Kuesse, heiss wie damals
oder superchic bezeichnen. Aber die kleinen Mädchen, die sie regelmäßig mit ihrem Kindertaxi transportierte, hatten ihr versichert, es sei hübsch.
Vielleicht würde Susannah es ja auch hübsch finden. Katie zog den Reißverschluss zu und dachte lächelnd daran, wie Carver ihr versichert hatte, dass seine kleine Tochter schon ganz aufgeregt sei, sie heute endlich wieder zu sehen. Sie konnte jetzt ganz unbefangen an Carvers Tochter denken, nachdem er ihr gestanden hatte, auch er würde sich wünschen, dass sie Susannahs Mutter wäre. Seitdem fühlte Katie sich nicht mehr ausgeschlossen.
Auf keiner Ebene. Was sie immer noch erstaunte. Alles war so anders geworden.
Sie schlüpfte in ihre pinkfarbenen Sandaletten und ging ins Bad, um sich zu schminken und ihre Locken zu bürsten. Dabei dachte sie über die erstaunlichen Ereignisse der vergangenen Woche nach.
Carver hatte sie zwei Mal zum Abendessen ausgeführt ... am letzten Sonntag und dann noch einmal am Donnerstagabend. Keine große Sache, aber dafür hatte sie in der Woche auch gar keine Zeit. Aber es war wundervoll gewesen, Hand in Hand mit ihm durch die Straßen zu schlendern, ein Restaurant auszusuchen und sich bei einem guten Essen und einer Flasche Wein gemütlich zu unterhalten ... wie eben ein ganz normales verliebtes Paar.
Am meisten freute es sie, dass Carver sich ihr wirklich ganz geöffnet und auch von jenen Zeiten erzählt hatte, von denen sie bislang so gut wie gar nichts wusste. So erfuhr sie, dass sein Einstieg ins Gartenbaugeschäft durch die dringende Notwendigkeit, möglichst schnell möglichst viel Geld verdienen zu müssen, ausgelöst worden war. Denn er musste die Kosten für die teure Rehabilitationsbehandlung seiner Mutter nach deren Schlaganfall aufbringen.
Nur wenige Wochen nach Katies Abreise nach England hatte sich Carvers Leben auf diese Weise grundlegend verändert. Seine Mutter konnte nicht mehr arbeiten, und er war allein verantwortlich, das Geld für ihre ärztliche Behandlung aufzubringen und ihr ein Zuhause zu erhalten, in das sie zurückkehren konnte. Unter diesen Umständen war es für ihn unrealistisch, sein Medizinstudium noch weiterverfolgen zu wollen.
Carver hatte geschuftet, sich um seine Mutter gekümmert und jahrelang kein Wort mehr von dem Mädchen gehört, das er liebte ... dem Mädchen, das davongelaufen war, als die Dinge ihm über den Kopf gewachsen waren. Katie staunte, dass er unter diesen Umständen fünf Jahre später überhaupt nach England gekommen war, um sie zu suchen. Und dann hatte er auf seinen Brief keine Antwort erhalten.
Je mehr er ihr erzählte, desto mehr verstand sie ... sogar, warum er ihr das alles so lange verschwiegen hatte. In gewisser Weise hatte sie es nicht verdient, dass er sich ihr anvertraut hatte. In so vieler Hinsicht war die Erinnerung an sie für ihn mit Schmerz verbunden ... vielleicht hatte er deshalb zunächst nur sein sexuelles Vergnügen bei ihr gesucht, sozusagen als Ausgleich.
Carvers Frage: War wirklich alles umsonst? kam ihr immer wieder in den Sinn, denn sie spiegelte auch ihre Gefühle wider. Sie beide wollten nicht voneinander lassen, und Carver gab sich redlich Mühe, einen echten Neuanfang zu wagen, indem er ihr anbot, wirklicher Teil seines Lebens zu werden, sie aber nie drängte, sondern ihr immer die Wahl ließ.
Es gab keine Barrieren mehr zwischen ihnen außer denen in ihrem, Katies, Kopf. Jetzt lag es an ihr, sich genauso zu bemühen. Zum Beispiel heute bei seiner Mutter. Die Vergangenheit musste begraben werden, wenn sie wirklich eine gemeinsame Zukunft in Angriff nehmen wollten.
Zufrieden mit ihrem Aussehen und überzeugt, auch für Lillian Danes kritische Augen akzeptabel zu sein, atmete Katie tief ein und trug die Sachen zusammen, die sie mitnehmen wollte. Sie verstaute einen Lippenstift und eine Bürste in ihrer Schultertasche, die sie schon griffbereit auf die Küchentheke legte. Dann nahm sie den schönen Strauß aus bunten Frühlingsblumen, den sie Carvers Mutter mitbringen wollte, aus der Vase, wickelte etwas Papier um die Stängel, und band eine Schleife darum.
Gerade als sie damit fertig war, läutete es an der Tür. Katie nahm ihre Schultertasche und den Blumenstrauß und machte sich auf den Weg in eine der noch verbliebenen Entscheidungsschlachten. Dabei konnte sie eigentlich guten Mutes sein, denn sie hatte Carver an ihrer Seite, was seine Mutter ja auch wissen musste.
Zu Katies Überraschung holte Carver sie nicht allein ab, sondern hielt
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