Kuess mich, und ich bin verloren

Familienmenschen werden, den sie sich so sehr wünschte.
    Sie sagte: „Irgendein Vermögen verwalten, das kann jeder. Aber so wie du deinen eigenen Weg gehst, das ist etwas Besonderes. Wer hätte schon den Special Air Service verlassen, weil er seine Liebe zu antiken Gegenständen entdeckt hat? Dein leidenschaftliches Wesen hat mich angezogen – du warst so anders. Darum habe ich mich in dich verliebt.“
    Ihre Ehrlichkeit beschämte Brand. Es war an der Zeit, sich nicht länger zu verstecken. Er sah ihr in die Augen und gestand ihr die reine, nackte Wahrheit: „Ich habe immer nur dich gewollt.“

10. KAPITEL
    „Was soll das heißen?“, fragte Clea.
    Brand sagte nichts.
    Sie wollte ihm nicht zeigen, wie verunsichert sie war, und sah auf den See. Ein Schwanenpaar schwamm nebeneinander her. Hinter ihnen kräuselte sich das Wasser. „Gab es nicht noch jemand anderen?“
    „Wen? Meinst du Anita?“
    Als er den Namen aussprach, kamen ihr plötzlich Bedenken. Womit hatte sie da nur angefangen?
    „Komm, lass uns spazieren gehen.“ Brand stand schon, und kurz darauf hatte er bezahlt. Er führte sie zu einem schmalen Weg, der sich am Ufer des Sees entlangschlängelte.
    Clea sah erneut zu dem Schwanenpaar. Einer der beiden lag etwas zurück, und während sein Kopf im Wasser verschwand, bildete der Hals einen eleganten Bogen. Der andere schaute geduldig zurück zu seinem Partner. Eine glückliche Ehe. Clea hatte einmal gelesen, dass Schwäne ein Leben lang zusammenblieben.
    „Also, was war mit Anita? Oder war da noch jemand anderes?“, fragte sie, während ihr das Herz wild in der Brust hämmerte.
    „Ja. Jemand anderes.“
    Sein scherzhafter Tonfall ließ sie einen Blick zur Seite werfen. Er hatte die Mundwinkel nach oben gezogen.
    Clea verlor die Geduld und blieb wütend stehen. „Verdammt, Brand! Willst du mich demütigen?“
    Ein merkwürdiger Ausdruck lag in seinen Augen. War er etwa unsicher? Nein, das konnte nicht sein! Brand war der selbstsicherste Mensch, dem sie je begegnet war.
    „Es gibt keine andere Frau“, sagte er. „Das müsste dir doch klar sein, so hilflos, wie ich reagiere, sobald wir uns berühren.“
    Clea stöhnte ungläubig. „Du kannst dich ja nicht einmal überwinden, mich überhaupt zu berühren.“
    „Weil ich sonst nie mehr damit aufhören könnte.“
    Was sagte er da nur? Sollte sie das ernst nehmen? Bestimmt machte er sich nur über sie lustig. „Was ist jetzt mit Anita?“
    Er zuckte mit der Schulter. „Was soll mit ihr sein?“
    Clea bemühte sich zu verbergen, wie zerrissen sie war zwischen Enttäuschung, Verzweiflung und aufkeimender Hoffnung. „Wir haben private Ermittler engagiert, als du verschwunden warst. Und die haben uns berichtet, dass du eine Affäre hattest, darauf hätte alles hingedeutet.“ Brands einzige Reaktion war, dass er die Augen ein wenig zusammenkniff. Es schien, als ob er sich immer weiter von ihr entfernte. Aber nun hatte sie angefangen, also musste sie weiterreden: „Sie haben Beweise gefunden, wonach du eine ganze Zeit mit Anita zusammen warst. In Griechenland. Und dann auch im Irak.“
    Ohne das geringste Zeichen von Verlegenheit erklärte Brand: „Anita ist eine Kollegin. Sie hat mir bei einem Projekt geholfen.“
    „Davon hast mir damals nie etwas erzählt.“
    „Du hast schon immer so empfindlich reagiert, wenn ich ihren Namen nur erwähnt habe. Darum habe ich lieber nichts gesagt.“
    „Anscheinend hatte ich auch gute Gründe, um empfindlich zu reagieren. Hast du mir nicht erzählt, ihr hättet nur eine lockere Beziehung gehabt? In Wirklichkeit habt ihr doch sogar zusammengewohnt, oder nicht?“
    „Das zu verschweigen, war blöd von mir. Ich gebe es zu.“ Brand hob die Schultern und breitete die Arme aus. „Du hast dich ganz schön angestellt wegen ihr. Völlig grundlos, weil alles längst vorbei war – außer dass sie noch immer eine Kollegin war. Und nur darum habe ich dich angelogen. Ich wollte einfach nicht, dass du dir unnötige Sorgen machst. Später war es dann zu spät, dir die Wahrheit zu erzählen. Da hatte ich mich schon in die Sackgasse hineinmanövriert.“
    Wie Clea zugeben musste, hatte Brand nicht ganz unrecht. Sie war ganz schön eifersüchtig geworden, als sie gespürt hatte, wie vertraut Brand und Anita zusammen waren. Vertrauter, als es bei einer lockeren Beziehung der Fall sein konnte. Anita war Archäologin, eine Expertin für die Kulturen des Mittleren Ostens, und teilte damit Brands Leidenschaft. In Cleas