Küsse im Mondschein
Schatten getaucht, seine Konturen schienen sich im Zwielicht zu verlieren, die Atmosphäre war geheimnisvoll und verlockend.
Mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen trat Amanda auf ihn zu, ihre Augen von einem leicht fragenden Ausdruck erfüllt. Sie sagte nichts, als sie sich in seine Arme schmiegte und hinaufgriff, um - wie sie es schon so oft getan hatte - eine Hand an seine Wange zu legen.
Im Dämmerlicht trafen sich ihre Blicke. Kein Verlangen, kein Drängen lag in ihren Augen. In diesem Moment existierten nur sie beide, nur das Hier und das Jetzt.
Amanda legte den Kopf in den Nacken, hob Martin die Lippen entgegen, zog seinen Mund auf den ihren herab. Er beugte den Kopf, und ihre Lippen verschmolzen miteinander, bis ihre Münder mit der Leichtigkeit, wie sie allein aus vollkommener Vertrautheit erwuchs, sich vereinigten. Ihre Zungen schlangen sich umeinander, während die Welt um sie herum in den Hintergrund zurückwich. Die Gegenwart wurde immer blasser, bis nur noch der Raum existierte, in dem sie sich gerade befanden, und schließlich selbst er sich aufzulösen schien - bis ihrer beider Sinne nichts anderes mehr wahrnahmen als den jeweils anderen, bis die Atmosphäre sich auf jenen kleinen Zentimeter Luft zu verdichten schien, der ihre erhitzte Haut liebkoste.
Umfangen von dem Wunder, das Amanda so mühelos heraufzubeschwören vermochte, gefesselt von dem Versprechen sinnlichen Verlangens, ließ Martin seine Finger in ihre langen Locken sinken und breitete sie über ihre Schultern. Reglos stand er da, als sie sein Hemd aufknöpfte, es aus seinen Kniebundhosen zog und ihm schließlich über die Schultern zurückstrich. Mit einem flüchtigen Schulterzucken streifte er das Hemd gänzlich ab und warf es achtlos beiseite. Dann küsste er sie abermals, zog sie an sich, drückte sie fest an sich und tastete über ihren Körper, suchte nach dem Verschluss ihres Mantels und zog ihr das Kleidungsstück schließlich über die Schultern herab, während Amanda die Knöpfe an seinem Hosenbund öffnete.
Es war kühl im Zimmer des Grafen von Dexter, doch als Martin und Amanda sich voneinander lösten, griff sie sogleich nach dem Saum ihres elfenbeinfarbenen Nachthemdes, raffte das bis fast auf den Boden reichende Unterteil zusammen, hob es hoch und zerrte sich das Hemd schließlich über den Kopf. Martin saß auf der unter dem Fenster verlaufenden Sitzbank, zog sich die Stiefel und die Strümpfe aus, während er Amanda beim Entkleiden beobachtete, und erhob sich dann, um auch seine Hose abzustreifen.
Nackt streckte er die Arme nach ihr aus, als sie sich ihres voluminösen Nachthemdes entledigt hatte und ihre üppigen Locken ausschüttelte. Sie ließ das Hemd einfach fallen, das sanft aus ihren Fingern glitt, um im Schein des Mondes hinter ihr gleich einer duftigen Wolke auf den Boden zu sinken. Martin legte die Hände um Amandas Taille, zog sie bis auf die Zehenspitzen hinauf und an sich. Brennende Haut schmiegte sich an brennende Haut - Verlangen traf auf schmerzliches Verlangen.
Amanda legte ihm die Arme um den Nacken und schenkte ihm ihren Mund, nahm den seinen an, ermunterte ihn voller Leidenschaft. Diese Nacht gehörte allein ihnen beiden. Und daran konnte niemand mehr etwas ändern, was auch immer sonst noch geschehen mochte. Ihre Verbundenheit miteinander war vollkommen, durch nichts zu erschüttern, und sämtliche einstigen Zweifel daran waren von Amanda abgefallen. Sie war umfangen von seinen Armen, spürte das zarte Kratzen seines Haares an ihrer empfindlichen Haut und erahnte die Kraft in den muskulösen Händen, mit denen er sie umfasst hielt und fest gegen sich drückte. Vor allem fühlte sie den Segen, den dieser Ort leise über sie beide auszusprechen schien - den Segen dieses Raumes, dieses Hauses, des ganzen Anwesens, aber auch den Segen der Klippen, des Tales und des Mondes, den man vom Fenster aus erspähen konnte. Alles vereinigte sich in dieser Nacht, verschmolz miteinander und ließ Amandas Herz tanzen auf einer Woge der Emotionen, die so kraftvoll war und so tief aus ihrem Innersten entsprang, dass sie weit mehr war als bloße Glückseligkeit.
Endlich war sie an dem Ort ihrer Bestimmung angelangt - nämlich hier und jetzt und in Martins Armen. Sie hatte so lange gesucht, ehe sie diesen Ort gefunden hatte. Nun aber hatte sie ihn entdeckt, hatte ihre Zukunft und ihr Leben gefunden.
Sie war die Seine, sie gehörte zu ihm. Darüber brauchte Amanda nun nicht mehr länger nachzugrübeln. Und
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