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Küssen ist die beste Medizin (German Edition)

Küssen ist die beste Medizin (German Edition)

Titel: Küssen ist die beste Medizin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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verlassen. Auf dem Weg zur Tür hat er noch gesagt, dass ich der Hauptgrund dafür sei, dass er ging. Meine Mutter war bereits betrunken und fing an, mich anzuschreien. Sie heulte und kreischte.“
    Er fuhr fort, die Geschichte zu erzählen, als wäre es die Geschichte einer anderen Person oder der Abriss eines Films. Offenbar wollte er sich nicht daran erinnern, dass er es war, dem das zugestoßen war.
    „Sie schleuderte ein paar Sachen durchs Zimmer. Ich glaube, es waren meine Schulbücher. Als ich rausgehen wollte, packte sie mich vorn am Hemd und stieß mich grob zurück. Später hat sie der Polizei erzählt, dass es nicht ihre Absicht war, dass ich ins Feuer falle. Aber so war es. Da war kein Ofenschirm, nichts weiter als die brennenden Scheite.“
    Trotz seiner besten Absichten, die Erinnerungen kehrten zurück. Der Sekundenbruchteil, in dem er es nicht fassen konnte; gleich darauf ein sengender Schmerz. Ein Schmerz, der explodierte, ein Schmerz, der unerträglich war. Er erinnerte sich daran, wie er geschrien hatte, wie er hastig zu entkommen versuchte, wie er sie anflehte, damit aufzuhören. Und als es ihm gelungen war herauszukriechen, hatte sie ihn wieder hineingestoßen.
    Was dann geschah, war nur noch ein undeutliches Bild. Es war ein kalter Tag, und als er es irgendwie geschafft hatte, aus dem Haus zu laufen, hatte er sich nur noch schreiend in einen Schneehaufen geworfen. Aber die Kälte half ihm nicht. Nichts half. Er schrie und schrie, bis er die Sirenen hörte. Er erinnerte sich noch daran, wie Männer um ihn herumstanden und ihm versicherten, dass alles gut würde. Aber selbst da wusste er bereits, dass das eine Lüge war.
    „Ich war sehr lange Zeit im Krankenhaus“, schloss er und ersparte ihr die schlimmsten Details.
    „Hast du sie je wiedergesehen?“
    „Nein, sie kam ins Gefängnis. Dort ist sie gestorben.“ Er zuckte mit den Schultern. „Als es so weit war, hat es mir nichts ausgemacht. Ich habe im Krankenhaus gelebt. Die Ärzte und Schwestern waren meine Familie. Immer wieder wurde ich operiert. Aus Gründen, die ich nicht erklären kann, waren meine Hände unversehrt geblieben. Während des ersten Jahres wurde mir klar, dass ich Arzt werden wollte. Chirurg. Ich wollte Kindern helfen, denen es ging wie mir.“
    Montana stellte ihr Glas ab und ging zu ihm. Sie kniete sich vor ihn auf den Boden und legte die Hände auf seine Oberschenkel. „Haben die Ärzte und Schwestern nicht oft gewechselt?“
    „Mach nicht mehr daraus, als es war.“
    Er wusste, worauf sie hinauswollte. Weil Menschen, die ihm wichtig waren, immer wieder von ihm gegangen waren, ging auch er weg.
    Sie blickte in seine Augen, als würde sie dort nach Antworten suchen. Simon dachte daran, ihr zu sagen, dass er nicht so tief war, wie sie es sich vorstellte, bezweifelte jedoch, dass sie ihm das glauben würde. Während seiner Zeit im Krankenhaus hatte es viele Leute gegeben, die ihm in den Kopf geschaut hatten. Therapeuten und Psychiater. Er kannte den Jargon und hatte die Theorien begriffen.
    „Dann hat sich das also alles irgendwie in die Vorstellung gedreht, dass du alle heilen kannst, wenn du deine persönlichen Bedürfnisse opferst?“
    „Du verstehst nicht. Ich liebe, was ich tue. Es ist das, was ich tun will.“
    „Und was ist mit Zugehörigkeit? Was ist mit lieben und geliebt werden?“
    Er stellte sein Glas ab und stand auf. Das hätte ich kommen sehen müssen, sagte er sich. Montana war dieser Typ Frau.„Liebe spielt keine Rolle. Damit will ich nicht sagen, dass sie nicht existiert, denn gelegentlich habe ich sie gesehen.“
    Auch sie kam nun auf die Füße und stellte sich ihm gegenüber. „Liebe ist das Einzige, was zählt.“
    Simon wusste, dass das nicht stimmte. Sein ganzes Leben hatte er durchlaufen, ohne Liebe zu empfinden, und es ging ihm gut. Es war leichter, Distanz zu wahren, Beobachter zu sein. Irgendwie sauberer.
    „Jeder möchte irgendwo hingehören“, beharrte sie.
    „Nein. Du möchtest an einen Ort gehören. Ich muss von hier weggehen und mich um andere Menschen kümmern.“
    „Möchtest oder musst du?“
    „Ist das wichtig?“
    Als er sah, wie traurig ihre Augen geworden waren, wusste er, dass sie verstanden hatte. Es war kein Scherz, als er gesagt hatte, dass er wieder gehen würde. In mancherlei Hinsicht war er nie wirklich hier gewesen.
    „Ich will dich nicht verletzen“, sagte er.
    „Zu spät.“

13. KAPITEL
    N ormalerweise war für Montana der Besuch des Altenheims in Fool’s

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