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Aus einer Zeit vor unserer Zeit
Die Historiker teilen die Geschichte grob in zwei Phasen ein, die je nach Region unterschiedlich lange gedauert haben. Als Wendepunkt zwischen diesen beiden Phasen gilt die Einführung der Schrift. Sie entstand nach heutigen Erkenntnissen vor etwa 5500 Jahren in Mesopotamien bei den Sumerern. Ab diesem Zeitpunkt spricht man für diese Region von Geschichte oder Historie. Die Jahrtausende davor bezeichnen die Experten als Vorgeschichte oder Prähistorie. Die germanischen Völker in unseren Breiten oder die Aborigines in Australien lebten aber schon viel länger in der Vorgeschichte. Und für einige versprengte indigene Völker begann die Geschichte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Über die Prähistorie wissen wir nur Bescheid, weil die Archäologen bei ihren Grabungen auf Hinterlassenschaften der damaligen Zivilisationen und Stämme gestoßen sind. Natürlich können archäologische Funde auch unser Wissen überdie geschichtliche Zeit erweitern, zum Beispiel, wenn schriftliche Zeugnisse rar sind (etwa für die Frühgeschichte oder die Jahrhunderte der Völkerwanderung) oder nur das Leben der Eliten beschreiben. Aber für vorschriftliche Zeiten sind die zumeist zerstörten Fundstücke die einzige Quelle.
Sicherlich erweist sich die Einteilung in Historie und Prähistorie als extrem grob. Schon im 19. Jahrhundert begann man deshalb, eine weitere Unterteilung der beiden Phasen vorzunehmen, die sich an den Materialien der Werkzeuge orientierte – und die bis heute Bestand hat: Die Archäologen unterscheiden in eine Steinzeit, eine Bronzezeit und eine Eisenzeit. Die Steinzeit wird nochmals untergliedert in eine Altsteinzeit, eine Mittelsteinzeit und eine Neusteinzeit (die Fremdwörter dafür lauten Paläolithikum, Mesolithikum und Neolithikum), je nachdem, wie geschickt die Steine behauen sind.
Die Steinzeit ist die bei Weitem längste Kulturperiode in der Geschichte der Menschheit. Sie begann vor 2,5 Millionen Jahren (als erste Urmenschen auftauchten) und endete, je nach Region, etwa ein halbes Jahrzehnt vor der Zeitenwende.
In Museen trifft man oft auf noch feinere Untergliederungen der Vorgeschichte. Die Perioden werden vielfach nach den Fundorten der Werkzeuge bezeichnet oder nach der Art der Keramik- und Werkzeugbearbeitung. So stößt man zum Beispiel auf die Linearbandkeramikkultur oder die Glockenbecherkultur.
In populären Serien wie der »Familie Feuerstein« sieht es so aus, als hätten sich die Steinzeitmenschen den lieben langen Tag mit Dinosauriern herumgeschlagen. Es gibt tatsächlich eine Reihe von Muslimen und extrem bibelgläubigen Christen (Kreationisten, siehe das Kapitel Religion), die von der Koexistenz von Dinosauriern und Menschen überzeugt sind, weil die Erde ihrer Auffassung nach kaum mehr als6000 Jahre alt ist. In Wirklichkeit waren die Dinosaurier seit fast 65 Millionen Jahren ausgestorben, als in Ostafrika der erste Homo sapiens, also der moderne Mensch, auftrat.
Die Überzeugung der Kreationisten (wobei zugestanden werden sollte, dass es sich bei den Junge-Erde-Gläubigen um eine Minderheit unter ihnen handelt) mutet uns heute absurd an. Doch noch gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts entsprach diese Auffassung dem Stand der Wissenschaft. Die ersten Archäologen (und Paläontologen, Wissenschaftler, die Fossilien und alte Knochen untersuchen) mussten sich deshalb gegen heftigen Widerstand durchsetzen: Als Isaac de La Peyrère 1655 behauptete, es habe womöglich Menschen vor Adam gegeben, konnte ihn die Inquisition zum Widerruf seiner These zwingen. Erst im 19. Jahrhundert, vor allem nach Charles Darwins Evolutionstheorie über die Entstehung der Arten, erkannte die Öffentlichkeit (langsam) an, dass die Menschheit älter als 6000 Jahre ist.
Allerdings standen die frühen Archäologen vor einem Problem, das im Grunde bis heute nicht gelöst ist, trotz enorm verbesserter Methoden. Es geht um die Frage: Wie alt sind die Fundstücke? Vielfach waren die Forscher gezwungen, das Alter zu schätzen und aus der Art der Herstellung, aus der Lage und den Umständen des Fundes Rückschlüsse zu ziehen. Erst 1949 kam ihnen die sogenannte C-14-Methode zu Hilfe, die auf dem gleichmäßigen Zerfall des Kohlenstoff-Isotops C-14 beruht. Sie funktioniert natürlich nur dort, wo es C-14-Isotope gibt, also nur bei organischen Materialien. Und sie ist auf einen Zeitraum von vor 300 bis etwa 60000 Jahre
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