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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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resigniert.
    Guime kniete sich hinter seinen Herrn auf die Fliesen, packte ihn
mit beiden Händen unter den Achseln und zog ihn so weit auf das
Gerüst hinauf, dass Kopf und Schultern nahezu senkrecht waren.
Slovius setzte sich zurecht, dann nickte er gebieterisch. Guime nahm
seinen Platz an der Wand wieder ein.
    »Nun zu dir, Neffe.« Slovius faltete die Flossen
über der breiten, haarlosen Brust und richtete den Blick zur
Kuppel empor.
    Fassin lächelte. »Ja, Onkel?«
    Slovius zögerte. Sein Blick wanderte zu seinem Neffen.
»Wie steht es mit deinen… deinen Studien, Fassin? Wie
kommst du voran?«
    »Ich bin zufrieden. Für die Tranche Xonju ist es
natürlich noch sehr früh.«
    »Hmm. Früh.« Wieder blickte Onkel Slovius mit
nachdenklicher Miene ins Leere. Fassin seufzte insgeheim. Die
Unterredung würde wohl noch eine Weile dauern.
    Fassin Taak war ›Langsamen‹-Seher am Hof der Dweller von
Nasqueron. Die Dweller – genauer gesagt, die
Gasriesen-Dweller… der Auftriebsneutrale Flächendeckende
Gasriesen-Dweller-Stamm Erster Ordnung im Klimaxstadium, um die
Präzision auf eine geradezu schmerzhafte Spitze zu treiben
– waren große Lebewesen von unermesslichem Alter,
Angehörige einer verwirrend komplexen und topologisch riesigen
uralten Zivilisation. Ihr Lebensraum, die Wolkenschichten um den
gewaltigen Gasriesenplaneten, war von seinen Ausmaßen her
gigantisch und zudem in seiner Aerographie ständigen
Veränderungen unterworfen.
    Dweller, zumindest ausgewachsene Dweller dachten sehr langsam. Sie
lebten langsam, entwickelten sich langsam, reisten langsam und
übten auch fast alle anderen Tätigkeiten langsam aus. Man
unterstellte ihnen, sie könnten ziemlich schnell kämpfen,
das war jedoch schwer nachzuweisen, denn sie hatten es schon lange
nicht mehr nötig gehabt, irgendwelche Kriege zu führen.
Daraus folgte, dass sie auch schnell denken konnten, wenn es ihnen
beliebte, aber meistens war das offenbar nicht der Fall, und so ging
man davon aus, dass sie auch hier langsam waren. Unbestritten war,
dass sie sich in späteren Jahren – oder Äonen –
für ihre Gespräche sehr viel Zeit nahmen. So viel, dass
manche einfache Frage vor dem Frühstück gestellt und erst
nach dem Abendessen beantwortet wurde. Und Fassin hatte den Eindruck,
als sei Onkel Slovius – der mit einem entrückten Ausdruck
auf seinem verquollenen Gesicht mit den Stoßzähnen in den
inzwischen unbewegten Fluten trieb – fest entschlossen, diese
Form der Unterhaltung zu übernehmen.
    »Bei der Tranche Xonju geht es um…?«, fragte
Slovius plötzlich.
    »Literarische Fragmente, Diaspora-Mythen und verschiedene
historische Verwicklungen«, antwortete Fassin.
    »Aus welchen Epochen?«
    »Die meisten Texte müssen erst noch datiert werden,
Onkel. Bei einigen wird das womöglich nie gelingen, man muss sie
eventuell zu den Mythen rechnen. Die einzigen Stränge, die sich
leicht zuordnen lassen, sind neueren Datums und beziehen sich
hauptsächlich auf regional begrenzte Ereignisse während des
Maschinenkriegs.«
    Onkel Slovius nickte langsam und löste damit neue Wellen aus.
»Der Maschinenkrieg. Das ist interessant.«
    »Ich hatte die Absicht, mir diese Stränge als Erste
vorzunehmen.«
    »Ja«, sagte Slovius. »Das ist eine gute
Idee.«
    »Danke, Onkel.«
    Slovius war wieder verstummt. In der Ferne grollte ein Erdbeben,
und in der Flüssigkeit im Becken bildeten sich kleine
konzentrische Kreise.
    Die Zivilisation der Dweller von Nasqueron mit der
dazugehörigen Flora und Fauna war nur ein mikroskopisch kleiner
Teil der Dweller-Diaspora, einer galaxisweiten Meta-Zivilisation
(manchmal war auch von Post-Zivilisation die Rede), die, soweit sich
das feststellen ließ, allen anderen Reichen, Kulturen,
Diasporen, Zivilisationen, Förderationen, Sozietäten,
Zusammenschlüssen, Bündnissen, Ligen, Genossenschaften,
Affiliationen und Organisationen von mehr oder weniger ähnlichen
Wesen übergeordnet war.
    Mit anderen Worten, Dweller gab es schon fast so lange wie das
Leben in der Galaxis. Damit war diese Spezies zumindest
ungewöhnlich, wenn nicht sogar einmalig. Und sie stellte,
vorausgesetzt, man näherte sich ihr mit der gebührenden
Ehrerbietung und Vorsicht, behandelte sie mit Respekt und brachte
auch die nötige Geduld auf, auch eine wertvolle Ressource dar.
Denn die Dweller hatten ein gutes Gedächtnis und noch bessere
Bibliotheken. Zumindest vergaßen sie nichts, und ihre
Bibliotheken waren sehr groß.
    Tatsächlich waren die

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