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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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gesucht hatte.
    Ich wusste nicht, wie es sich anfühlte, von der großen Liebe verlassen zu werden, also hatte ich nichts als lahme Floskeln herausgebracht: »Wird schon … Liebeskummer geht auch wieder vorbei … Auf die Dauer wäre das sowieso nicht gut gegangen …« Dabei hatte ich mich wie eine Hochstaplerin gefühlt, die vorgibt die weltbeste Tröstmaschine erfunden zu haben, gleichzeitig aber verschweigt, dass ihre Erfindung gar keine Zulassung hat und zudem falsch programmiert ist. Wäre Luca nicht Luca, sondern Jade oder eine andere Freundin gewesen, hätte ich ihn in den Arm nehmen und tröstend drücken können. Einfach so, wie man es unter Mädchen tat. Das fiel bei Luca flach. Weil er nun mal ein Junge war und ich überdies nicht wusste, ob er vielleicht doch nur darauf aus war, Giulias süßen Jeans-Po durch meinen zu ersetzen.
    Â»Was wollte Luca denn?«, erkundigte sich meine Mutter später beim Abendessen. Sie hatte Pizza mit frischen Tomaten gemacht, weil Wochenende war und wir das manchmal ein bisschen feierten, aber mir war der Appetit ziemlich vergangen.
    Â»Seine Freundin hat mit ihm Schluss gemacht«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Â»Und da weint er sich bei dir aus?« In ihren Augen standen Fragezeichen.
    Â»Ja. Keine Ahnung.« Woher sollte ich auch wissen, warum er mit seinem Herzschmerzkram ausgerechnet zu mir kam? Schließlich gab es Filippo aus dem Tre Stelle , den Azubi Tom im Blumenladen meines Onkels, wo er seit einigen Tagen jobbte, Jean und Benjamin aus meiner Klasse, mit denen er manchmal um die Häuser zog.
    Mama schob die Pizzakrümel auf ihrem Teller hin und her. »Ich weiß ja nicht, aber kann es vielleicht sein, dass er in dich verliebt ist?«
    Â»In mich? So ein Schwachsinn!«, protestierte ich.
    Â»War ja nur so eine Idee.«
    Ich sah genau, wie meine Mutter krampfhaft versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.
    Â»Hat die Pisani etwa so was angedeutet?«, hakte ich misstrauisch nach.
    Â»Keine Sorge, nein.«
    Auch wenn das Nein ein Nein war, hatte es doch viel zu vage geklungen, um als echtes Nein durchzugehen. »Also doch«, sagte ich.
    Â»Nein, Lena. Anna und ich reden über Malerei – nicht über die Liebesgeschichten unserer Kinder. Vergiss am besten, was ich gesagt habe.«
    Â»Echt mal, Mütter!«, grunzte ich und verzog mich in mein Zimmer, um mit Jade zu telefonieren, aber auch das ging ziemlich nach hinten los.
    Â»Wenn ein Junge einem Mädchen von seinem Liebeskummer erzählt, will er ihr damit signalisieren, dass er wieder zu haben ist«, dozierte sie. »Auf dem Markt. Willig. Zu allen Schandtaten bereit, verstehst du?«
    Â»Ich bin ja nicht blöd, nur stimmt das in diesem Fall leider überhaupt nicht.«
    Â»Leider?« Jade gackerte mir ins Ohr, doch ich konnte nicht mitlachen. Erstens hatte ich es nur so dahingesagt, zweitens fand ich ihr küchenpsychologisches Gequatsche lächerlich und drittens … Drittens wusste ich überhaupt nicht, was ich eigentlich von ihr erwartet hatte. Also beschloss ich, die Dinge so zu nehmen, wie sie nun mal waren. Luca als Kumpelfreundin zur Seite zu stehen, falls er mich wieder mal brauchen sollte, und ihn ansonsten in einer Datei mit der Aufschrift Ersatzfreund, falls Jade mal keine Zeit hat zwischenzuparken.
    ***
    Es vergingen gerade mal dreizehneinhalb Stunden, bis ich die Datei wieder aufmachen musste. Mein Handy fiepte um halb sieben Uhr in der Früh – eine SMS –, wobei ich fast einen Herzinfarkt kriegte, weil ich aus einem wirren Traum gerissen worden war.
    Um 11 im Blumenladen? Komm bitte! Ist wichtig. Luca
    Ã„rgerlich stellte ich mein Handy aus. Was fiel dem Lackaffen eigentlich ein mich so früh anzusimsen? Ausgerechnet am Sonntag! Ich zog die Bettdecke bis zur Nasenspitze und schlief noch eine Runde, doch als ich gegen zehn aufwachte, war mein Zorn verraucht. Ich duschte, aß ein Müsli, dann fuhr ich los, obwohl meine Haare noch nicht ganz trocken waren. Boss Luca hatte gerufen, also stand ich Gewehr bei Fuß. Jade hätte sich einen gegrinst; ich selbst konnte mich über meinen Anfall von Blödheit nur wundern.
    Mein Onkel wässerte gerade die Pflanzenkübel vor seinem Laden, als ich angeradelt kam. Onkel Paul war der einzige Bruder meines verstorbenen Vaters und der fröhlichste Mensch, den ich kannte. Ob gerade seine Tiefkühltruhe

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