Kuessen kann schon mal passieren
hast auch kein Pferdegebiss.«
»Aber farblose Spaghettihaare. Und eine Knubbelnase. Meistens ketchuprot.«
Luca lachte nur, was mich jetzt richtig fuchsig machte. »Euch Jungs geht es immer nur um ÃuÃerlichkeiten!«
»Und euch Mädchen nicht? Ihr guckt bloà auf die inneren Werte, was?«
Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Er hatte irgendwie Recht. Beispiel Jade. Wenn Anton ein hutzeliger, hässlicher Gnom gewesen wäre, hätte sie sich niemals in ihn verknallt. Und auch ich fand jemanden mit hübschen Augen und einem schönen Körper ansprechender als einen Monsieur Monier mit seiner angefressenen Eisbeinwampe.
Unser Gespräch versickerte, je näher wir unserer Ortschaft kamen. Eine Autokolonne war schuld, vielleicht hatten wir aber auch genug geredet. Ziemlich ehrlich sogar. Ein Wunder, dass so etwas mit einem Jungen überhaupt möglich war.
Als wir kurz darauf bei Onkel Paul aufliefen, saà Jade wie festgewachsen auf einem Blumenkübel und zog ein Saure-Gurken-Gesicht.
»Na, endlich«, grunzte sie.
Ich stieg vom Rad ab. »Wieso, was ist denn?«
»Ich warte seit einer geschlagenen Stunde auf dich! Wir wollten doch Deutsch machen und später noch ins Freibad.«
An Punkt eins erinnerte ich mich vage, allerdings hatten wir nichts Konkretes ausgemacht, von Punkt zwei war nie die Rede gewesen.
War Jade etwa eifersüchtig, weil ich ein paar Stunden mit Luca verbracht hatte? Das verstand ich umso weniger, da Jade in Anton verknallt war, ich nicht in Luca, er genauso wenig in mich und sie nicht in ihn. Wo also war das Problem?
Luca wuschelte sich verlegen durch die Haare. »Ich geh dann mal rein.«
»Ja, gute Idee«, brummte Jade.
Kaum war Luca im Blumenladen verschwunden, gesellte ich mich zu meiner Freundin auf den Blumenkübel. »Du kriegst noch Falten, wenn du weiter so grimmig guckst.«
»Ist das jetzt eine Feststellung? Eine bewiesene Tatsache? Oder eine Annahme?«
»Jade, was soll das? Du musst nicht auf Luca eifersüchtig sein.«
»Bin ich auch nicht, keine Sorge.« Sie knipste eine Blüte ab und warf sie weg. »Aber wenn du heimlich was mit ihm am Laufen hast, könntest du es mir schon erzählen.«
»Ich hab nichts mit ihm. Weder heimlich noch sonst wie. Wir haben einfach nur ein paar Blumengestecke für eine goldene Hochzeit ausgeliefert, okay?«
»Drei Stunden lang?«
»Ja, drei Stunden lang! Und falls du wissen willst, ob es nett war â ja, es war nett. Sogar ausgesprochen nett. Wir haben über Jungs und Mädchen, über Sex und Mohnblumen geredet.« Irgendwie hatte ich für heute genug von Jade. Ich gab ihr einen freundschaftlichen Klaps, dann schwang ich mich auf mein Rad und strampelte los. Sie würde schon zur Vernunft kommen. So wie immer, wenn wir uns gestritten hatten.
***
Diesmal dauerte es knappe zwei Stunden, bis sie bei mir auf der Matte stand.
»Tut mir leid«, sagte sie und schlang ihre Arme um mich, als sei sie am Ertrinken. »Ich hab mich ziemlich blöd benommen, oder?«
»Kann man so sagen.« Ich erschnupperte ihren Atem. »Hast du etwa was getrunken?«
»Nur ein Glas Sekt. Ich war so durcheinander. Wegen dir und dem Lackaffen.«
»Aber warum? Da ich eine Nonne bin, knutsche ich logischerweise nicht mit ihm. Du kannst ihn also gerne haben.«
»Danke, kein Bedarf.« Sie trat ans Fenster und sah wie zufällig zu Luca rüber. »Drei Stunden einfach nur so mit einem Typen abzuhängen ⦠Sorry, Lena, aber das ist nicht normal.«
»Wer sagt das?«
»Ich. Und alle anderen auch. Jungs machen so was nur, wenn sie ein Mädchen ins Bett kriegen wollen.«
»Luca will definitiv keinen Sex mit mir. Er hat Liebeskummer wegen Giulia.«
»Den könnte man ja super mit Sex betäuben. Nur mal zum Beispiel.« Jade drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt.
»Red keinen ScheiÃ.«
Endlich löste sie sich von ihrem Stützpunkt am Fenster, machte einen Hechtsprung auf mein Bett und warf mir einen gequälten Blick zu. »Lena«, sagte sie mit dramatischer Stimme, »ich hab Angst.«
»Wieso? Wovor?«
»Dass du plötzlich auf ganz dicke mit Luca machst und ich dann abgemeldet bin!«
»So ein Quatsch!«, entgegnete ich. »Man kann mit einem Jungen niemals so eng befreundet sein wie mit einem Mädchen. Das ist eine Tatsache.«
»Aha.
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