Kuessen kann schon mal passieren
angeekelt. »Wenn ich das gewusst hätte«, gluckste er.
»Wo steckt eigentlich Jade?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Sie muss sich nicht bei mir an- und abmelden.« Er taxierte mich. »Oder denkst du, ich besuche dich nur, weil sie gerade keine Zeit hat?«
»Vielleicht? Was weià ich denn, wie das bei euch so läuft.«
»Erzählt sie dir nicht alles?«
»Vielleicht würde sie, aber ich willâs gar nicht hören.«
»Sag mal, Lena â¦Â« Luca pustete in seinen Becher. »Ist es eigentlich komisch für dich, dass Jade und ich ⦠also dass wir â¦Â«
»Weià nicht. Vielleicht ein bisschen«, schummelte ich mich um eine ehrliche Antwort herum.
»Weil sie deine Freundin ist und ich dein Freund bin?«
Da ich nichts zu erwidern wusste, antwortete ich mit einer Gegenfrage: »Ist es denn für dich merkwürdig, dass ich mit Filippo zusammen bin? Falls ja, hast du deine Antwort.«
»Filippo ist okay. So als Typ. Bei einem Arschloch hätte ich längst Einspruch eingelegt.«
»Du meinst einen Arschlochtypen wie deinen Vater?«
»Ja, zum Beispiel.« Wohl weil er nicht weiter über seinen alten Herrn reden wollte, sprang er auf, ging zum Fenster und riss es auf. Dann drehte er sich zu mir um und sagte: »He! Wir spielen ein Spiel.«
»Ein Spiel?«, fragte ich überrascht. »Was denn für ein Spiel?«
»Wir stellen uns gegenseitig Fragen und der andere darf nur mit Ja oder Nein oder mit einer bestimmten Punktzahl antworten. Lust?«
Ich verstand zwar nur Bahnhof, nickte aber.
Luca lächelte zufrieden. »Okay, Frage eins. Bist du verliebt?«
»Luca, das ist eine ScheiÃfrage!«
»Ja oder nein?«
»Ja«, sagte ich gedehnt.
»Wie viele Punkte? Auf einer Skala von eins bis zehn?«
»Hm, vielleicht sechs.« Kaum ausgesprochen, bereute ich meine Antwort schon. Was, wenn Luca zu Filippo lief und ihm brühwarm auftischte, wie viele Verliebtheitspunkte er von mir bekam. »Und du?«, stellte ich die Gegenfrage. »Wie verliebt bist du?«
Luca überlegte nicht lange und sagte: »Sieben Punkte.«
Immerhin. Luca liebte Jade um einen Punkt mehr als ich Filippo, obwohl er auch einige Punkte von der Zehn entfernt war â¦
»Wie findest du das Küssen mit Filippo?«, fuhr er fort.
»Stopp, nein«, protestierte ich. »Diesmal du zuerst. Wie findest du das Küssen mit Jade?«
Lucas Blick flog zwischen der Zimmerdecke, seinen FüÃen und mir hin und her. »Sechs. Nein, sechseinhalb.«
Das überraschte mich, hatte ich Jade doch für die weltbeste Küsserin gehalten. Aber vielleicht war Giulia, seine Ex, eben doch ein paar Punkte besser gewesen. Und wie mochte er wohl unseren verunglückten Gar-nicht-der-Rede-wert-Kuss bewerten?
»Jetzt du, Lena Dachgeschoss«, sagte er in meine Ãberlegungen hinein.
»Auch sechseinhalb. Mit Tendenz zur sieben.«
Luca nahm das ohne jede Regung zur Kenntnis. »Nächste Rubrik: Fummeln«, bestimmte er.
»Hey, das ist zu intim!«
»Na und? Wir sind doch Freunde. Und stell dir bloà vor, wir würden miteinander fummeln. Das würdest du doch sofort Jade weitertratschen.«
»Jade ist ein Mädchen. Das ist was völlig anderes. Mit Jungs redet man nicht übers Fummeln.«
»Sagt wer? Die Gabowski?« Er lachte. »Falls es dich interessiert: Ich gebe Jade und mir beim Fummeln eine Acht bis Neun.«
»Interessant«, murmelte ich beklommen. Ganz automatisch musste ich an die Ausbuchtung in seiner Hose denken, neulich beim Picknick, und mir wurde ein bisschen flau. Fummeln mit Jade war also toll. Fast schon das Nonplusultra. Besser als Küssen.
Luca fuhr seinen Ellbogen aus und stieà mich an. »Na, komm schon. Raus mit der Sprache. Wie ist es bei dir und Filippo?«
»Wir fummeln nicht. Jedenfalls nicht richtig, okay? Sonst noch Fragen?«
Luca sah mich verblüfft an. »Aber warum nicht?«
»Weià nicht. Ich will es eben nicht. Jedenfalls im Moment noch nicht.«
Luca griff nach meiner Hand und hielt sie so lange fest, bis es ganz warm zwischen unseren Handflächen wurde. »Ist doch in Ordnung. Man muss nicht alles machen. Es gibt schlieÃlich kein Fummelgesetz, das vorschreibt, wann man was mit wem in welcher Phase der Beziehung zu tun hat.«
Ich nickte, fühlte mich mit einem Mal beruhigt und in vertrauten
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