Kuess mich, Playboy
klangen jetzt nur erstickter. Chiara weinte, als würde ihr das Herz zerrissen.
Er klopfte an. Noch immer keine Reaktion. Er holte Luft und drehte vorsichtig am Türknauf. Die Tür war nicht verschlossen.
Im Raum war es dunkel, nur durch den Spalt der angelehnten Badezimmertür fiel Licht ins Zimmer, genug, dass er die zusammengerollte Gestalt auf dem Bett erkennen konnte. Er rief leise ihren Namen und erhielt keine Antwort. Nur zögernd trat er ein, wusste er doch, dass er es bereuen würde. Sie würde Zeter und Mordio schreien, wenn sie ihn in ihrem Schlafzimmer entdeckte. Vorsichtig ließ er sich auf der Bettkante nieder.
Sie hatte das Gesicht in die Kissen vergraben, die Bettdecke hielt sie schützend im Arm. Sein Herz zog sich zusammen. Sie war so winzig und verängstigt, und er hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus und strich ihr übers Haar. „Chiara, Kleines, es tut mir leid. Nicht weinen, bitte …“
Das Bett schien plötzlich zu explodieren. Rafe wappnete sich für gellendes Geschrei, stellte sich auf den rechten Haken ein, der ihn am Kinn treffen würde … Doch nichts dergleichen geschah. Chiara warf sich ihm schluchzend an den Hals und barg ihre feuchte Wange an seiner nackten Schulter.
Völlig überrascht blieb er reglos sitzen. Dann legte er behutsam die Arme um sie. Sie war so weich, und sie zitterte am ganzen Leib.
Er schloss die Augen. Es war ein wunderbares Gefühl, sie zu halten. Sie roch so gut. Nach seinem Shampoo und seiner Seife, doch ihr Duft hatte sich mit den Essenzen vermischt. Der Duft einer Frau. Der Duft von Chiara.
Der Duft seiner Frau.
Sein Körper reagierte, und im Stillen verfluchte Rafe sich dafür. Hier gab es absolut nichts Sexuelles. Der Morgen brach über einer schlafenden Stadt an, und er hielt eine weinende Frau umarmt.
Vergiss das nicht, Orsini, ermahnte er sich. „Chiara, was ist denn? Hast du einen Albtraum gehabt?“
Sie nickte. Die seidigen Locken streichelten sanft wie Federn seine Haut. Er hielt sie enger, zog sie näher an sein Herz.
„Willst du darüber reden?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nicht? Auch gut, du musst nicht …“
„Ich habe geträumt, es wäre meine Hochzeitsnacht.“
Der Wangenmuskel begann wieder zu zucken. Es war ihre Hochzeitsnacht. Kein gutes Gefühl zu wissen, dass er der Auslöser ihrer Albträume war.
„Du brauchst keine Angst zu haben, Kleines. Dir wird nichts passieren.“
„Meine Hochzeitsnacht mit Giglio.“
Das war allerdings ein Albtraum. „Schh, es war nur ein böser Traum.“
Ein Schauder schüttelte sie. „Es war so echt. Seine Hände und sein Mund waren überall …“
„Beruhige dich.“ Eine unvernünftige Rage wallte in ihm auf. „Giglio kann dir nichts tun, er kommt nicht mehr in deine Nähe.“
Schweigen. Noch ein Schauder. Dann sagte sie etwas, so leise, dass er es nicht hören konnte.
Er beugte den Kopf näher. „Was hast du gesagt?“
„Ich … ich war abscheulich zu dir, Raffaele.“ Sie wechselte endlich zum Du. „Du hast mich vor ihm bewahrt, und anstatt dir zu danken, beschimpfe ich dich und unterstelle dir alle möglichen Dinge.“
„Wir haben wohl beide dem anderen alle möglichen Dinge unterstellt.“ Er lächelte. „Was kann ein Mann sich Besseres vorstellen, als die Heimsuchung einer schönen Frau zu sein?“
Sein Versuch, der Atmosphäre mit einem Scherz die Spannung zu nehmen, ging völlig an ihr vorbei. „Nein, ich habe doch nicht von dir geträumt, Raffaele, sondern von …“
„Ich weiß. Chiara, du musst mir glauben. Mein Vater wollte, dass ich dich heirate, aber ich hatte das nie vor. Ich meine, ein Mann kann sich glücklich schätzen, mit dir verheiratet zu sein“, ergänzte er eilig, „aber …“
Sie hob die Hand und legte einen Finger auf seine Lippen. „Es ist nicht so, dass ich nicht deine Frau sein will. Ich wollte niemandes Frau sein. Niemals. Verstehst du?“
Nein, nicht wirklich. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr ging er mit Frauen aus, und bisher war ihm noch keine begegnet, deren ultimatives Ziel nicht eine Ehe gewesen wäre.
Doch dann dachte er darüber nach, was er über die Frau, die er in seinen Armen hielt und die mit großen Augen und Tränen an den langen Wimpern zu ihm aufsah, wusste. Der herrschsüchtige Vater. Das Leben in der kompletten Isolation. Und vor allem ihre panische Angst vor Sex. Gott, sie war so schön. Und so verletzlich …
„Ja“, sagte er rau, „ich verstehe. Aber du
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