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Küsse im Mondschein

Küsse im Mondschein

Titel: Küsse im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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und von dort aus nach Ostende überzusetzen, bin ich also nach Southampton gefahren und habe dort einfach das erstbeste Schiff genommen - und das erste Schiff, das an jenem Tag von Southampton auslief, fuhr nach Bombay. Mir war es egal, wohin ich segelte, solange das Ziel nur möglichst weit von England entfernt lag. Von hier.«
    »Und sie konnten dich wirklich nirgends finden?«
    Martin blätterte noch einmal den Stapel mit den Briefen durch. »Sie hatten mir wohl Kuriere nachgeschickt und andere, die sich alle nach mir auf die Suche gemacht haben, aber sie haben mich trotzdem nie gefunden, weil sie auf dem falschen Kontinent nach mir geforscht haben. Hätten sie in Indien nach mir gesucht, dann hätten sie mich sicher irgendwann aufgespürt - ich habe dort schließlich nicht inkognito gelebt.«
    Amanda strich ihm mit der einen Hand sanft über das Haar. »Aber sicherlich hat doch irgendjemand in London, der vielleicht auch einmal in Indien gewesen war oder geschäftliche Beziehungen mit Indien hatte -«
    Martin schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein - das ist ja der schlimmste Teil an der ganzen Geschichte.« Seine Stimme klang rau. Amanda fühlte, wie er einmal tief durchatmete. »Sie haben die ganze Zeit hier gewartet. Auf mich. Es war wohl wie eine Art Strafe, die sie sich selbst auferlegt hatten. Statt ihr Leben zu leben wie bisher, statt zur Ballsaison nach London zu reisen und Freunde zu besuchen, zu schießen und zu jagen, blieben sie hier in diesem Haus. Von dem Tag an, an dem mein Vater mich fortschickte, bis zu ihrem Tod sind sie, zumindest soweit ich das sagen kann, hier geblieben und haben auf mich gewartet. Darauf, dass ich wieder zurückkommen und ihnen vergeben würde.«
    Doch ich habe ihnen nie vergeben.
    Er brauchte die Worte nicht laut auszusprechen; Amanda spürte, was er dachte. Er schloss den Arm noch fester um sie, schmiegte das Gesicht an ihre Seite und klammerte sich einen Augenblick lang einfach nur wie blind an sie.
    Sie streichelte seinen Kopf, versuchte, mit den Emotionen, die über sie hereinbrachen, umzugehen, versuchte, das Mitgefühl, die Sympathie, die schiere Frustration darüber, dass all dies, dass so viel Leid überhaupt hatte geschehen können, zu verarbeiten - und schaffte es doch nicht. Und das alles nur wegen eines einzigen Feiglings. Wer auch immer dieser Mann sein mochte.
    Letzteres beschäftigte mittlerweile auch Martins Gedanken wieder. Er löste sich aus Amandas Umarmung und zog sie auf die gepolsterte Stuhlarmlehne hinab. Dann nahm er den Briefstapel auf, legte ihn zurück in die Schublade und schloss sie.
    Was vorbei ist vorbei - die Vergangenheit ist tot und begraben.
    Er konnte nicht mehr zurückgehen und wieder mit seinen Eltern Frieden schließen. Doch er konnte sie rächen - und Sarah, ja, sogar Buxton. Er konnte dafür sorgen, dass derjenige, der ihrer aller Leben zerstört hatte, endlich seiner gerechten Strafe zugeführt wurde. Und dann würde er mit seinem Leben fortfahren, und zwar genau so, wie seine Eltern es sich gewünscht und für ihn erhofft hätten.
    Er konzentrierte sich wieder ganz auf die Gegenwart. »Ich bin hierhergekommen, weil ich nach dem Gästebuch meines Vaters gesucht habe. Er war ein sehr gut organisierter Mann, exakt und präzise. Er hat ein Buch geführt, in dem er alle, die zu den jeweiligen Familienfeiern eingeladen worden waren, verzeichnet hat. Und er hat auch notiert, wer wann kam. Er hatte dieses Buch immer in seinem Schreibtisch...«
    In der untersten Schublade schließlich fanden sie es. Martin holte das Buch heraus, pustete den Staub vom Deckel und blätterte durch die Seiten.
    »Aber eine Sache verstehe ich immer noch nicht. Wenn deine Eltern wussten, dass du nicht der Schuldige warst - warum haben sie dann nicht an deiner statt deinen Namen wieder reingewaschen?«
    Martin blickte auf. Er konnte in Amandas Augen lesen, wie sehr sie sich um ihn sorgte. Mit einem halbherzigen Grinsen erwiderte er: »Das steht auch in den Briefen. Mein Vater hatte vor, eine offizielle Erklärung abzugeben - er wollte eine große Geste, und alle, die gesamte bessere Gesellschaft, sollte ihm dabei zuhören. Das passte zu ihm. Und er wollte damit wohl auch in gewisser Weise Buße tun. Aber er wünschte sich, dass ich bei ihm wäre, dass ich neben ihm stände, wenn er diese Erklärung abgab.« Damit senkte Martin den Blick wieder auf das Buch hinab. »Und dann ist er plötzlich und ganz unerwartet gestorben.«
    Das ganze Drama war für seinen

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