Kuesse - drei Mal taeglich
Außer ihnen waren heute Abend wie immer einige Geschäftsmänner da, die am Tresen saßen und sich bei einem Drink unterhielten.
Brendan bestellte für sich und Cassie ein Bier, eine Routine, die ihm so vertraut und lieb geworden war wie Cassies Lächeln. Er trank für gewöhnlich zwei Gläser und sie eins. Er lächelte verhalten, als ihm klar wurde, wie viele ihrer Gewohnheiten er kannte - zum Beispiel die Art, wie sie sich das Haar zurückstrich, und dass sie immer mit etwas herumspielte, das gerade in Reichweite war, sei es nun ein Strohhalm oder eine Büroklammer. Heute Abend bildete keine Ausnahme. Im Augenblick zerpflückte sie gerade methodisch eine Serviette.
Brendan begann das Gespräch mit einer verspäteten Entschuldigung. „Es tut mir Leid, dass ich so über die Kinseys hergezogen bin."
Cassie hörte sofort mit dem Zupfen auf und legte ihre Hand auf seine. „Schon gut, Brendan."
„Nein, es ist nicht gut. Ich habe nicht das Recht, andere zu kritisieren." Cassie würde nie erfahren, wie viel Wahrheit in dieser Behauptung lag.
Er entzog ihr seine Hand und griff nach seinem Bierglas. Zum ersten Mal in all den Monaten, die er Cassie kannte, hatte ihre Berührung ihn aufgewühlt.
Bis jetzt hatte es ihm gereicht, dass er sich mit Cassie anregend unterhalten konnte. Auf jeden Fall hatte er noch nie das Bedürfnis gehabt, sie zu berühren, selbst wenn ihm ab und zu vielleicht der Gedanke gekommen war. Dagegen musste er sich im Augenblick zusammenreißen, um die Hände bei sich zu behalten. Und er sehnte sich nicht nur danach, Cassie zu berühren, sondern sie sogar zu küssen.
Er gab sich Mühe, diese plötzliche n Sehnsüchte abzuschütteln, aber sie wollten einfach nicht nachlassen.
Cassie zupfte weiter an ihrer Serviette. „Du machst dir Sorgen wegen der Probleme, die eine Schwangerschaft im Teenageralter mit sich bringt, Brendan. Daraus kann dir niemand einen Vorwurf machen."
Nein, Cassie machte ihm keinen Vorwurf. Aber wenn sie jemals herausfinden sollte, was wirklich hinter seiner Reaktion steckte, würde sie ihre Meinung vielleicht ändern.
„Wenigstens wollen sie ihr Bestes geben." Und das war mehr, als er je getan hatte.
Cassie nahm einen Schluck von ihrem Bier und betrachtete Brendan nachdenklich.
„Stimmt. Sie scheinen beide verantwortungsvoll genug zu sein, ihre Babys auf die richtige Weise großzuziehen. Und der Himmel weiß, dass nicht alle Eltern das schaffen."
Brendan konnte sich vorstellen, dass sie als Sozialarbeiterin schon sehr viel Bedrückendes gesehen hatte. Er bewunderte ihr überzeugendes Engagement und ihre innere Stärke. Wenn er damals doch auch so stark gewesen wäre. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, Cassie von seinem Versagen zu erzählen. Aber, nein, sie brauchte nichts über seine unrühmliche Vergangenheit zu erfahren. Es würde nur dazu führen, dass sie ihre gute Meinung über ihn verlor, und dann wäre die schönste Freundschaft beendet, die er jemals gehabt hatte.
Brendan warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es war elf, später als er gedacht hatte, und auf jeden Fall Zeit für ihn, sich auf den Weg nach Hause zu machen. So ungern er sich auch von Cassie trennte, doch er war es seinen Patienten schuldig, morgen früh in guter Form zu sein.
„Ich muss bald los", sagte er.
Cassie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein, was sehr ungewöhnlich für sie war. Normalerweise war sie sehr aufmerksam. Vielleicht bedrückte ja auch sie etwas.
Er wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. „Bist du noch da?"
Sie sah ihn an. „Entschuldige. Ich habe vor mich hingeträumt."
Sie lächelte ein wenig unsicher, und ihre dunklen Augen gingen unruhig hin und her.
„Wollen wir gehen?"
„Nicht, bevor du mir sagst, was los ist."
Sie umfasste ihr noch fast volles Bierglas mit beiden Händen. „Nichts ist los. Ich habe nur nachgedacht."
„Worüber?"
„Über Babys."
Das warf ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht. „Möchtest du mir vielleicht etwas sagen?"
„Was denn?"
„Bist du schwanger?"
Sie sah ihn entsetzt an. „Bist du verrückt?"
Er zuckte die Achseln. „Du bist eine schöne Frau, Cassie. Alles ist möglich."
„Da irren Sie sich aber, Dr. O'Connor. Es müssen - wie soll ich es ausdrücken - gewisse Voraussetzungen bestehen, um in so einen Zustand zu geraten. Und wenn ich es nicht zufällig verschla fen habe, tut sich bei mir diesbezüglich gar nichts."
„Irgendwelche Aussichten, dass sich da was tut?"
„Nicht die
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