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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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noch
verschärft innerhalb der eigentlichen Kriegszone, hatten
zusammengewirkt und zu erheblichen Verzögerungen
geführt.
    Tot. Alle tot. Nein, nicht alle (ein Sept war nicht klein, und so
sauber arbeitete die Realität nur selten). Nur so gut wie alle.
Fünf Jungdiener, auf Urlaub oder mit einem Auftrag unterwegs,
hatten überlebt, ebenso eine Cousine zweiten Grades mit ihrem
kleinen Sohn. Das war alles. Gerade genug, um einen sauberen Schnitt
zu verhindern, der zwar schrecklich gewesen wäre, ihn aber
gezwungen hätte, weiterzumachen, Führungsstärke zu
zeigen, tapfer zu sein… all den so leicht dahingesagten
Klischees zu genügen. Seine Mutter war schon seit einem halben
Jahr in einem Cessoria-Habitat im Kuiper-Gürtel in Klausur und
hätte überleben können, aber sie war bei einem anderen
Angriff umgekommen, der vermutlich nichts mit dem Anschlag auf den
Sept zu tun hatte. Schieres Pech.
    Vermutlich sollte er dankbar sein, dass Jaal zum Zeitpunkt der
Katastrophe nicht zu Besuch im Winterhaus gewesen war und deshalb
noch lebte. Stattdessen hatte er eine ganze Serie von Botschaften von
ihr erhalten, im Ton beunruhigt, schockiert, weinerlich und
schließlich wie benommen. Die letzten Mitteilungen enthielten
nur noch flehentliche Bitten, sich zu melden, wenn er könne,
wenn er am Leben sei, wenn er sich irgendwo in Nasqueron befinde und
dies höre oder lese…
    Die Ocula der Justitiarität hatte ihn seit dem Angriff auf
Third Fury als vermisst geführt. Offiziell war das immer noch
sein Status. Man war erst sicher gewesen, dass er und Colonel
Hatherence überlebt hatten, als man Tage später auf Umwegen
ihr Signal empfangen hatte. Daraufhin hatte man beschlossen, seine
Rettung zunächst geheim zu halten. Sein Interview mit dem
Nachrichtensender in Hauskip hatte die Sache kompliziert – es
wurde jedoch bereits ohne Zutun seiner Vorgesetzten als
Fälschung gebrandmarkt – und im Anschluss nicht geringe
Verwirrung gestiftet. Solange er nur vermisst war, galt er von Amts
wegen als lebend und war damit Oberster Seher des Sept Bantrabal.
Daran würde sich noch mindestens ein Jahr lang nichts
ändern.
    Die Lage im Ulubis-System war noch immer verzweifelt, und die
Bedeutung ihrer Mission hatte sich mit den letzten feindlichen
Aktionen der Invasoren und/oder der Beyonder weiter erhöht.
    Als der ganze Wust durchkam, ja, noch während die Signale mit
intakten Verschlüsselungen und unter Anzeige aller Pfade in den
Speicher des Gasschiffs übertragen wurden, dachte er immer
wieder: Vielleicht ist alles nur ein schlechter Scherz oder ein
schrecklicher Irrtum. Selbst als er im Film in den wogenden
Hügeln des Großen Ualtus-Tals, da, wo einst das Winterhaus
gestanden hatte, den rauchenden Krater sah, hatte er es nicht glauben
wollen; es musste eine Fälschung sein. Alles war eine einzige
Fälschung.
    Der Angriff war etwa gleichzeitig mit der Bombardierung von Third
Fury erfolgt. Der winzige Blitz, den er auf der Oberfläche von
’glantine gesehen hatte, als sie mit dem Absetzschiff auf
Nasqueron zustürzten, war der Einschlag gewesen. In dieser
Sekunde waren sie alle umgekommen, seit diesem Augenblick war er
allein. Die erste Nachricht der Justitiarität, noch vor der
Datenblockade, die sie so viele Tage in Unwissenheit gehalten hatte,
jene Nachrichten der ihm die Behörde ihr Bedauern angesichts
seines Verluste ausdrückte, hatte sich nicht nur auf die Opfer
von Third Fury bezogen, sondern auch auf dieses Unglück. Man
hatte das Wrack des Absetzschiffs in den oberen Regionen der Tiefen
gefunden, die Leiche des Meistertechnikers Herv Apsile befand sich
noch darin. Man konnte den Eindruck gewinnen, jemand hätte alles
bedacht und dafür gesorgt, dass nichts und niemand gerettet
wurde, dass ihm nichts blieb. Oder fast nichts. Nur ein paar Diener,
die er kaum kannte, eine Cousine zweiten Grades, für die er eine
mäßige Zuneigung empfand, ein Kleinkind, von dem er nicht
einmal wusste, wie es aussah. Und Jaal. Aber würde – konnte
– diese Beziehung je wieder so werden wie früher? Er hatte
seine Verlobte gern, aber er liebte sie nicht, und er war ziemlich
sicher, dass sie ebenso empfand. Es wäre eine gute Partie
gewesen, aber nach alledem würde er ein anderer Mensch sein,
selbst wenn er von diesem schwachsinnigen Abenteuer jemals
zurückkehrte, selbst wenn es etwas gäbe, zu dem er
zurückkehren konnte, selbst wenn der kommende Krieg bis dahin
nicht alles zerstört oder von Grund auf verändert
hätte. Würde ihr Sept

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