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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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immergleichen
dampfenden Bechern vom Brett über der Kaffeemaschine zurück: KÜSS MICH, ICH BIN IRE für sichselbst , GEFÄLLT’S MUTTI NICHT, IST KEINEM
GEHOLFEN für Affenlight.
Sie nippten am Kaffee und rauchten eine Zigarette, redeten und lasen zusammen
Tschechow, reichten sich, sobald Owens Kopfschmerzen verschwunden waren, das
Buch hin und her. Die kitschigen Becher waren im Laufe der Jahre aus
Mrs. McCallisters Küchenschränken daheim ausrangiert worden. Es mochte
sich lächerlich anhören, aber Affenlight liebte es, dass Owen immer genau diese
zwei Becher nahm, dass er vermutlich sogar so weit ging, sie abzuspülen, wenn
sie dreckig waren. Eine solche Beständigkeit legte nahe, oder schien nahezulegen,
dass Owen ihre Nachmittage als wiederholenswert erachtete, bis ins kleinste
Detail hinein. So wurden häusliche Rituale zu Garanten traumartiger,
paradiesischer Zustände: Wenn jeder Tag von exakt denselben Einzelheiten
bestimmt wurde, einfach weil man es so wollte.
    Affenlight erzählte
Mrs. McCallister, er habe sein tägliches Trainingsprogramm wieder
aufgenommen, weshalb die Spätnachmittage frei von Terminen bleiben sollten.
Nachts lag er wach und dachte an Owen, lauschte mit einem Ohr, ob Pella von Mike
Schwartz zurückkehrte, stets erleichtert, wenn er ihre Flip-Flops auf der
Treppe hörte. Er stand vor Sonnenaufgang auf, machte seinen gewohnten Gang um
den geliebten See herum und ging dann ins Büro, um sich durch die Arbeit zu
pflügen, die liegen geblieben war. Er schlief kaum, und er wurde kaum müde. Das
Herz in seiner Brust fühlte sich gefährlich prall an, geschwollen und
empfindlich, wie eine Frucht, die so reif ist, dass ihre Schale zu platzen
droht. Er wünschte, dass jeder Tag, jeder Moment, jeder Moment mit Owen und die
Momente zwischendurch verweilen und verweilen und verweilen könnten. In seinem
Leben hatte es lange Phasen von Dankbarkeit und Glück gegeben, aber dieses Maß
an restloser Zufriedenheit mit den Dingen, so wie sie waren, hatte er sich kaum
je auch nur ausgemalt. Die chronische Rastlosigkeit war weg. Er hatte kein
Interesse an Neuem. Er wollte bloß das behalten, was er hatte. Es war beinahe
schmerzhaft. Alles, was das Leben in seiner ganzen Bandbreite mit sich brachte
– Sonnentage oder plötzliche Schauer, eine E-Mail von einem alten Kollegen oder
ein Gespräch mit Pella, das nicht im Streit endete – war in seiner Wahrnehmung
von derartiger Intensität, dass er permanent der Sorte Tränen nah war, die die
Country-Musik so gern besingt, und die eigene Lächerlichkeit nur aushielt,
indem er sich über sich selbst lustig machte. Affenlight, du wunderlicher alter
Kauz. Affenlight, du Narr.

33
    —
    Auf der Fähre zurück von Wainwright saß Schwartz ganz
allein da und hörte die Kassette mit den sorgfältig ausgewählten Songs von
Metallica und Public Enemy, die er vor jedem Spiel hörte. Diesmal war das Spiel
jedoch schon zu Ende, war schlimm zu Ende gegangen, und er hörte die Musik
nicht, um sich hochzupushen, sondern um seine Gedanken zu übertönen. Die Sonne
war bereits untergegangen, und ein kalter beständiger Wind pfiff durch die
kaputten Fensterdichtungen der alten Fährkabine. Er hatte drei Hydrocodon
zusammen mit einer Handvoll Advil eingeschmissen, sich so gut er konnte gegen
die Kälte vermummt und bereitete sich darauf vor, das Bewusstsein zu verlieren.
    Trotz plärrender Musik und geschlossener Augen spürte er, dass
jemand neben ihm stand. Er hatte auf Henry getippt, aber der Jemand erwies sich
als Coach Cox.
    »Hast du den Skrimmer
gesehen?«
    »Ich glaube, der ist
auf Deck.«
    »Auf Deck? Es ist
scheißkalt da draußen.« Coach Cox setzte sich, rieb sich die Hände und blies
hinein. Schwartz nahm die Kopfhörer ab und klappte das Buch zu, in dem er nicht
gelesen hatte. Der Rest des Teams war bei der Snackbar im Unterdeck und spielte
Poker um Salztütchen. »Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Cox.
    »Kurz.«
    »Und bleibt er tapfer?«
    Schwartz zuckte mit den
Schultern. »Sieht so aus.«
    »Ist sein Flügel okay?«
    »Dem Flügel geht’s
gut.«
    Coach Cox strich sich
über den Schnäuzer und überdachte das Ganze einen Moment lang. »Na ja, drauf
geschissen.«
    Zweite Hälfte des
neunten Innings. Zwei out, ein Läufer auf der Second. Westish lag mit 7:6 vorn. Loondorf warf einen guten, harten
Curveball, und der Schlagmann knallte Henry einen Aufsetzerer direkt vor die
Füße. Alles, was er tun musste, war, ihn zur First Base zu werfen, und

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