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Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition)

Titel: Küss mich, Sweetheart: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Simmons
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Darjeeling, im Norden Indiens«, erklärte Anna und zog das saubere Nachthemd über den Kopf. Esther räumte das Schlafzimmer zu Ende auf. »So heißt auch eine Teesorte, die Sie manchmal trinken, nicht wahr?«
    Anna nickte und begab sich ins angrenzende Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und das wenige Make-up zu entfernen, das sie in ihrem Alter noch auflegte.
    Sie betrachtete sich im Spiegel über dem Waschbecken. Sicher, ihr einst honigblondes Haar war mittlerweile schlohweiß, aber ihr Teint war immer noch gut, für ihr Alter geradezu beneidenswert. Dadurch, dass sie jahrelang den halben Tag verschlafen hatte, weil sie abends aufgetreten war, hatte sie offensichtlich verhindert, dass ihre Haut durch zu viel Sonne geschädigt worden und frühzeitig gealtert war. Als sie aus dem Badezimmer zurückkam, schlug Esther gerade die Bettdecke zurück. Die Haushälterin war von Natur aus sehr penibel; sie strich erst eine kleine Falte in dem Laken glatt, bevor sie hochblickte. »Haben Sie auch den Taj Mahal gesehen?«
    »O ja.«
    Esther schüttelte die Kissen auf. »Ich war immer der Meinung, dass es der schönste Fleck auf Erden sei. Man stelle sich das nur mal vor: ein wunderschöner Palast, der von einem Mann im Gedenken an seine geliebte Frau erbaut worden ist.« Die Frau seufzte wehmütig auf. »Ich habe Bilder vom Taj Mahal gesehen. Ich frage mich, ob er wirklich so sauber und strahlend weiß ist wie auf den Fotos.«
    »Als ich das letzte Mal da war, war er es noch.« Sicher, das war vierzig Jahre her. Oder waren es jetzt schon fünfzig? Anna fragte sich, ob Esther eigentlich wusste, dass es sich bei diesem Denkmal um ein Grabmal handelte.
    »Du meine Güte, Sie sind aber auch wirklich in der Welt herumgekommen und haben eine Menge fremder Orte und wundervoller Plätze besucht, Miss Rogozinski. Plätze, die ich alle nur aus Büchern oder dem Fernsehen kenne. Ich glaube ja nicht, dass ich jemals nach Venedig oder Dar-jeeling kommen werde«, meinte Esther, wobei sie so ihre Probleme mit der Aussprache hatte.
    Anna fielen langsam die Augen zu.
    »Schluss jetzt mit meinem Geplapper. Ich seh schon, es wird Zeit, dass wir Sie jetzt endlich ins Bett packen.«
    Anna unternahm gar nicht erst den Versuch, dagegen zu protestieren. »Ich möchte übrigens nicht, dass die Ohrringe und der Ring hier so frei herumliegen. Meine Schmuckschatulle ist in der untersten Schublade der Frisierkommode. Der Schlüssel liegt in meinem Schminkkoffer unter den Puderquasten.«
    Dies war das erste Mal, dass Anna ihre Haushälterin mit der Aufgabe betraute, den Schmuck wegzuräumen. Aber diese Frau hatte ihre Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit, ihre Pünktlichkeit und ihren Fleiß inzwischen mehr als bewiesen. Seit einem Jahr kümmerte Esther sich mit großer Geduld und Liebenswürdigkeit um sie, ohne es dabei am nötigen Respekt fehlen zu lassen.
    Esther Preston war eine durch und durch ehrliche Haut, die niemandem etwas vormachte. Sie war zwar keine im herkömmlichen Sinne gebildete Frau, aber als Witwe, die gezwungen war, allein in der Welt zurechtzukommen, war ihr auch nichts anderes übrig geblieben, als die Lektionen des Lebens auf die harte Tour zu lernen. Anna hatte nicht nur Mitleid mit ihr, sie hatte deshalb auch großen Respekt vor ihr.
    »Sie klettern jetzt ins Bett, und ich verstaue Ihren Schmuck dort, wo er hingehört«, sagte Esther. »Aber bevor Sie einschlafen, will ich Ihnen auf jeden Fall noch die Hände mit der Salbe einreiben.«
    Was sie einmal versprochen hatte, das hielt sie auch. Anna beobachtete durch ihre schweren Lider, wie der Schmuck sicher weggeschlossen wurde. Anschließend setzte Esther sich auf die Bettkante und begann die lindernde Salbe sanft in Annas schmerzende Gelenke einzumassieren. Ein warmes Gefühl der Erleichterung strömte ihr von den Händen in die Arme. Sie konnte ihre Augen einfach nicht mehr offen halten.
    Das Letzte, was sie noch hörte, bevor es im Zimmer dunkel wurde, waren die Worte: »Gute Nacht, gnädige Frau. Träumen Sie was Schönes.«
     
    Träumte sie? Oder schwebte sie in dem zeitlosen Raum zwischen Wachsein und Schlaf? Dem Raum, in dem Alte wieder jung waren und die Jungen ihr Leben wie einen gewundenen Weg am Horizont vor sich liegen sahen?
    Jacob.
    Sie erinnerte sich an eine andere Zeit – eine längst vergangene Zeit – und einen anderen Tanz im Park. Sie war damals jung und hübsch gewesen. Die Männer lauerten auf eine Gelegenheit, sie auf die Tanzfläche entführen

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