Küsse und andere Katastrophen
egal in welcher Laune Sie gerade sind.”
Hatte er sie wirklich gerade Prinzessin genannt? Der Kerl konnte was erleben! Taylor riss sich den Strohhut vom Kopf, für den sie seinerzeit ein hübsches Bündel Scheine hingeblättert hatte. Diesen Mann ging es nichts an, dass sie ihre helle Haut vor der Sonne schützen musste. Auch wenn er sie vermutlich wegen dieses Huts für zimperlich hielt. “Morgen ist mir sehr recht”, stieß sie hervor.
Mac reckte sich, und das T-Shirt spannte sich über seiner Brust. Taylor sah lieber nicht genauer hin, um nicht abgelenkt zu werden. Dann rieb er sich die Augen. “Gut, ich verschwinde. Aber wenn Sie ohnehin schon vor Wut kochen, dann könnten Sie uns beiden doch einen Gefallen tun.” Er hob den Vorschlaghammer hoch und hielt ihn Taylor hin. “Schlagen Sie den alten Putz von den Wänden. Betrachten Sie es als eine Art Therapie.”
Taylor blickte auf den schweren Hammer. Sie konnte sich nicht entsinnen, jemals in ihrem Leben auch nur einen Schraubenzieher benutzt zu haben. Das lag zwar in erster Linie an ihrer vornehmen Familie, doch sie lebte jetzt schon so lange allein, dass sie sich den Umgang mit Werkzeugen längst hätte beibringen können.
Es wäre bestimmt eine Genugtuung, jetzt den Hammer zu schwingen und diesen Mann dadurch zu verblüffen. Liebend gern würde sie sehen, wie ihm das überhebliche Grinsen verging.
Einladend wedelte er mit dem Vorschlaghammer.
Seltsam, dachte Taylor. Es juckt mir in den Fingern, dieses Werkzeug zu halten, mit aller Kraft zu schwingen und gegen die Wand krachen zu lassen, mag es auch noch so roh und gewalttätig sein.
“Sie wollen es doch”, forderte Mac sie mit leiser tiefer Stimme auf. “Fassen Sie ihn an.”
Taylor hob die Augenbrauen und blickte den Mann mit aufreizendem Augenaufschlag an. “Haben die alle dieselbe Größe?”
Sofort blitzte es in seinen Augen auf, und Taylor erkannte, dass sie sich die erotische Spannung vorhin nicht bloß eingebildet hatte. “Ich dachte, die Größe spielt keine Rolle?”
Sie hob eine Schulter. “Das ist nur so eine Geschichte, die eine Frau in die Welt gesetzt hat, um ihren armen Ehemann zu trösten, der … nicht richtig ausgestattet war.”
“So, so.” Wieder hob Mac den Vorschlaghammer, und jetzt lächelte er belustigt. “Auf die richtige Ausstattung kommt es also an, ja?”
“Genau.”
Kurz sah er zu dem Vorschlaghammer und dann wieder in Taylors Augen. “Anscheinend habe ich ja die richtige Ausstattung. Greifen Sie jetzt zu?”
Ja, das würde sie. Jedenfalls was den Hammer betraf. Im Moment konnte sie ihren Zorn kaum bändigen. Sie ärgerte sich über ihren verstorbenen Großvater, der sich wahrscheinlich von irgendeiner Wolke aus gerade königlich über sie amüsierte. Sie war wütend auf ihre Mutter, der alles außer ihrer eigenen Tochter wichtig war, auf ihr kümmerliches Bankkonto, auf den Kerzenleuchter, den sie nicht bekam, und am meisten ärgerte es Taylor, dass sie das alles allein durchstehen musste.
Im Augenblick brauchte sie nichts dringender als diesen schweren Vorschlaghammer.
Mac hielt ihn ihr hin.
Es kribbelte ihr in den Fingerspitzen.
Herausfordernd sah er sie an.
“Also gut.” Sie setzte sich den Strohhut wieder auf, schnappte sich den Hammer und stieß einen Fluch aus, als das Gewicht des Hammers ihr die Arme nach unten riss. Der Hammer schlug dicht vor ihren Füßen auf den Boden.
Mac schnalzte mit der Zunge. “Tut mir leid, ich dachte, Sie wären stärker.”
2. KAPITEL
Wütend musterte Taylor Mac, und er verkniff sich ein Lächeln, während er in gespielter Unschuld die Schultern hob.
Taylor packte mit aller Kraft zu und wuchtete den Vorschlaghammer hoch. Dabei landete sie fast auf ihrem wohlgeformten Po. Sie taumelte einen Schritt zurück und lächelte Mac triumphierend und strahlend an.
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus.
Mac hätte nie gedacht, dass er nach all seinem Kummer überhaupt noch zu so intensiven Gefühlsregungen fähig war.
Taylor wandte ihm den Rücken zu, schwang den Hammer mit aller Macht und ließ ihn gegen die Wand krachen. Als der Putz fiel und Staub aufwirbelte, lachte Taylor laut auf und drehte den Kopf zu Mac.
Ja, er sah ihr zu. Seit sie diesen Raum betreten hatte, konnte er kaum den Blick von ihr abwenden. Mac vermutete, dass alle Männer Taylor Wellington mit Blicken verschlangen. Und ganz bestimmt war Taylor sich dessen sehr bewusst. Sie kleidete sich teuer und geschmackvoll und sah mit ihrem blonden
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