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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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auseinandergesetzt – und kommt darin ebenso zu dem Schluss, dass es keinen teleologischen Gottesbeweis geben kann.
    Zusammenfassend kann man also eine erste Antwort auf unsere Frage »Gibt es Gott?« geben: Gottes Existenz lässt sich nicht beweisen. Doch das ist noch lange kein Grund, zum Atheisten zu werden – wie der Blick auf das berühmte Trio der Religionskritik zeigt: Ludwig Feuerbach, Sigmund Freud und Karl Marx.
    Die Religionskritiker Feuerbach, Freud und Marx
    Der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804–1872) glaubte zu erkennen, dass Gott nichts anderes sei als das, was der Mensch zu sein wünsche. Gott ist danach die Projektion menschlicher Sehnsüchte auf ein Wesen, das nicht existiert. Das Problem mit diesem Nicht-Gottes-Beweis ist schnell erkannt: Es handelt sich – ganz wie bei Anselm von Canterbury – um einen Zirkelschluss. Feuerbach erklärt, warum die Menschen an einen Gott glauben – unabhängig davon, ob es ihn gibt oder nicht. Schließlich kann Gott ja als eine Projektion menschlicher Sehnsüchte wahrgenommen werden und trotzdem existieren.
    Sigmund Freud (1856–1939) lieferte wiederum eine Variation des Feuerbach’schen Gedankens. Er sieht in Gott einen Vaterersatz: Der gläubige Mensch verharre in der infantilen Phase, indem er sich einen übernatürlichen Vater schaffe. Karl Marx (1818–1883) schließlich bezeichnete, wie hinreichend bekannt, Religion als »Opium des Volkes«: »Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist.« Sind erst einmal die materiellen Verhältnisse umgestürzt, die die bedrängte Kreatur zum Seufzen bringen, ist es nach Marx mit der Religion nicht mehr weit her.
    Diese drei Religionskritiker versuchten zu erklären, wieso Menschen an Gott glauben – über die wirkliche Existenz oder Nicht-Existenz Gottes konnten aber auch sie keine endgültige Aussage treffen. Ebenso wenig, wie die Theologen die Existenz Gottes beweisen können, können Religionskritiker diese widerlegen. Bleibt also noch die zweite, eingangs gestellte Frage, ob wir – abgesehen von seiner wahren Existenz – überhaupt einen Gott brauchen.
    So richtig behaglich scheint eine Welt ohne Gott auf jeden Fall nicht zu werden – zumindest wenn man den wortgewaltigen Ausführungen des Dichters Jean Paul (1763–1825) folgt, der in seinem Roman »Siebenkäs« (siehe auch das Kapitel Literatur) den toten Jesus vom Weltgebäude herabrufen lässt, dass kein Gott sei:
    »Jetzo sank eine hohe edle Gestalt mit einem unvergänglichen Schmerz aus der Höhe auf den Altar hernieder, und alle Toten riefen: ›Christus! ist kein Gott?‹
    Er antwortete: ›Es ist keiner.‹
    Der ganze Schatten jedes Toten erbebte, nicht bloß die Brust allein, und einer um den andern wurde durch das Zittern zertrennt.
    Christus fuhr fort: ›Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief:
    ›Vater, wo bist du?‹, aber ich hörte nur den ewigen Sturm,den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermeßlichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich. – Schreiet fort, Mißtöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!‹«
    Nicht minder ungemütlich liest sich, was der deutsche Philosoph und Dichter Friedrich Nietzsche (1844–1900) zum Tod Gottes zu sagen hatte:
    »Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? […] Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie

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