzen ? Wenn sie stirbt und du im einundzwanzigsten Jahrhundert allein bleibst?
    Wirst du dann glücklich sein ?
    * * *
    Ihre Entschlossenheit, kein Vergnügen zu empfinden, hielt eine ganze Stunde lang an. Lisa beendete ihr Dessert und seufzte zufrieden. Wenn sie nichts sonst gelernt hatte, dann zumindest das, dass man die guten Dinge, die hier und da zwischen den Krisen geschahen, zu schätzen wissen sollte und das Essen war ausgezeichnet gewesen.

Weitere Kostenlose Bücher