Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
Gold immer der Höhepunkt des Tages. Es machte ihr ungeheuren Spaß, den Bewohnern eine ganze Wagenladung voller fröhlicher Hunde zu bringen, und sie genoss es, sie herumzuführen und zu beobachten, wie sie ihren Zauber wirkten. Inzwischen kannte sie fast jeden dort beim Namen und hatte sich eingeprägt, wer einen kleinen Hund zum Kuscheln bevorzugte und wer für einen größeren den Ball werfen wollte. Sie hatte gesehen, wie Menschen, die kaum noch auf ihre Umgebung reagierten, lächelten, wenn sie von einem grinsenden Therapiehund angestupst wurden.
Aber als sie heute vor dem Gebäude parkte und aus Max’ Lieferwagen ausstieg, hatte sie das Gefühl, sich wie durch Wasser zu bewegen. Alles tat ihr weh, aber nicht physisch. Es waren seelische Schmerzen.
Simon würde nicht bleiben. Ja, er hatte es immer gesagt, und ja, sie hatte die Worte verstanden, aber jetzt war es etwas anderes. Es war die Erkenntnis, dass sie auf dem besten Weg war, sich unsterblich in einen Mann zu verknallen, der nicht die geringste Absicht hatte zu bleiben, selbst wenn er hier etwas finden würde, was er nirgendwo sonst finden könnte. Ganz gleich, was sie für ihn empfand, sie hatten keine gemeinsame Zukunft. Selbst wenn er bereit wäre, immer wieder nach Fool’s Gold zurückzukommen, oder sie bereit wäre, ihm hin und wieder einen Besuch abzustatten, wäre das keine richtige Beziehung.
Tief im Innern hatte sie sich immer ein Happy End gewünscht. Die wahre Liebe, das, was ihre Eltern erlebt hatten. Eine lange, stabile Beziehung und Kinder. Sicher, sie war nicht perfekt, aber das erwartete sie auch nicht von ihrem Mann. Unglücklicherweise würde der Mann, bei dem sie sehr kurz davor stand, sich in ihn zu verlieben, niemals dieser Mann sein. Er war weder an einer Heirat interessiert noch an Kindern noch an ewiger Liebe. Er wollte weiter herumziehen.
Sich vorzuhalten, dass er ein Recht auf seine eigenen Träume hatte, half da wenig. Wie es aussah, konnte sie in dieser Situation nicht rational sein, was wiederum bedeutete, dass sie in seiner Gegenwart ganz besonders vorsichtig sein musste. Sie musste sich selbst schützen. Die intelligenteste Lösung wäre wahrscheinlich, ihn gar nicht mehr zu treffen, jedoch brachte sie es nicht über sich, es einfach zu lassen. Also würde sie fürs Erste einfach ihr Bestes geben, um sicherzustellen, dass sie sich nicht noch mehr verletzte als bereits geschehen.
Sie ging zum Heck des Lieferwagens und öffnete die Tür. Alle starrten sie an, die Hundeaugen hell vor lauter Vorfreude, aber nicht einer preschte einfach los. Sie warteten, bis sie ihre Leinen eingehakt hatte, dann sprangen sie höflich einer nach dem anderen heraus. Zweien musste sie dabei helfen, unter anderem Cece.
Nachdem sie die Hecktür wieder geschlossen hatte, steuerte sie das Gebäude an, wobei die Hunde ihr vorausliefen und die automatische Tür passierten. Am Empfangstresen begrüßte sie die Rezeptionistin und trug sich ein.
„Alle freuen sich schon auf Ihren Besuch“, sagte die Frau lachend. „Nur um den Hunden Spaß zu machen, werden sie tanzen.“
„Ich kann es kaum erwarten.“
Sie schaute im Schwesternzimmer vorbei, um mitzuteilen, dass sie da war, dann begann der Prozess, die Hunde zu verteilen. Buddy wurde mit zwei anderen Hunden denen überlassen, die sich im großen Freizeitraum aufhielten. Die mittelgroßen Hunde kamen in die Physiotherapie. Cece und ein ähnlich kleiner Yorkie namens Samson wurden von Bett zu Bett gebracht, um die Senioren zu besuchen, die nicht mehr aufstehen konnten.
„Da ist ja mein Mädchen“, rief die erste bettlägerige Bewohnerin aus, als Montana das Zimmer betrat.
„Hallo, Mrs Lee. Cece freut sich sehr, Sie zu sehen.“
„Und ich freue mich, sie zu sehen.“Montana setzte den Pudel aufs Bett, und Cece lief ganz schnell zu Mrs Lee, legte ihre winzigen Pfötchen auf die Schulter der Frau und leckte ihr zärtlich die Wangen.
„Ich habe dich auch vermisst, du süßes, süßes kleines Mädchen.“
„Hier bist du!“
Montana drehte sich um und sah Bella Gionni, die einen der Friseursalons im Ort besaß. Montags, wenn ihr Geschäft geschlossen war, arbeitete sie ehrenamtlich im Altenheim.
„Hey, Bella. Wie geht’s dir?“
„Gut. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, die dich und einen gewissen Arzt betreffen.“
Bella war eine Frau in den Vierzigern mit dunklen Haaren und hinreißenden Augen. Sie und ihre Schwester Julia betrieben je einen Salon im Ort, die miteinander
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