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Kuesse sich, wer kann

Kuesse sich, wer kann

Titel: Kuesse sich, wer kann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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in ihrer Handtasche nach einem Fleckentfernerstift, meine Mutter lief nach einer Flasche Spray ’n Wash.
    Anderthalb Stunden später winkten wir Emma, Herb und Dave zum Abschied.
    »Abgesehen von deinem Missgeschick mit dem Wein ist der Abend doch ganz gut gelaufen«, sagte Grandma.
    Meine Mutter blickte genervt. »Er hat versucht, Stephanie zum Abschied zu küssen, und sie hat ihn getreten.«
    »Das war ein Versehen«, sagte ich.
    »Ich kann ihn nicht leiden«, sagte mein Vater.
    Meine Mutter stemmte die Fäuste in die Seiten. »So ein netter junger Mann. Warum kannst du ihn nicht leiden?«
    »Darum«, erwiderte mein Vater. »Und dieses Hemd gefällt mir auch nicht. Ich hasse dieses Hemd.«
    Ich hängte mir meine Tasche um und verließ das Haus meiner Eltern.

38
    Ich fuhr die kurze Strecke zu Morelli, parkte hinter seinem grünen SUV und schloss die Haustür auf.
    Morelli saß auf dem Sofa und sah sich die Wiederholung einer Folge von Two and a Half Men an. Er musterte mich von oben bis unten. »Haben wir schon Weihnachten?«
    »Eigentlich nicht«, sagte ich. »Ich habe wahnsinnige Magenschmerzen. Ich bin nur vorbeigekommen, um mich aus deiner Hausapotheke zu bedienen. Was ist denn gerade deine Lieblingsdroge?«
    Er zeigte auf eine große Tablettenpackung auf dem Sofatisch. »Ich hatte eigentlich keine Magenprobleme, bis jemand angefangen hat, dir seine Mordopfer zu schicken.«
    Ich griff nach den Tabletten. »Brauchst du noch einen Grund mehr für Magenschmerzen? Ich habe gerade mit Dave zu Abend gegessen.«
    »Schon wieder? In diesem Kleid?«
    »Das Kleid ist eine ganz andere Geschichte. Die ist lang und kompliziert und hat nichts mit Dave zu tun. Außer dass er es ein Killerkleid genannt hat.«
    »Stimmt«, sagte Morelli. »Das Kleid ist eine Wucht.«
    »Er sagte es so, als hätte es eine besondere Bedeutung. Und er hat mir dabei zugezwinkert.«
    »Jeder Mann bei klarem Verstand würde dir in diesem Kleid zuzwinkern.«
    »Er hat gesagt, ich soll mal darüber nachdenken.«
    »Hm. Ich habe das Gefühl, dass ich einen entscheidenden Punkt in diesem Gespräch verpasst habe.«
    Ich hätte mir doch das Video angesehen, sagte ich, und dabei den Eindruck gehabt, den Killer von irgendwoher zu kennen. Heute Abend dann die Offenbarung, es könnte Dave sein; die Idee wäre mir in dem Moment gekommen, als er um das Auto herumlief. Und dann habe Dave bei Tisch auch noch so getan, als würde er mich erwürgen.
    »Interessant. Unheimlich. Aber kein echter Beweis«, sagte Morelli. »Außerdem müssen wir bedenken, dass der Mann bereit ist, dir das Kochen beizubringen.«
    »Du nimmst mich nicht ernst.«
    »Ich nehme dich sehr ernst. Seit wir Gordon Kulickis Leiche gefunden haben, futtere ich massenhaft von diesen Magendingern. Mir scheint nur, dass Dave kein Killertyp ist. Welches Motiv sollte er haben?«
    »Motivsuche ist dein Metier. Bei uns gilt Arbeitsteilung, und meinen Teil habe ich schon geliefert. Ich habe ihn auf dem Video erkannt.«
    Morelli nickte. »Schön und gut, du hast ihn auf dem Video erkannt. Aber was hast du gesehen? Ein Tattoo? Eine Narbe? Hast du seine Schuhe wiedererkannt?«
    »Es war nur so ein Gefühl, dass es Dave sein könnte. Die Art, wie er sich bewegt.«
    »Das ist so, als würde man mit einer Wünschelrute auf ein Feld gehen.«
    »Funktioniert so was?«
    »Manchmal schon«, sagte Morelli. »Wie sicher bist du dir mit deiner Vermutung? Sagen wir, auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn die einwandfreie Identifizierung wäre.«
    »Rein nach Bauchgefühl würde ich sagen, neun. Wenn ich mit Vernunft an die Sache herangehe, sinkt der Wert auf fünf bis sechs.«
    »Fünf bis sechs ist immer noch sehr hoch.«
    »Es wäre mir wesentlich lieber, Nick Alpha würde sich als der Killer erweisen.«
    »Ich will Alpha nicht abschreiben, aber es kann nicht schaden, mal in Daves Leben zu graben.«
    »Und wo fangen wir an?«
    »Wir nicht. Das ist eine polizeiliche Ermittlung.«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mit der Polizei zu sprechen. Ich bin hergekommen, um mit …«
    Ich stutzte. Ich wusste nicht, wie ich Morelli nennen sollte. Freund klang zu lahm, Liebster zu girlish. Wir waren weder verlobt noch verheiratet, wir wohnten auch nicht zusammen.
    »Ich weiß nicht mal, wie ich dich nennen soll«, sagte ich händeringend. »Was ist das bloß für eine Beziehung.«
    »Ätzend. Wer ist nur auf die brillante Idee gekommen, dass jeder die Freiheit haben sollte, sich auch mit anderen zu

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