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Erkenntnisse
Bei diesen religiösen Vordenkern handelt es sich also nicht um Propheten oder Religionsgründer.
1. Wilhelm von Ockham (1285–1347). Der Spätscholastiker ist vor allem bekannt für seine erkenntnistheoretische Methode, nach der einfache Erklärungen mit wenigen Voraussetzungen komplizierten Erklärungen für ein Phänomen vorzuziehen sind. Dieser scharfsinnige Ansatz heißt deshalb »Ockhams Rasiermesser«. Wer Umberto Ecos »Der Name der Rose« gesehen oder gelesen hat, ist übrigens mit Ockham vertraut.
2. Friedrich Schleiermacher (1768–1834). Ein deutscher Romantiker, der von einer Kirche ohne Hierarchie träumte – und deshalb natürlich ein Protestant war.
3. David Friedrich Strauß (1808–1874). Der schwäbische Mitbegründer einer historisch-kritischen Methode der Bibelkritik versuchte, in seinem umstrittenen, aber viel gelesenen Buch »Das Leben Jesu« den historischen Christus herauszuarbeiten.
4. Martin Buber (1878–1965). Wissenschaftlich beschäftigte sich der jüdische Religionsphilosoph mit dem Chassidismus, einer mystischen Variante des Judentums. Bekannt ist er heute für seinen Beitrag zur christlich-jüdischen Verständigung. Verdienste darum werden seit 1968 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt (zweiter Namensgeber ist der deutsch-jüdische Religionsphilosoph Franz Rosenzweig).
5. Karl Barth (1886–1968). Glaube ist eine »unmögliche Möglichkeit«, meinte der Schweizer protestantische Theologe, der auch politisch sehr engagiert war – zum Beispiel in der Anti-Atomtod-Bewegung.
6. Karl Rahner (1904–1984). Der Freiburger Theologe ist der deutsche Vater des Zweiten Vatikanischen Konzils. Er hat Mitte des 20. Jahrhunderts den damals ziemlich verstaubten Katholizismus für die Philosophie der Moderne geöffnet.
7. Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Der Breslauer Theologe war einer der führenden Köpfe der »Bekennenden Kirche«, die sich gegen die Vereinnahmung des Protestantismus durch die Nationalsozialisten wehrte. Er wurde im KZ Flossenbürg wenige Tage vor der Kapitulation ermordet.
ARCHÄOLOGIE
V ier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte der Journalist Kurt W. Marek (1915–1972) sein Buch »Götter, Gräber und Gelehrte«, dem er den Untertitel »Roman der Archäologie« gab. Marek wählte ein Pseudonym, vielleicht, um von seiner Vergangenheit als NS-Propaganda-Autor abzulenken. Der Autor trat als C. W. Ceram auf, ein Anagramm, das rückwärts gelesen seinen leicht veränderten richtigen Namen ergibt. Ceram verstand sein Buch nicht als belletristischen Roman, sondern als Tatsachenbericht. »Götter, Gräber und Gelehrte« wurde fünf Millionen Mal gedruckt und ist bis heute im Buchhandel erhältlich. Sogar ein Hörbuch ist inzwischen auf dem Markt. Es handelt sich somit um das bislang erfolgreichste deutsche Sachbuch. Ich erinnere mich, Cerams Schilderungen mit elf oder zwölf Jahren verschlungen zu haben. Wie viele Leser verfolgte ich gebannt, wie Heinrich Schliemann sich auf die Suche nach dem Schatz des Königs Priamos macht und Robert Koldewey die Reste des alten Babylon freilegt.
Wie kaum eine andere Wissenschaft, vielleicht in den letzten Jahren mit Ausnahme der Hirnforschung, vermag die Archäologie Millionen von Menschen zu faszinieren. Im ZDF laufen beispielsweise die erfolgreichen Dokumentationen der Reihe »Terra X«; an manchen Abenden folgt auf dem Dokumentationssender Phoenix eine Archäologie-Sendung auf die nächste; Spartenkanäle bringen tagein, tagaus nichts anderes als grabende Forscher, die unablässig auf »eine archäologische Sensation« zu stoßen scheinen, und bei Ausstellungen zu archäologischen Themen stehen die Besucher Schlange. Offenbar besitzen wir eine unstillbare Neugier auf das Leben unserer frühen Vorfahren.
Mancher anfangs begeisterte Student des Faches zeigt sich allerdings enttäuscht, wenn er mit der Realität des Alltags konfrontiert wird. Im Grunde ist die Archäologie eine mühsame, nicht selten frustrierende Wissenschaft. Die Forscher verbringen den einen Teil ihrer Zeit im Freien, oft in brütender Hitze irgendwo in einer Wüste. Beim anderen Teil versuchen sie, an ihren Computern die Funde zu systematisieren und zu interpretieren. Die gute Nachricht lautet: Als kulturinteressierter Leser können Sie die Mühen der Archäologie einfach überspringen und gleich zu den spannenden Erkenntnissen vorstoßen, die diese Wissenschaft für uns
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