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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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der Wand lehnte. Sie hätte ihn überhaupt nicht bemerkt, wenn Anna sie nicht auf ihn hingewiesen hätte. Wieder so ein argloser Tourist, der ihren Laden zufällig entdeckt hatte und hereinkam. Wenn sie erst einmal dahintergekommen waren, dass sie von Tunten und allen möglichen Paradiesvögeln umgeben waren, blieben sie normalerweise nicht lange.
    Anna beschrieb mit ihrer großen Handfläche einen Kreis. »Das liegt an seiner Aura. Hetero. Ein harter Kerl. Und ganz scharf, weil er schon ewig keinen Sex mehr hatte.« Ihre Lippen um den Strohhalm spitzten sich, während sie einen Schluck von ihrem Cocktail schlürfte. »Mmm.«
    Stella glaubte nicht an Auren oder anderen übersinnlichen Quatsch. Es reichte, wenn ihre Mutter das tat, und ihre Großmutter war eine überzeugte Anhängerin von Magie und Zauber. Letztere fuhr auf Wunder und Marienerscheinungen ab und behauptete sogar, einst auf einem Taco die Jungfrau Maria gesehen zu haben. Leider hatte Onkel Jorge es gegessen, bevor sie es in einem Schrein hatte aufbewahren können.
    »Ich glaub, ich sag ihm mal Hallo. Du wärst überrascht, wie viele Hetero-Männer hinter Tunten her sind.«
    Eigentlich nicht. Seit sie in Ricky’s Rock ’n’ Roll Saloon arbeitete, überraschte sie nicht mehr viel. Das hieß jedoch nicht, dass sie Männer verstand. Ob sie nun schwul, hetero oder irgendwo dazwischen waren. »Vielleicht ein Tourist, der sich hierher verirrt hat.«
    »Vielleicht, aber wenn es eine bitch gibt, die einen Hetero bekehren kann, dann Anna Conda.« Anna ließ ihren Drink sinken. »G. I. Joe steht Dank für seinen Einsatz zu, und ich fühle mich plötzlich so patriotisch.«
    Stella verdrehte die Augen und nahm die Bestellung eines korpulenten Mannes mit einem dichten roten Bart entgegen. Sie zapfte das Guinness mit einer perfekten Blume und wurde dafür mit fünf Dollar Trinkgeld belohnt. Lächelnd bedankte sie sich und stopfte den Schein in den kleinen Lederbeutel, den sie sich um die Hüften gebunden hatte. Sie besaß auch ein Trinkgeld-Glas, das sie gern regelmäßig leerte, weil sich zu oft Betrunkene daraus bedient hatten.
    Sie schaute Anna hinterher, die zielstrebig durch die Bar lief. Mit jedem ihrer Schritte blinkten grünblaue Lichter in ihren Acryl-Stöckelschuhen in Größe 45.
    Roy Orbisons kultiges Oh Pretty Woman erschütterte die Lautsprecher der Bar, während Penny Ho in schenkelhohen Stiefeln und blauweißem Nuttenkleid über die kurze Bühne stolzierte und dabei Julia Roberts bemerkenswert ähnelte. Dieses Lied war unter Dragqueens offenbar ebenso beliebt wie bei kleinen Mädchen auf Schönheitswettbewerben.
    Innerhalb der nächsten Stunde schenkte Stella Schnäpse ein, zapfte Bier und schüttelte die Cocktailshaker. Gegen halb zwei hatte sie ihre zehn Zentimeter hohen Pumps aus- und ihre Doc Martens angezogen. Trotz der dicken Polsterung durch die Bodenmatten hatten ihre Füße es nicht länger als sechs Stunden durchgehalten. Ihre alten Boots waren zwar abgewetzt, aber dafür eingelaufen und bequem und gaben ihren Füßen Halt.
    Nach Penny Ho betrat Edith Moorehead die Bühne und tänzelte in einem Fleischkleid zu Lady Gagas Born This Way . Dass das Outfit für eine große, schwere Frau wie Edith eine unglückliche Wahl war, verstand sich von selbst.
    Stella fächelte sich mit einem Pappuntersetzer Luft zu, während sie ein Glas Merlot einschenkte. In einer halben Stunde hatte sie Feierabend und wollte ihre Zusatzaufgaben erledigen, bevor der nächste Barkeeper ihren Platz einnahm. Im Vergnügungsviertel von Miami waren die Bars rund um die Uhr sieben Tage die Woche geöffnet. Ricky schloss seine zwischen fünf und zehn Uhr morgens, weil das Geschäft dann nachließ und er aufgrund der Betriebskosten nur Geld verlor, wenn der Laden nicht zumachte. Und Geld liebte Ricky noch mehr, als nichts Böses ahnende weibliche Angestellte zu begrapschen.
    Stella hob sich die langen Haare aus dem Nacken und ließ den Blick durch die Bar schweifen. Ein Paar mit Elfenflügeln, das wenige Meter vom weißen Elvis-Anzug entfernt rummachte, erregte ihre Aufmerksamkeit. Die zwei sollten lieber einen Gang zurückschalten, sonst würde ein Türsteher sie rausschmeißen. Ricky tolerierte in seiner Bar weder unmäßige öffentliche Liebesbezeugungen noch Sex. Nicht weil der Mann auch nur flüchtig mit etwas vertraut wäre, das einem moralischen Kodex ähnelte, sondern weil es – egal ob schwul oder hetero – schlecht fürs Geschäft war.
    Zwischen dem

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