Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)
ein paar Schlucke.
Sein Blick verengte sich misstrauisch. »Du meinst, weil du die Tochter des Bürgermeisters bist und ich sein unehelicher Sohn?«
Seine Unverblümtheit überraschte sie. Die meisten Menschen, die sie kannte, sagten so was nicht direkt. Sie hauchten einem affektierte Küsschen auf die Wange und behaupteten, dass man gut aussah, obwohl es nicht stimmte. Sie fragte sich, wie es wäre, so frei zu sein wie er. »Tja, so würde ich es nicht ausdrücken.«
»Wie würdest du es denn ausdrücken?«
»Weil deine Familie mich hasst, und meine Familie sich nichts aus dir macht.«
Er legte den Kopf in den Nacken und trank sein Bier halb leer. Dabei musterte er sie über den Rand, bis er die Dose absetzte. »Ein bisschen komplexer ist es schon.«
»Stimmt. Du hast mich fast dein ganzes Leben lang gequält.«
Er grinste schief. »Ich hab dich nie gequält. Vielleicht ab und zu gehänselt.«
»Ha! Als ich in der dritten Klasse war, hast du mir eingeredet, dass Reggie Overton kleine blonde Mädchen entführt und sie an seine Dobermänner verfüttert. Ich hatte noch jahrelang panische Angst vor Reggie.«
»Und du bist fast dein ganzes Leben lang mit erhobener Nase durch die Gegend stolziert, als würde ich schlecht riechen.«
»Bin ich nicht.« Delaney glaubte nicht, dass sie je jemanden so behandelt hatte.
»Bist du doch«, beharrte er.
»Warum hast du mich dann heute Abend geküsst?«
Sein Blick glitt zu ihrem Mund. »Aus Neugier.«
»Neugier, ob ich es dir erlaube?«
Er lachte leise und ließ den Blick über die Knopfreihe schweifen, die ihr Kleid vorne verschloss. »Nein«, sagte er, als sei ihm eine mögliche Abfuhr nie in den Sinn gekommen. Er
schaute ihr wieder in die Augen. »Neugier, ob du genauso süß schmeckst, wie du aussiehst.«
Sie stellte sich so aufrecht wie möglich hin und trank sich mit ein paar großen Schlucken Bier Mut an, bevor sie ihn fragte: »Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
Er winkte sie mit dem Finger zu sich und raunte mit tiefer, sinnlicher Stimme: »Komm her, Wildkatze.«
Irgendetwas in seiner Stimme, an dem, was er sagte und wie er es sagte, zog sie unwiderstehlich zu ihm hin, als zappele sie an seiner Angel und er müsste sie nur noch einziehen. In ihrem Bauch kribbelte es seltsam.
»Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du wie der Heidelbeerwein meines Onkels Josu schmeckst. Auf jeden Fall süß, aber mit einer feurigen Note.«
Sie verbarg ihr Lächeln hinter der Coors-Dose. Sie schmeckte gern wie Wein. »Ist das was Schlechtes?«
Er nahm ihr das Bier aus der Hand und stellte es hinter sich auf die Motorhaube. »Kommt drauf an, wie du damit umgehen willst.« Er stellte seine Dose neben ihre und richtete sich langsam auf. Er hob ihr Kinn mit zwei Fingern und blickte sie fest an. »Hat dich je jemand geküsst, bis dir so heiß ist, dass du verbrennst?«
Sie antwortete nicht, weil sie nicht zugeben wollte, dass sie sich noch nie derart verzehrt oder vor Leidenschaft gebrannt hatte, dass sie den Kopf verloren und ihre Angst vor Henry vergessen hatte.
Nick streichelte seitlich über ihren Hals und sah ihr tief in die Augen. »Bis dir alles andere egal war?« Er senkte seinen Mund zu ihrem Ohr. »Hat je jemand deine Brüste berührt?«, flüsterte er. »Unter der Bluse, unter dem BH? Wo deine Haut warm und weich ist?«
Ihr Mund wurde ganz trocken.
»Die Hand in deinen Slip geschoben?« Sein heißer, offener Mund glitt über ihre Wange. »Dich zwischen den Beinen gestreichelt, wenn du feucht und bereit warst?«
Außer im Aufklärungsunterricht hatte noch nie jemand so richtig mit Delaney über Sex gesprochen. Was sie darüber wusste, hatte sie aus Filmen gelernt oder von anderen Mädchen in der Schule aufgeschnappt. Sogar Lisa hielt sie für prüde, aber Nick anscheinend nicht. Nick sah in ihr, was sonst niemand sah, und statt seine Ausdrucksweise anstößig zu finden, wandte sie ihm das Gesicht zu und küsste ihn. Schon seit Jahren hörte sie Gerüchte über seine sexuellen Eroberungen. Sie wollte auf keinen Fall, dass er sie naiv und langweilig fand, und so gab sie sich besonders leidenschaftlich und verschlang ihn geradezu. Vorbehaltlos gab sie sich der schwindelerregenden Hitze hin, die in ihr brannte. Ihr Körper bebte vor Erregung, und zum ersten Mal in ihrem Leben ließ sie sich bedingungslos fallen.
Der Kuss machte alle Unterschiede zwischen ihnen zunichte, schwemmte sie in einer Flut aus Leidenschaft davon. Seine Hände glitten über ihren
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