Kuess mich, Playboy
musste, um dort die Namen von einem Dutzend Frauen zu finden, die jederzeit mit Freuden in sein Bett kommen würden? Schöne Frauen. Sinnliche Frauen. Frauen, gegen die diese dort wie ein armes Waisenkind wirkte.
„Ich rede über die Pflichten einer Ehefrau im Allgemeinen, und ja, das beinhaltet wohl auch … das beinhaltet …“
„Sex.“ Er lächelte schmal. „Du kannst das Wort ruhig aussprechen. Du wirst davon nicht beschmutzt.“
Ihre Gesichtsfarbe wechselte von Dunkelrot zu Pink und wieder zurück. „Ihnen mag es unwahrscheinlich scheinen, aber nicht jede Frau gibt sich willig den Anschein, sie würde gern für die primitiven Bedürfnisse eines Mannes herhalten.“
Hoppla! An ihrer Einstellung musste dringend gearbeitet werden, aber das sollte ruhig ein anderer übernehmen. Warum sagte er ihr nicht, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte? Für die Scheidung war nicht mehr nötig als ein kurzes Telefonat.
„Vermutlich bilden Sie sich jetzt ein, Sie hätten gewisse … Privilegien, weil Sie mich vor Giglio gerettet haben.“
Er merkte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten. „Soll heißen?“
„Sie haben es selbst gesagt. Sie hatten von Anfang an vor, die Heirat durchziehen.“
„Das habe ich nur gesagt, weil ich wütend war. Weil dein alter Herr dich seinem capo überlassen wollte.“
„Warum sollte ich Ihnen jetzt glauben?“ Sie lächelte kalt. „Die Lügen kommen Ihnen mit solcher Leichtigkeit über die Lippen.“
„Weißt du was?“, knurrte er schneidend. „Ich habe genug von diesem Unsinn. Zeit, schlafen zu gehen.“
Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Sie hatte ihn missverstanden. Er wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als sie einen Fluch ausstieß, den er nur von seiner Jugend auf der Straße kannte.
„Richtig, das bin ich“, presste er zwischen den Zähnen hervor.
Mit zwei Schritten war er bei ihr, fasste sie beim Arm und riss sie an sich. Sie schrie los, wehrte sich mit Händen und Füßen, dennoch hob er sie auf seine Arme und trug sie in die obere Etage, über den Gang zu einem der Gästezimmer, wo er sie unsanft auf das Bett warf.
Sie rappelte sich sofort wieder auf, ihr Haar eine wirre Mähne wilder Locken. Der grässliche Mantel klaffte auf und zeigte sie in ihrem ganzen lächerlichen Aufzug.
In ihrem unglaublich sexy Aufzug.
Unter dem viel zu großen T-Shirt zeichneten sich ihre Brüste ab, die Spitzen stachen hart hervor und schienen danach zu betteln, liebkost und gereizt zu werden …
Rafe trat hastig zurück. „Dein Bad ist da drüben.“ Mit dem Kopf deutete er zu einer Tür. „Seife, Shampoo, Zahnbürste … alles, was du brauchst, müsste da sein.“
„Glauben Sie nicht, ich würde mich für Sie zurechtmachen …“
„Das wäre reine Zeitverschwendung. Ich ziehe sanfte, feminine, sexy Frauen vor. Du bist nichts dergleichen. Kein Wunder, dass dein alter Herr dir einen Ehemann besorgen musste.“
Das saß.
Er war schon halb den Korridor hinunter, als die Tür so heftig zugeknallt wurde, dass die Erschütterung durch die ganze Wohnung lief. Aus einem unerfindlichen Grund musste Rafe grinsen.
Erst eine heiße Dusche, dann ins Bett. Das war alles, was er jetzt brauchte.
Etwas weckte ihn.
Rafe war nicht sicher, was für ein Geräusch das war. Sein Wecker auf jeden Fall nicht. Die Digitalanzeige stand auf 5:05, was bedeutete, dass das Ding erst in fünfundfünfzig Minuten losschlug.
Da! Da war es wieder. Schwach nur, aber … Etwa ein Schluchzen? Ja, definitiv. Da weinte jemand.
Chiara!
Er setzte sich auf und rieb sich über die Bartstoppeln. Was jetzt? Sollte er es ignorieren? War vermutlich besser. Und überhaupt, was interessierte es ihn? Sollte sie ruhig heulen! Jedes Mal, wenn er nett zu ihr sein wollte, hatte sie ihn angeblafft wie ein bissiger Wachhund auf dem Schrottplatz.
Er lehnte sich in die Kissen zurück, die Arme unter dem Kopf. Sie war also unglücklich, ja? Nun, er machte auch nicht gerade Luftsprünge vor Begeisterung. Er hatte Frauen schon öfter weinen gehört. Ingrid, zum Beispiel, gerade erst vor zwei Tagen. Das war schon eine Ewigkeit her. Nur hatte es sich bei Ingrid ganz anders angehört, nicht so wie bei Chiara. So traurig. Verzweifelt. Die Schluchzer schienen direkt aus ihrer Seele zu kommen.
Rafe schlug die Bettdecke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und marschierte los. Vor der Tür des Gästezimmers blieb er stehen. „Chiara?“
Zuerst glaubte er, die Schluchzer hätten aufgehört, doch sie
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