Küstenfilz
behelligen.«
Doch Margit griff
rasch zu und hatte ihm unversehens das Mobiltelefon entrissen. Geschickt
hantierte sie mit den Tasten des Geräts, um den Bildausschnitt zu vergrößern.
Dann lächelte sie. »Was krieg ich, wenn ich dir sage, was das ist?«
»Du bekommst ständig
einen Teil meiner Dienstbezüge«, lachte Lüder zurück. »Dafür darfst du der
Polizei auch mit sachdienlichen Informationen behilflich sein. Sei ein braver
Bürger.« Er versuchte, sie mit der Fingerspitze auf die Nase zu stupsen, aber
sie schnappte danach und hielt den Zeigefinger zwischen den Lippen fest. »Na?
Was ist dir die Info wert?«, lispelte sie zwischen den halb geschlossenen
Zähnen hervor.
Lüder legte
theatralisch die andere Hand an die Stirn, als würde er angestrengt überlegen.
»Wie wär’s mit dem Italiener? Heute Abend? Die ganze Mannschaft?«
Margit gab den
Finger frei. »Abgemacht. Die erste Reihe sieht aus wie ein BIC -Code.«
»Was ist das?«
»Ein
Bank-Identifier-Code. Der ist einmalig und bezeichnet eine bestimmte Bank,
irgendwo rund um den Globus. Er ist sozusagen eine internationale
Bankleitzahl.«
»Ich dachte, das
wäre die IBAN ?«
»Die gilt nur in
einigen europäischen Ländern und beinhaltet neben der Bank auch noch das
Konto.« Margit tippte auf das Handydisplay und kniff die Augen zusammen. »Dort
steht DEUTKYKX . Ich vermute, dass
die ersten vier Buchstaben für ›Deutsche Bank‹ stehen. Dann kommen zwei Zeichen
für das Land. Es ist nicht Deutschland, sonst würde dort GE aufgeführt. Die letzten beiden
Stellen kennzeichnen die Region innerhalb des Landes, also DEHH für Hamburg innerhalb Deutschland.«
»Das bedeutet, KY ist ein Exot?«
»Richtig. Jetzt
musst du nur noch herausfinden, wofür diese beiden Buchstaben stehen.«
»Hmh. Dann könnten
die zehn Ziffern in der zweiten Zeile die Kontonummer sein. Und … Das mag ich
gar nicht glauben! Sollten die Zahlen in der dritten Reihe womöglich der
Zugangscode zu diesem Konto sein?«
Margit schüttelte
den Kopf. »So dumm kann doch niemand sein, alle Angaben auf demselben Zettel zu
notieren.«
Lüder musste ihr
zustimmen. Dann rief er seine Bank an. Er wurde mehrfach weiterverbunden, bis
er jemanden an der Strippe hatte, der sachkundig war.
» KY steht für die Cayman Islands«, sagte
der Bankmitarbeiter. »Diese Inselgruppe liegt etwa siebenhundert Kilometer
südlich von Florida und gilt als die Schweiz der Karibik. Es handelt sich um
britisches Überseegebiet, das nicht zur Europäischen Union gehört. Deshalb
erlauben sich die Engländer dort alles, was ihnen auf dem alten Kontinent
versagt ist. Und darum haben viele große Banken in der Hauptstadt George Town
eine Niederlassung, weil sie von dort ihre Konten ebenso frei und
unkontrolliert bewegen können wie früher in der Schweiz oder in Luxemburg.«
»Um es eindeutig zu
formulieren: Über die Cayman Islands lässt sich ungehindert Schwarzgeld
transferieren?«
Der Bankmitarbeiter
am anderen Ende der Leitung hüstelte verlegen. »Ich würde es anders
formulieren. Die dortigen Banken sind in der Lage, eine diskrete Geldanlage zu
gewährleisten. Wenn Sie eine diesbezügliche Beratung wünschen, würde ich ein
Gespräch in unserem Hause vorschlagen. Am Telefon«, erneut hüstelte der Mann,
»ist so etwas schwer vermittelbar.«
»Danke«, wehrte
Lüder ab, »ich habe kein Schwarzgeld, sondern nur rotes.«
Es entstand eine
kurze Verzögerung, bevor Lüder die Frage erreichte. »Was darf ich darunter
verstehen?«
»Mein ›Guthaben‹
wird in den Kontoauszügen immer in Rot ausgewiesen.«
Jetzt ließ sich auch
der seriöse Bankberater zu einem angedeuteten Lachen verleiten. »Ich glaube,
unter diesen Umständen wäre Ihnen eine Anlageberatung, wie ich es angedeutet
habe, nicht zu empfehlen.«
Sie wechselten noch
ein paar belanglose Worte. Danach verabschiedete sich Lüder von seiner Familie
und fuhr direkt zu Horst Schönbergs Werbeagentur in die Wik, dem Kieler
Stadtteil, der nicht nur direkt am Eingang des Nordostseekanals lag, sondern
auch den Marinehafen beherbergte.
Als Lüder den Raum
betrat, in dem Schreibtische, Stehpulte, Bildschirmarbeitsplätze und anderes
»kreatives Gerümpel«, wie der Agenturchef es nannte, chaotisch herumstanden,
tauchte Horst Schönbergs Kopf hinter einem übergroßen Bildschirm ab. Kurz
darauf kam eine Hand zum Vorschein, die ein weißes Taschentuch schwenkte.
Statt einer Antwort
schimpfte der Freund in gespieltem Entsetzen: »Nein, nicht schon
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