Kuessen kann schon mal passieren
funktioniert.«
»Ich kann bloà von mir sprechen. Mir gehtâs jedenfalls nicht nur ums Rammeln.«
»Aber manchmal schon, oder?«, provozierte ich.
»Auch nicht manchmal. Sonst hätte ich dich längst flachgelegt. Hier, mitten auf dem Deich.«
Wir lachten und ich versuchte es nicht merkwürdig zu finden, dass ich mit einem Jungen über Sex redete. »Bisschen schwierig, wo ich doch so gar nicht dein Typ bin, oder?«, sagte ich und nahm eine lässige Pose ein.
»Fehlanzeige. Jungs kriegen es auch mit Mädchen hin, wenn sie sie hässlich, unsexy und dämlich finden. Ein Klischee, das sich tatsächlich immer wieder bewahrheitet.«
»HeiÃt das, du findest mich hässlich, unsexy und dämlich?«, empörte ich mich, während ich zu meinem Rad rüberging.
Schmunzelnd verstaute Luca die Kuchenreste im Anhänger. »Du musst nicht immer alles auf dich beziehen, Sweetie. Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich dich hübsch finde.«
»Und trotzdem bin ich nicht dein Typ. Schnucki.«
»Das wurmt dich aber ziemlich, oder?«
»Nö. Ich verstehe nur die Logik nicht.«
»Macht nichts.« Luca zwinkerte mir zu und stieg aufs Rad. »Entgegen landläufiger Meinung sind Jungs nämlich gar nicht so eindimensional gestrickt, wie Mädchen oft meinen. Wo lang?«
»Wirst du schon sehen.« Ich fuhr los, bog in einen asphaltierten Weg ein, der durch die Wiesen führte, dann strampelte ich in meinem gewohnten Radrenntempo los. âºDir wird das Lachen noch vergehenâ¹, frohlockte ich innerlich. Ein paarmal drehte ich mich nach Luca um, sah, wie er immer kleiner wurde, doch kurz darauf gelang es ihm tatsächlich, mich einzuholen.
»Wie romantisch!«, rief er und schnappte nach Luft.
»Was? Mein Tempo?«
»Der Klatschmohn, der Himmel ⦠einfach alles.« Gerade radelten wir an einer Wiese vorbei, die wie eine von Mamas Aquarellbildern aussah. Ãberall rote Tupfen, die beim Fahren zu einer roten Wolke verwischten.
»Habt ihr denn in Italien keinen schönen Himmel?«, zog ich ihn auf. »Keinen Klatschmohn?«
»Mehr, als du dir vorstellen kannst. Aber hier im Norden ist es ganz was anderes.«
Ein hellblauer Fiat kam uns entgegen, also blieb ich hinter Luca zurück. Kaum war das Auto vorüber, holte ich ihn wieder ein und dann fragte ich ihn einfach. Ob er tatsächlich schon mal mit einem Mädchen zusammen gewesen sei, das er hässlich, unsexy oder dämlich gefunden habe.
Luca lieà sich einen Moment mit der Antwort Zeit, vielleicht war es ihm peinlich, dann gestand er: »Einmal. Auf einer Party. Aber ich bin nicht stolz drauf, ehrlich.«
»Wie kam es dazu?« Ich strengte mich an, ganz normal zu klingen. Nicht empört oder gar vorwurfsvoll.
»Zu viel Alkohol, und das Mädchen, das ich supersüà fand, hat mit einem anderen eng getanzt.« Er löste beide Hände vom Lenker, was dazu führte, dass er Schlangenlinien fuhr.
»Und dann?«
»Dann hatte ich plötzlich Cinzia mit dem Pferdegebiss am Hals. Das Klassenungeheuer, das Mädchen, mit dem keiner was zu tun haben wollte.«
»Wie gemein. Was kann sie schon für ihr Pferdegebiss!«
»Nichts.« Er sah mich an, als würde ihn die Sache im Nachhinein immer noch erschüttern. »Umso schlimmer, dass es passiert ist. Im Bett der Eltern meines Klassenkameraden.«
»Igitt.«
Luca schien das auch zu finden, zumindest zog er eine Grimasse. »Danach habe ich mich so sehr geschämt, dass ich eine ganze Woche unentschuldigt die Schule geschwänzt habe.«
»Seid ihr denn, ähm, gleich aufs Ganze gegangen?«, fragte ich.
Luca senkte den Kopf. »Nein. Wir haben nur rumgemacht. Aber Cinzia war danach total in mich verknallt.«
»Angeber.«
»War aber so. Leider.«
»Trotzdem Angeber«, sagte ich, doch ein vorbeifahrendes Auto verschluckte meine Worte.
»Sie hat mir eine Szene nach der anderen gemacht, sich die Augen aus dem Kopf geheult. Es war einfach nur schrecklich.«
»Da kann ich ja von Glück reden, dass mir so was bisher erspart geblieben ist. Mit jemandem knutschen, der mich gar nicht will, schlimmer, der mich potthässlich und abstoÃend findet â das ist erbärmlich.«
»Dir würde so etwas nicht passieren.« Lucas Lachen wurde vom Wind davongetragen. »Du bist nicht potthässlich und abstoÃend. Und
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