Kuess mich, Playboy
eine Minute die Augen schließen …
Er zuckte zusammen, als Sonnenstrahlen ihn weckten. Chiara lag schlafend in seinem Arm, ihre Hand auf seiner Brust, ihr Atem warm und weich an seinem Hals. Jeder Muskel in seinem Körper verspannte sich.
Rafe unterdrückte das frustrierte Stöhnen, hauchte den leichtesten aller Küsse auf das Haar seiner Frau, stahl sich vorsichtig aus dem Bett und eilte zu seinem Zimmer, um sich für eine lange Zeit unter die kalte Dusche zu stellen.
8. KAPITEL
Langsam öffnete Chiara die Augen.
Hatte sie nur geträumt, oder hatte Raffaele tatsächlich neben ihr gelegen und sie in seinen Armen gehalten?
Nein, es musste ein Traum gewesen sein. Ein Mann würde niemals zu einer Frau ins Bett kommen und sie nur halten, nicht einmal ein Mann wie Raffaele. Der, wie sie zugeben musste, einen gewissen Anstand besaß.
Aber es war so real gewesen. Seine starken Arme um sie, sein warmer Körper an ihrer Seite, sein kräftiger Herzschlag unter ihrer Handfläche. Und dann seine Lippen, so weich und flüchtig auf ihrem Haar, kurz bevor sie aufgewacht war …
Nein, definitiv ein Traum. Zumindest einer, der sie nicht in Panik hatte ausbrechen lassen.
Chiara schlug die Bettdecke beiseite, stand auf und tappte barfuß über den weichen Orientteppich zur Balkontür. Frische Morgenluft schlug ihr entgegen, als sie auf den Balkon trat. Auf der anderen Straßenseite erstreckte sich ein großer Park. War das der Central Park? Natürlich hatte sie schon von dem Park gehört, nur hatte sie keine solche Oase der Ruhe erwartet.
Auf der Straße selbst herrschte geschäftiger Trubel. Fußgänger hasteten über den Bürgersteig, Taxis und Busse drängten sich durch den dichten Morgenverkehr. Und doch reichte der Lärm nicht bis hier herauf.
Auch das hatte sie nicht erwartet. Eigentlich hatte sie nichts von dem erwartet, was seit gestern passiert war.
Zum einen hatte sie sich über Raffaele Orsinis Motive für die Heirat geirrt. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn so falsch beurteilt hatte. Nun, nicht sehr, schließlich hatte er sich auch in ihr geirrt. Er war nicht nach Sizilien gekommen, um den Auftrag seines Vaters zu erfüllen, sondern er hatte sie wirklich nur geheiratet, um sie vor Giglio zu beschützen.
Aber er hatte ja selbst gesagt, dass er kein edler Ritter war. Er war ein Gangster, genau wie ihr Vater. Wie sein Vater. Auch wenn er aussah wie einer von den Männern in den Modemagazinen, die sie gesehen hatte.
Oder wie David, Michelangelos Meisterwerk. Nicht dass sie die Marmorstatue selbst gesehen hätte, aber Fotos, in Kunstfolianten. Chiara schluckte. Ob Raffaele so aussah? War sein Körper so perfekt? So unglaublich, so überwältigend … schön?
Entsetzt über sich selbst schwang sie herum, eilte zurück ins Zimmer. Er könnte aussehen wie ein Engel, das änderte nichts daran, was er war. Was er tat, um sein Geld – scheinbar viel Geld – zu verdienen. Dinge, an die sie nicht einmal denken wollte.
Dass er einen gewissen Anstand besaß, war verblüffend, nur änderte es nichts an den Fakten. Dennoch … sollte sie ihm nicht zeigen, dass sie ihm dankbar war für das, was er für sie getan hatte?
Nur wie?
Natürlich! Sie würde sich nützlich machen! Er hatte keine Frau – nun, keine richtige. Eine, die kochte und putzte. Das konnte sie übernehmen. Sie würde sofort damit beginnen. Genau! Sie würde Kaffee aufbrühen. Ihr Vater sagte doch immer, es gebe nichts Besseres als den Duft von frischem Espresso, um einen neuen Tag zu beginnen.
Chiara zog frische Unterwäsche und ein Kleid aus ihrem Koffer und eilte ins Bad.
Den neuen Tag begann Rafe grundsätzlich mit einer Dusche. Heute stand er bereits zum zweiten Mal unter dem eisigen Strahl. Beide Male hatte das eiskalte Wasser zwar seine wütenden Hormone beruhigt, aber gegen die Kopfschmerzen hatte es nicht geholfen.
Er schluckte zwei Aspirin, doch die Trolle in seinem Schädel lachten nur und tobten noch wilder.
Seine Stimmung sank rapide, zum Takt des Hämmerns. Hatte er komplett den Verstand verloren? Musste wohl so sein. Warum sonst sollte er dieses Pfadfindergehabe so weit treiben? Schlimm genug, dass er Chiara tatsächlich geheiratet hatte, aber welcher Teufel hatte ihn geritten, sich auch noch zu ihr ins Bett zu legen?
Er stieg aus der Duschkabine und trocknete sich ab. Nächster Halt – Scheidungsrichter!
Es war Zeit, seine Anwältin anzurufen. Aber zuerst musste sein Kopf wieder funktionieren. Also erst das Aspirin
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