Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
Sie trug Jeans, ein blaues T-Shirt, und ihre Füße waren nackt.
Simon blieb wie angewurzelt stehen, nur um sie anzuschauen und ihre Ausstrahlung auf sich wirken zu lassen, um zu fühlen, wie das Leben in ihr pulsierte. Dann ging er durch den Raum, nahm ihr das Tablett ab, stellte es auf den Sofatisch und schloss sie in die Arme.
Als sie aus dem Kuss wieder auftauchten, hielt sie ihn weiter fest. „Du hast eine umwerfende Art, einen zu begrüßen, was nicht heißen soll, dass ich dich ermutigen will, das mit den anderen Frauen im Krankenhaus zu tun. Sie würden sich dir pausenlos an den Hals werfen, und das würde es schwer machen zu arbeiten.“
„Ja, allerdings.“Sie lachte.
Sein Mobiltelefon klingelte. Dieses eine Mal wollte er nicht vom Krankenhaus zu einem Notfall gerufen werden, nur heute einmal nicht helfen oder heilen oder … fluchend drückte er auf die Annahmetaste.
„Bradley.“
„Du klingst so knurrig“, bemerkte ein gut gelaunter Alistair.
Simon entspannte. „Ich bin beschäftigt. Lass mich in Ruhe.“
Alistair kicherte. „Aha, da klingt ja der allgegenwärtige amerikanische Überschwang durch. Wer ist sie?“
Simon sah Montana an, die sich gar nicht erst die Mühe gab, so zu tun, als würde sie nicht lauschen. „Jemand Besonderes.“
„Ein Mädchen?“
„Eine Frau.“
„Das klingt ja immer besser“, bemerkte Alistair. „Würde ich sie mögen?“
„Ja, aber du kannst sie nicht haben. Ich lege jetzt auf.“
„Gib ihr einen Kuss von mir.“
„Keine Chance.“
„Ein Freund?“, fragte Montana, nachdem er das Gespräch beendet hatte.
„Ja. Alistair. Ich kenne ihn seit Jahren. Er ist ebenfalls Chirurg, und in Peru werden wir zusammenarbeiten.“
Er zog sie wieder näher und küsste sie. „Er sieht gut aus, ist ein witziger Kerl und obendrein noch Brite. Du würdest ihn mögen.“
„Dich mag ich lieber.“
Er gab ihr noch einen Kuss, dann ließ er sie los und griff nach der Weinflasche. „Deine Mutter hat mich heute besucht.“
Montana erstarrte und riss die Augen auf. „Warum?“
„Sie hat mir etwas zu essen gebracht.“
„Oh. Gut. Das ist typisch für sie. Du hast ihr doch nichts gesagt, oder?“
„Nein.“
„Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, wenn sie es weiß. Na ja, irgendwie schon. Keine Ahnung. Diese ganze Sex-Eltern-Kind-Geschichteverwirrt mich. Ich will nicht wissen, ob sie es tut, und ich vermute, umgekehrt geht es ihr genauso.“
„Ich habe deiner Mutter nicht erzählt, was wir gemacht haben.“ Er schenkte Rotwein in zwei Gläser und reichte ihr eins davon.
„Normalerweise trinke ich um drei Uhr nachmittags keinen Wein.“
„Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen“, scherzte er.
„Ha! Ich wusste doch, dass du ein böser Junge bist.“
„Nicht, bevor ich dir begegnet bin. Als Kind war ich ein ziemlich langweiliger Typ, der nur gebüffelt hat.“
Montana sank aufs Sofa. „Ich schätze, ich muss dir etwas erzählen.“
Sie klang besorgt, was ihm eigentlich zu denken geben sollte. Aber sie war Montana. Nichts, was sie sagen könnte, würde ihn schockieren.
Also setzte er sich ihr gegenüber und beugte sich vor. „Leg los.“
„Ich weiß, was dir passiert ist. Die Narben meine ich. Jemand hat es mir erzählt.“
Simon hatte mit einer Art Beichte gerechnet, nicht damit. Seine erste Reaktion war Beschämung. Niemand gab gerne zu, dass er als Kind so wenig liebenswürdig war, dass seine Mutter ihn verbrennen wollte. Nur, es gab keinen „Niemand“, es gab nur ihn.
„Ich war ein kluges Kind. Beängstigend klug. Ich habe nirgendwo hineingepasst. So viele Klassen zu überspringen bedeutete, dass ich immer der Jüngste war. Auch das war nicht hilfreich.“
Er lehnte sich auf dem Sofa zurück. „Meine Mutter gehörte nicht zu den Frauen, denen es Freude macht, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten. Sie zog es vor, einen Mann zu finden, der sie unterstützte. Und das war gar nicht so leicht, wenn man einen kleinen Freak zu Hause hatte. Der Freund, mit dem sie zusammen war, als ich elf war, war so ein Wiesel. Ich weiß nichtgenau, womit er sein Geld machte, aber ich bin sicher, dass es illegal gewesen sein muss.“
Er trank einen Schluck Wein, eher um etwas zu tun, als dass er ihn probieren wollte. „Er hat sich beklagt, dass ich ihn ständig anstarren würde, was gar nicht stimmte. Wenn ich zu Hause war, lief ich wohlweislich nur mit gesenktem Kopf herum. Eines Tages hatten sie einen großen Streit, und er hat sie
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