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Küss mich wie damals

Küss mich wie damals

Titel: Küss mich wie damals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY NICHOLS
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als in natura. Und die gute Frau konnte den Unterschied nicht sehen. Ihr Gatte würde ihn bestimmt erkennen, und auch jeder andere Betrachter des Gemäldes. Nicht zum ersten Mal überlegte Frances, ob sie nicht mehr Selbstrespekt beweisen sollte, wenn sie solche Auftragsarbeiten ausführte.
    Ein Diener kündete die Ankunft der ersten Gäste an, die einer nach dem anderen den Salon betraten, begrüßt wurden und Platz nahmen. Man servierte ihnen Tee und Gebäck. Das Bild auf der Staffelei war mit einem Tuch verhängt worden. Am liebsten wäre Frances vor der Enthüllung des Porträts gegangen. Sie fühlte sich nie wohl, wenn sie oder eines ihrer Kunstwerke im Mittelpunkt standen. Bereits im Begriff, sich von den Gastgebern zu verabschieden, sah sie den Duke of Loscoe und dessen Tochter erscheinen.
    Gelassen betrat Seine Gnaden den Raum, obwohl er wusste, dass alle Leute ihn anschauten. Bei seinem Anblick seufzten die Damen leise, Frances ausgenommen.
    Er verneigte sich vor Lady Willoughby und sagte: „Ihr untertänigster Diener, Madam.“
    „Wir fühlen uns geehrt, Euer Gnaden, dass Sie gekommen sind“, hauchte Ihre Ladyschaft beeindruckt.
    „Das ist meine Tochter Lavinia“, stellte er das junge Mädchen an seiner Seite vor.
    Lavinia begrüßte die Herrschaften, mit denen sie von Lady Willoughby bekannt gemacht wurde, lächelte dabei jedoch so verkrampft, dass Frances sich fragte, welche Warnungen ihr Vater vor dem Besuch ausgesprochen haben mochte.
    „Lady Frances, die Countess of Corringham“, stellte Ihre Ladyschaft sie vor. „Ich glaube, Sie kennen sich bereits.“
    „Ja“, bestätigte der Duke und verneigte sich. „Wie geht es Ihnen, Madam?“
    Sie rang sich ein Lächeln ab und überlegte, ob es ebenso verkrampft wirken mochte wie Lady Lavinias. „Danke, sehr gut, Euer Gnaden.“
    „Lady Frances ist unser Ehrengast, von Ihnen, Euer Gnaden, natürlich abgesehen. Ihretwegen haben wir uns hier versammelt“, erklärte Lady Willoughby.
    „Ach ja?“ Marcus zog eine Augenbraue hoch und schaute belustigt die Countess of Corringham an. Sein amüsierter Blick verwirrte sie, und irritiert fragte sie sich, ob er die Beziehung zu ihr vergessen oder sich wie sie den Anschein geben mochte, es habe nie etwas zwischen ihnen gegeben.
    Lady Willoughby drehte sich um und klatschte in die Hände. „Meine lieben Freunde“, sagte sie. „Dieser Anlass ist nicht formeller Natur. Daher werden keine Reden gehalten. Ich möchte, dass Sie die ersten Leute sind, die das hier sehen.“ Mit schwungvoller Geste zog sie das Tuch vom Gemälde fort. „Das ist Lady Frances’ letztes Werk.“
    Einige Augenblicke lang herrschte Stille, in der Frances sich wünschte, sie könne in der Erde versinken. Dann wurde applaudiert, und man begann, der Hausherrin die ersten Komplimente zu machen. Sie sei sehr lebensnah getroffen, hieß es, und man könne jedes einzelne Haar ihrer Frisur erkennen. Außerdem sei ihr Teint sehr gut wiedergegeben, und auch die Hände sähen naturgetreu aus. Schließlich könne nicht jeder Maler Hände so gut darstellen.
    „Ich fühle mich geschmeichelt“, äußerte Frances und stand unter großem Beifall auf.
    „Geschmeichelt?“, raunte der Duke of Loscoe ihr zu. „Mir scheint, Sie sind diejenige, die jemandem geschmeichelt hat.“
    „Warum nicht?“, flüsterte sie. „Das richtet keinen Schaden an.“ Sie versuchte, das seltsame Gefühl nicht zu beachten, das sie plötzlich in Marcus’ Nähe empfand. Die vergangenen siebzehn Jahre kamen ihr wie ausgelöscht vor. Im Stillen ermahnte sie sich zur Vernunft und hielt sich vor, Wasser flösse nie rückwärts.
    „Ich glaube, das ist nicht gut für Sie.“
    „Unsinn! Und außerdem wüsste ich gern, welche Bedeutung es für Sie hat, was ich tue.“
    „Sind Sie derart auf Geld angewiesen, dass Sie so billiges Zeug wie das Bild da produzieren müssen?“
    „Es entzückt Lady Willoughby. Und das bedeutet, dass andere Leute …“
    „… das Bedürfnis verspüren werden, auch gegen ein exorbitant hohes Honorar von Ihnen gemalt zu werden.“
    „Was spricht gegen ein gutes Honorar?“
    „Nichts, aber ich dachte, Sie hätten mehr Selbstwertgefühl.“ Der Duke of Loscoe lächelte die sich ihm nähernde Hausherrin an.
    „Wie finden Sie das Porträt, Euer Gnaden?“, fragte sie. „Es ist mir ungemein ähnlich, nicht wahr?“
    „Oh, es ist ausgezeichnet“, antwortete er. „Lady Corringham ist wirklich sehr talentiert.“
    „Haben Sie sich je porträtieren

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