Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
geändert.«
»Das kannst du gar nicht wissen, und statt es rauszufinden, lässt du die einzige Frau, die du in deinem Leben je geliebt hast, einfach laufen. Was ist mit dir los? Bist du ein Mann oder eine Memme?«
»Leck mich, Louie.« Er sah Louies Faust erst im letzten Augenblick, bevor er sie ins Gesicht bekam. Nick sah Sternchen, stürzte und knallte mit dem Hinterkopf auf den Holzboden. Ihm wurde schwarz vor Augen, und er glaubte schon, das Bewusstsein zu verlieren. Als er wieder klar sah, fühlte sich sein Schädel an, als sei er in zwei Teile zersprungen. Ihm dröhnte der Kopf. Er stöhnte und betastete vorsichtig sein Auge. »Du bist ein Arschloch, Louie, und wenn ich aufstehe, polier ich dir die Fresse.«
Sein Bruder baute sich bedrohlich über ihm auf. »Du könntest nicht mal dem alten Baxter die Fresse polieren, und der schiebt schon seit zehn Jahren eine Sauerstoffflasche durch die Gegend.«
»Du hast mir den Schädel angeknackst.«
»Dein Dickschädel ist dafür viel zu hart. Wahrscheinlich ist eher dein Boden angeknackst.« Louie zog seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche. »Ich weiß nicht, warum du Delaney dazu gebracht hast, dich zu hassen, aber irgendwann wirst du wieder nüchtern und merkst, dass du einen Riesenfehler gemacht hast. Hoffentlich ist es dann nicht zu spät.« Er deutete naserümpfend auf seinen Bruder. »Dusch dich mal, Nick. Du stinkst wie ein Ziegenbock.«
Als Louie weg war, rappelte sich Nick auf und stolperte die Treppe hinauf ins Bett. Er schlief bis zum nächsten Morgen, und als er aufwachte, hatte er das Gefühl, von einem Schwertransporter überrollt worden zu sein. Er duschte, aber das half nicht viel. Sein Hinterkopf schmerzte höllisch, und er hatte ein blaues Auge. Aber das war nicht das Schlimmste. Die Erkenntnis, dass Louie recht hatte, war viel schlimmer. Er hatte Delaney aus seinem Leben vertrieben. Er hatte geglaubt, sie auch aus seinen Gedanken vertreiben zu können. Dass er sich danach besser fühlen würde. Doch er hatte sich noch nie so mies gefühlt.
Bist du ein Mann oder eine Memme? Statt um Delaney zu kämpfen, war er in uralte Gewohnheiten zurückverfallen. Statt etwas zu riskieren, hatte er blindlings zugeschlagen. Statt sie sich mit beiden Händen zu greifen, hatte er sie weggestoßen.
Sie hatte gesagt, dass sie ihn liebte, und er fragte sich, ob er alles versaut hatte. Vielleicht war er ihrer Liebe nicht würdig, aber er wollte sie. Und wenn sie ihn nun nicht mehr liebte?, fragte ihn die leise, quälende Stimme. Aber er hatte ihre Liebe schon einmal gewonnen und konnte es auch wieder schaffen.
Nick zog sich rasch an und verließ das Haus, um das größte Risiko seines Lebens zu wagen. Er fuhr zu Delaneys Wohnung, aber sie war nicht zu Hause. Es war Samstag, und ihr Salon war geschlossen. Kein gutes Omen.
Er fuhr zu ihrer Mutter, doch Gwen wollte nicht mit ihm sprechen. Er kontrollierte die Garage, um herauszufinden, ob Delaney sich versteckte und ihn nicht sehen wollte. Darin stand nur Henrys Cadillac. Der kleine gelbe Miata war verschwunden.
Er suchte sie überall in der Stadt, und je länger er suchte, desto verzweifelter wollte er sie finden. Er wollte sie glücklich machen. Ihr auf dem Angel-Beach-Grundstück ein Haus bauen oder überall, wo sie wollte. Ob sie nun in Phoenix, Seattle oder Chattanooga, Tennessee, wohnen wollte, ihm war es egal, solange er nur mit ihr zusammenlebte. Er wollte den Traum. Er wollte alles. Jetzt musste er sie nur noch finden.
Er sprach mit Lisa, aber sie hatte auch nichts von Delaney gehört. Als sie am Montagmorgen nicht aufkreuzte, um ihren Salon aufzumachen, stattete Nick Max Harrison einen Besuch ab.
»Haben Sie was von Delaney gehört?«, fragte er, als er in das Büro des Rechtsanwalts stürmte.
Max musterte ihn misstrauisch und nahm sich für die Antwort Zeit. »Sie hat mich gestern angerufen.«
»Wo ist sie?«
Wieder nahm er sich Zeit. »Sie werden es sowieso bald erfahren. Sie hat die Stadt verlassen.«
Die Worte trafen ihn ins Herz. »Scheiße.« Nick sank auf einen Stuhl und rieb sich das Kinn. »Wo ist sie hin?«
»Hat sie nicht gesagt.«
»Was meinen Sie damit, hat sie nicht gesagt?« Er ließ die Hand schwer auf sein Bein fallen. »Sie haben doch gesagt, sie hat angerufen.«
»Hat sie ja auch. Sie hat angerufen, um mir mitzuteilen, dass sie die Stadt verlassen hat und dass sie gegen die Auflagen des Testaments verstößt. Sie sagte jedoch nicht, warum sie weg
wollte oder wohin. Ich habe
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