Kuess mich
Blümchen zu begegnen, den Supermarkt zu betreten. Das Angebot war überragend. Hier wusste man noch den Namen der Kuh, die jetzt als Steak in der Vitrine lag, außerdem gab es Sonnenmilch und Postkarten.
Im Gang mit den Medikamenten für Heuschn upfenallergiker und Pessimisten - die das Ambiente nur getrübt hätten - standen auch die Zigaretten. Sie schnappte sich eine Packung und ging damit zur Kasse. Die Kassiererin kannte Jesus noch persönlich und hatte sich die Dauerwelle kostengünstig von einem Sturm ins Haar donnern lassen. Sam vermied den Augenkontakt und nickte provokant mit dem Kopf zur Musik. Als die Kassiererin die Zigaretten scannte, stutzte sie.
>> Junge Dame! << , rief sie und gestikulierte dabei lächerlich auffällig mit den Armen.
Sam wusste , dass alles was sie jetzt zu hören bekommen würde, in die Kategorie: „Warum ich mich am Ende der Sommerferien erschossen habe“, fallen würde.
>> Wenn Sie rauchen, dann werden Sie aufhören zu wachsen! Das ist für ein so junges Mädchen nicht gesund! <<
Sam biss sich energisch auf die Zunge, ohne Erfolg.
>> Ich bin einen Meter siebzig groß! Glauben Sie wirklich, ich will noch wachsen? Ich war nie gut im Basketball und um Model zu werden, kotze ich nicht gerne genug! <<
Verfolgt von beleidigten Blicken, verließ sie den Laden.
Ohne das Zentrum von Nirgendwo weiter erkundet zu haben, schwang Sam sich auf ihr Fahrrad und folgte dem Weg den sie gekommen war. Bevor sie zurück ins Hauptquartier kehrte, stoppte sie, für eine wachstumshemmende Zigarette am Seeufer.
Sam legte ihr Fahrrad ins Gras und sich selbst daneben. Das Wetter war postkartentauglich. Ein sanfter Wind machte die Hitze gut erträglich. Am Himmel zogen kleine schäfchenförmige Wolken entlang.
Während sie beim auspusten des Rauchs Ringe formte, drehten sich Sams Gedanken um zuhause.
Pia war bestimmt unterwegs. Vielleicht hatte sie sich im Freibad schon in den nächsten hübschen Haarschopf verliebt. Hoffentlich überstand sie die Ferien ohne ein Liebesdrama. Pia schaffte es immer, sich zielsicher in den größten Looser im Raum zu verlieben. Auch ein Talent. Vielleicht sollte sie sich bei „Wetten dass,…“ bewerben. Unter zweihundert Jungs, würde Pia den finden, der Emanzipation für eine Obstsorte hielt.
Sam lachte, weil die passenden Bilder zu dem Schwachsinn, über den sie nachdachte, in ihrem Kopf aufflackerten. Bastian würde schon auf Pia aufpassen. Oder er würde sich selbst wieder in die nächste oberflächliche Schönheitskönigin verlieben.
Sam holte ihr Handy aus der Hosenta sche. Das Klingeln löste Heimweh in ihr aus.
>> Na? Schon eine Kuh umgeschubst? <<
>> Nein, aber zur Stieftochter geworden und nicht mal eine gute Fee dafür bekommen! <<
>> Auch kein Schaf geschubst? <<
Sam lachte.
>> Nein Bastian! Wieso sollte ich auch Tiere schubsen wollen? <<
>> Weil du verrückt bist? <<
>> Stimmt, okay, das klingt logisch. Warte kurz… <<
Jetzt lachte Bastian. Er war gerade unterwegs, Sam hörte den Motor seines Autos im Hintergrund dröhnen.
>> Was macht ihr so? << , wollte sie wissen und begann gedankenverloren ein paar Grashalme auszuzupfen.
>> Ich gehe mit Pia zu einer Cluberöffnung in der Stadt. Was machst du heute noch? Käse? <<
>> Ich ignoriere alle um mich herum und versuche, die neue Freundin meines Vaters nicht zu verarschen. <<
>> Wie ist sie so? <<
>> Grau und businessmäßig, mehr weiß ich noch nicht. <<
>> Durchhalten! Nur noch dreizehn Tage! <<
>> Ja, ich harre aus und warte bis ein Prinz auf einem weißen Pferd kommt und mich rettet! <<
>> Ich würde kommen, aber nur wenn ich eine Kuh reiten darf! <<
>> Schon klar! <<
>> Ruf an wenn dir langweilig ist. <<
>> Mach ich. <<
Sam wäre auch gerne in diesen Club geg angen. Sie hätte gerne weiter mit Bastian blöde Witze gerissen und hätte sich nur allzu gerne von Pia dazu überreden lassen, sich auf der Tanzfläche zu blamieren. Was stattdessen auf sie wartete, waren Gartenzwerge und eine unangenehme Unterhaltung.
Als sie zurückkam, saß ihr Vater auf der Couch und Sophie war dabei Abendessen zu kochen. Sie sah zum Schießen aus mit der Schürze über dem Bürokostüm. Anscheinend trug sie es in jeder Lebenslage. Vielleicht war es eine Art Superheldenuniform die sie nicht ausziehen konnte, ohne ihre Kräfte zu verlieren.
>> Ah, Sam! Da bist du ja! Und, wie hat dir die Gegend gefallen? << , fragte ihr Vater und legte die Zeitung zur Seite.
>> War okay. <<
Die
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