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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Simmons
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gesprochen?«
    »Nein, ich wollte sie nicht beim Essen stören. Aber Goldie war dabei, und du weißt ja, wie Goldie sein kann.«
    »Ja, ich weiß, wie Goldie sein kann.«
    Beide räusperten sich ein wenig selbstgerecht.
    »Aber Goldie meint es nur gut.« Minerva hatte wohl plötzlich das Gefühl, ohne diesen Nachsatz ihrer Freundin gegenüber nicht loyal zu sein.
    Anna Rogozinski wusste, dass sie von Zeit zu Zeit dazu neigte, allzu unverblümt zu sein, und jetzt war es wohl wieder einmal so weit. »›Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert‹«, konterte sie.
    »Wie wahr, wie wahr.« Ihre Besucherin bewegte den Kopf zu den Worten rhythmisch auf und ab, als handelte es sich um ein Mantra.
    »Ich würde gerne wissen, ob die junge Frau die Absicht hat, lange in der Stadt zu bleiben«, meinte Anna beiläufig, als wäre die Antwort für sie von keinerlei Belang.
    »Gordy Howell glaubt, dass sie auf Dauer hier bleibt.«
    Die Tasse Tee, die Anna umklammerte, blieb mitten in der Luft stehen. »Wie kommt Gordy denn darauf?«
    »Weil Sam ihn beauftragt hatte, das große Vorderfenster an seinem Haus herauszureißen, damit ihr Flügel durch die Tür passte. Gordy meint, dass man kaum den ganzen Aufwand betrieben hätte, wenn sie die Absicht hätte, nur ein oder zwei Wochen zu bleiben.«
    Annas Herzschlag beschleunigte sich. »Sie ist Pianistin.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Und außerdem hat sie ein reizendes Lachen«, sagte Anna ganz versonnen, als hätte sie vergessen, dass sie nicht alleine war.
    Minerva streckte die Hand über den kleinen Rattantisch, der zwischen ihnen stand, und tätschelte Anna Rogozinski, die ihren Gehstock fest umklammert hielt, die Hand. »Ja, sie hat ein reizendes Lachen.«

Kapitel 10
     
    Sie war unverschämt reich.
    Stinkreich.
    Unanständig reich.
    Sie besaß so viel, und er so wenig.
    Es war nicht etwa so, dass er sich vor harter Arbeit drückte. Er hatte sich weiß Gott abgerackert, seitdem er die High School nach der Mittleren Reife verlassen hatte. Er war sich für nichts zu schade gewesen: Er hatte beim Straßenbau geschuftet, war bei der Müllabfuhr gewesen und hatte zwölf Stunden täglich in der Fabrik gearbeitet.
    Fabrikarbeit – Sklavenarbeit im Akkord, an einem Montageband in pausenlos vorbeiziehende Getriebe Schrauben und Muttern drehen. Es war ein schmutziger Job gewesen, aber die Bezahlung hatte wenigstens gestimmt. In guten Zeiten, wirklich guten Zeiten, hatte er tatsächlich achtzehn Dollar pro Stunde verdient, plus Leistungszulage plus Überstundenzuschlag. Es hatte ihm nicht einmal etwas ausgemacht, dass er das Schmieröl unter seinen Fingernägeln nicht mehr wegbekam.
    Dann hatte das Werk am Ort geschlossen, und das Montageband war samt den hoch bezahlten Jobs nach Süden an die Grenze von Mexiko umgezogen. Verdammte NAFTA! Verdammte Gewerkschaft! Verdammter Konzern! Seither musste er jeden bescheuerten Job annehmen, den er bekam.
    Eine Sache war ihm immer ein Rätsel geblieben: Er kam nicht dahinter, wie manche Leute es anstellten, nach oben zu kommen und immer reicher und reicher zu werden, während die armen Schlucker der restlichen Welt immer weiter zurückblieben.
    Er arbeitete immer härter und wurde dennoch von Tag zu Tag ärmer. Ein schuftender Armer – ja, genau das war er.
    Doch er war nicht dumm. Er wusste Dinge, die andere Leute nicht wussten oder vielleicht einmal gewusst, aber inzwischen längst vergessen hatten. Er vergaß nichts. Er erinnerte sich an alles. Und er war klug genug, eins und eins zusammenzuzählen.
    Er war immer jemand gewesen, der nicht viel sagte, dafür aber Augen und Ohren offen hielt. Deshalb sah er Dinge, hörte er Dinge und bekam er Dinge heraus, an die andere Leute nie dachten.
    Eine wertvolle Lektion hatte er vor langer Zeit von seinem Daddy gelernt, als er ihn dabei beobachtete, wie er hinter dem Rücken seiner Mom herumschlich und sich an dem Schnaps bediente, den er in dunklen Flaschen mit dem Etikett GIFT in einem kleinen Verschlag hinter der Scheune aufbewahrte: Jeder hatte seine Geheimnisse. Jeder hatte ein, zwei Leichen im Keller versteckt.
    Sogar seine Mom, wie sich herausstellte.
    Ein Junge verpetzte seine Mom nicht, natürlich nicht – und sie hatte weiß Gott allen Grund, das zu tun, was sie tat. Sein Daddy war ein gemeiner Hundsfott, wenn er getrunken hatte. Aber seit der Zeit hielt er es für eine gute Idee, mit wachsamen Augen durch die Welt zu gehen. Man konnte nie wissen, wann jemand womöglich auf die

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