Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
konkurrierten. Seit mehr als zwanzig Jahren befehdeten die beiden sich nun, und niemand wusste, warum. Wer einer der beiden treu blieb, machte sich die andere zur Feindin. Die meisten Leute umgingen das Problem, indem sie zwischen beiden hin- und herwechselten, was allgemein als die sicherste Methode galt, sich aus dem Streit herauszuhalten.
„Ich zeige Simon bloß ein wenig die Stadt, weil Marsha mich darum gebeten hat“, behauptete Montana fest.
„Eine gute Story, und ich würde dir empfehlen, dabei zu bleiben. Vielleicht wird dir das sogar mal jemand glauben.“
Montana lachte. „Du bist unmöglich.“
„Aber doch auf nette Art, oder?“ Sie trat ans Bett. „Hey, Mrs Lee, wie ich sehe, ist Ihre liebste Besucherin wieder da.“
„Das ist sie.“
Bella kraulte den Pudel und sah Montana an. „Ich habe die Liste. Geh und bring Samson zu seinen Fans.“
„Ja, das mache ich. Danke.“
Cece blieb immer ungefähr eine Viertelstunde bei jedem ihrer „regulären“ Bewohner, und Bella hatte es übernommen, sie allen anderen zu bringen und gleichzeitig die Zeit im Auge zu halten.Samson besuchte den Männerflügel, wo ein weiterer freiwilliger Helfer sich mit Montana treffen würde, um Samson zu übernehmen. Mit dieser Unterstützung hatte Montana freie Hand und konnte sicherstellen, dass die größeren Hunde im Freizeitraum gleichmäßig die Runde machten.
Ihre Besuche dauerten in der Regel drei Stunden. Montana wusste, wenn sie sich gegen Mittag verabschiedete, würde es ihr mit sich und dem Leben wieder viel bessergehen. Es war unmöglich, die Hunde in Aktion zu sehen und sich nicht daran zu erinnern, wie viel Gutes es in der Welt gab.
Sie machte noch einen kurzen Abstecher in die Physiotherapie, um nach ihren Schützlingen zu schauen, dann ging sie wieder zurück in den vorderen Teil der Einrichtung. Als sie sich dem großen Freizeitraum näherte, klang ihr die Musik schon entgegen, und sie wusste, dass der Tanz begonnen hatte.
Ein paar der Bewohner wiegten sich nur auf ihren Sitzen. Andere sangen zu der Musik. Was Montana aber am besten gefiel, waren die alten Paare, die noch immer tanzten.
Sie vergewisserte sich, dass ihre Hunde sich gut benahmen und sich um jeden Einzelnen kümmerten, bevor sie sich erlaubte, wieder auf die Tänzer in der Mitte des Raums zu achten. Wie immer blieb ihr Blick an den Spangles hängen.
Die beiden waren jetzt einundsiebzig Jahre lang verheiratet. Das wusste Montana genau, denn letzten Monat hatte es zu ihrem Hochzeitstag einen Kuchen gegeben. Trotz der vielen Falten in ihren Gesichtern und der Gebrechlichkeit ihrer Knochen, waren sie noch immer so verliebt ineinander, wie sie es all die vielen Jahre lang gewesen waren.
Das Heim hatte ihnen ein gemeinsames Zimmer überlassen und zwei gleiche Krankenhausbetten nebeneinandergeschoben. Eine der Schwestern hatte Montana erzählt, dass sie sich beim Einschlafen an den Händen hielten.
Sie zu sehen, sie zu beobachten, wie sie sich gegenseitig hielten, zauberte Montana ein Lächeln ins Gesicht. Genauso soll es sein, dachte sie. Die Menschen konnten einander lieben, bis derTod sie trennte. Manchmal war am Ende die Liebe alles, was ihnen noch blieb.
Anstatt sich von Simons Verhalten verletzt oder abgewiesen zu fühlen, sollte sie ihn lieber bedauern. Er glaubte nicht an Paare wie die Spangles. Er glaubte ans Alleinsein.
Nachdem es offenbar keine Alternative war, ihn nicht mehr wiederzusehen, musste sie einfach im Kopf behalten, dass sie etwas anderes wollte als er. Obwohl es Spaß machte, mit ihm zusammen zu sein, und es im Bett einfach umwerfend mit ihm war, war er niemand, auf den sie sich verlassen konnte. Nachdem ihr das nun klar war, würde sie sich und ihr Herz besser schützen können.
Das hoffte sie zumindest.
„Ich begreife es einfach nicht“, sagte Fay, die auf der anderen Seite von Kalindas Bett stand. Die Mutter des Mädchens war außer sich und rang die Hände, während sie über ihre Tochter wachte und verzweifelt nach etwas suchte, was sie tun konnte. Irgendwas.
„Sie hat Fieber, und das steigt weiter an“, informierte Simon sie.
Schlimmer noch, Kalinda war kaum bei Bewusstsein.
„So viel weiß ich, denn schließlich verbringe ich jede Minute eines jeden Tages an ihrer Seite. Was ich wissen will, ist, warum jetzt? Was passiert mit ihr?“
Simon klappte die Krankenakte zu. „Ich weiß es nicht“, gestand er und führte Fay auf den Flur. „Es gibt verschiedene mögliche Ursachen. Sie könnte eine
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