Kuess mich
überkam sofort ein schlechtes Gewissen. Sie hatte es unbewusst gemacht, aber ihr war klar, wie unangenehm sowas für Chris sein musste. Sie hätte es auch nicht schön gefunden, mit seiner Ex-Freundin verglichen zu werden.
>> Sorry, war nur so dahingesagt… <<
Sam drückte sich an Chris‘ Rücken und folgte ihm dann nach draußen. Als sie wieder an dem silbernen Mercedes vorbeigingen, musste sie nachfragen.
>> Wie gut verdient man eigentlich in so einem Museum? <<
>> Dort arbeitet niemand des Geldes wegen…kaum etwas. <<
>> Aha. <<
Chris grinste, weil er wusste warum Sam nachgefragt hatte.
>> Meine Familie mütterlicherseits war ziemlich wohlhabend. Sie hat mich finanziell gut abgesichert. Ich lebe zur Zeit von meinem Erbe. Das Studium bezahlt mein Vater. Wenn es um Geld ging, hat er sich nie etwas zu schulden kommen lassen. Er hat ein paar Unternehmen die mit Immobilien handeln, hier und in Irland. Es geht uns finanziell gut, aber wir lernen den Mateschitz‘ sicher nicht das Fürchten. <<
Sam ersparte sich die Anekdote darüber, dass Bastians Großvater mal für Dietrich Mateschitz gearbeitet hatte. Sie musste wirklich aufpassen Bastian nicht ständig zu erwähnen. Tat sie das sonst auch so oft?
>> Also doch kein Meisterdieb! << , stellte sie belustigt fest und griff nach Chris‘ Hand die so auffordernd nach ihrer getastet hatte.
>> Nein, das war gelogen. Bist du jetzt enttäuscht? <<
Sie lachte und lies den folgenden Satz gebührend sarkastisch klingen.
>> Ja! Ich bin sehr enttäuscht von dir Christian O’Shay! Du bist die langweiligste Person die mir je begegnet ist! <<
Kurz vor acht kamen Chris und Sam in der Scheune an. Sev, Matthias und Pia hatten schon den zweiten Überraschungscocktail vor sich stehen.
>> Na endlich! Wir dachten schon ihr kommt nicht mehr! Wo wart ihr denn so lange? << , wollte Pia wissen und musterte Sam skeptisch.
>> Und wann hast du den Schlabberlook für dich entdeckt? <<
>> Sorry, aber wir hatten ein Problem mit verschwindenden Klamotten. <<
Matthias grinste.
>> Das Problem kenn ich! <<
>> Können wir vielleicht das Thema wechseln? Nicht jeder hier hat das Problem, dass sich die Klamotten seiner Freundin heute in Luft aufgelöst haben! << , protestierte Sev, während er den beiden Neuankömmlingen Getränke vorsetzte.
>> Stell dich nicht so an Sev, du siehst deine Anna ja morgen wieder, dann kannst du ihre Klamotten auch verstecken! << , schlug Chris vor und zwinkerte Sam kokett zu.
>> Du hast eine Freundin? <<
Pias Frage überraschte Sam. Sie hätte vermutete, dass die Brünette Matthias in den letzten vierundzwanzig Stunden informationstechnisch leer gequetscht hatte. Matthias tratschte gerne, Pia hörte gerne Tratsch – eigentlich müssten die beiden alles ausgetauscht haben, was sie jemals über jemanden gewusst hatten, aber anscheinend waren sie zu abgelenkt gewesen.
Sev nickte.
>> Ja, schon lange! Wir sind fast acht Jahre zusammen. <<
>> Wow! Das ist ja fast ein Leben lang! << , stellte Pia begeistert fest.
>> Ja, für einen Neunjährigen… << , fügte Sam hinzu, weil sie sich diesen Kommentar einfach nicht verkneifen konnten.
Acht Jahre waren wirklich eine lange Zeit. Sam wollte das auch irgendwann behaupten können, vielleicht schon in sieben Jahren und dreihundertvierundsechzig Tagen.
>> Kommt deine Freundin morgen nach? <<
Sev reagierte ungeahnt überrascht auf Sams Frage. Er stutzte, suchte kurz Augenkontakt zu Chris , der mit einem Mal etwas blasser wirkte als sonst.
>> Ehm nein. Ich reise morgen ab. Wir sind eigentlich immer nur zwei Wochen hier. <<
Sam schluckte. Dieses „Wir“ klang weitaus bedrohlicher als ein Personalpronomen klingen sollte.
Sie sah rüber zu Chris und bemerkte , die fehlende Farbe in seinem Gesicht. Das krampfartige Gefühl in ihrer Brust meldete sich wieder. Sam hatte noch nie wirklich darüber nachgedacht, was nach diesem Urlaub kommen würde. Chris hatte zuversichtlich geklungen, aber vage, wahrscheinlich hatte er auch nicht darüber nachgedacht. Er wohnte zwar nicht am anderen Ende der Welt, aber um sich jeden Tag zu sehen, lagen zu viele Kilometer zwischen den beiden.
Matthias meldete sich vor Chris zu Wort und wandte sich an Sam.
>> Ich bleibe noch mit Pia und dir hier. Die Uni fängt erst in zwei Monaten wieder an, ich kann meinen Urlaub verlängern. <<
Jetzt begannen Sams Alarmglocken tatsächlich zu schrillen . Pia grinste triumphierend und schüttete sich zufrieden eine verdächtig klare
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