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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Skrim?«,
fragte Rick. »Hast du einen Krampf oder so?«
    »Einfach laufen«, sagte
Henry. »Ich werd einfach weiterlaufen.«
    Er lief weiter das Deck
entlang in Richtung Heck und wurde von der Dunkelheit verschluckt.
    Rick nahm einen letzten
Zug, bevor er die Kippe über die Reling schnippte. Die orange Glut prallte
ein-, zweimal gegen den Rumpf und verschwand. »Panikattacke«, sagte er.
    »Was sollen wir tun?«
    »Meine Mutter macht
sich meistens ein paar Skrewdriver. Der Orangensaft wirkt beruhigend, sagt
sie.« Rick, von einem plötzlichen Gedanken gepackt, rannte hinter Henry her.
Schwartz wollte ihm folgen, aber seine Beine weigerten sich.
    Es dauerte nicht lange,
bis Rick und Henry schnellen Schrittes wieder auftauchten. Henry nickte noch
immer mit dem Kopf zwischen den Händen, Rick drückte sein Gesicht an Henrys und
redete leise auf ihn ein. Schwartz trat einen Schritt zurück, um sie vorbeizulassen.
    Ein paar Runden später
sanken Henrys Arme an den Seiten hinunter und Rick gab Schwartz per Daumen ein
Alles-klar-Zeichen. Sieben oder acht Mal waren sie gekreist, jedes Mal etwas
langsamer, da Henry an Schwung verlor wie ein Aufziehspielzeug. Als sie
schließlich anhielten, war der Anleger von der Fähre aus bereits zu sehen.

34
    —
    Später lag Schwartz mit Pella in seinem Bett. Selbst mit
Schmerzmitteln im Blut, selbst mit der Abgestorbenheit, die ihm nach einem
Spiel die Beine hinaufkroch, hatte er vorher noch nie Probleme gehabt. Pella
versuchte ihn zu locken, während sie sich küssten, fuhr mit den Fingerspitzen
leicht über den Schlitz seiner Boxershorts, doch vergebens. »Ist schon okay«,
sagte sie. »Warum erzählst du mir nicht einfach davon?«
    »Wovon?«
    »Du weißt schon.
Henry.«
    »Es ist schlimm«, sagte
Schwartz. »Ich mache mir langsam wirklich Sorgen. Die letzten paar Spiele
schien er damit klarzukommen. Aber heute – heute war es richtig schlimm.«
    »Bist du sicher, dass
er nicht verletzt ist? Vielleicht hat er was am Arm und traut sich bloß nicht,
es zu sagen.«
    »Seinem Arm geht’s gut.
Du solltest die Würfe sehen, die er beim Training macht. Oder auch in Spielen,
wenn es Schlag auf Schlag geht. Wenn er keine Zeit hat nachzudenken. Sein Arm
ist ein Triumph der Natur.«
    Pella sagte nichts.
Specks röchelnder Atem drang leise, beinahe beruhigend durch die Wand. »Es sind
immer die einfachen Dinger«, sagte Schwartz, »die Bälle, die direkt auf ihn
zukommen. Du kannst richtig sehen, wie sich die Rädchen drehen: Verbocke ich den? Vielleicht verbocke ich den ja. Ich würde
ihn am liebsten an den Schultern packen und es aus ihm rausschütteln. Er macht
aus einer Mücke einen Elefanten.«
    Pella kuschelte sich
näher an ihn, fuhr erneut mit der Hand über die Vorderseite seiner Boxershorts.
Im Dreivierteldunkel des Zimmers konnte er sehen, wie die ihm zugewandte
Brustwarze sich unter dem Laken noch dunkler abzeichnete. Er begehrte jeden
Zentimeter ihres Körpers. Sie mochte ihre Beine nicht, fand sie kurz und
stämmig und ihre Knöchel zu dick, um weiblich zu sein – was aus Schwartz’ Sicht
blanker Irrsinn war. Wenn überhaupt, hätte er sich eher mehr von ihr gewünscht,
mehr und mehr von ihr, seinem Anker in dieser Welt.
    Seit sie zum ersten Mal
miteinander geschlafen hatten, hatten sie bei keinem Treffen nicht miteinander
geschlafen. Aber heute wurde es nichts. Er war zu müde, zu verkrampft, hatte
auf der Fähre eine Pille zu viel genommen. Irgendwann geschah es zwangsläufig,
dieses Hinübergleiten in die Häuslichkeit – es war eine völlig normale,
natürliche und sogar potentiell angenehme Entwicklung, aber Schwartz spürte,
dass diese Nacht dafür nicht die richtige war. Pella würde denken, sie
schliefen nicht miteinander, weil er sich um Henry sorgte. Und das war das
Letzte, was er wollte, auch wenn es stimmte.
    Sie hatte gesagt, es
sei schon okay, und doch versuchte sie es immer weiter. Sie schob die Finger in
den Schlitz seiner Shorts und kitzelte die Falte, wo Becken und Oberschenkel
sich trafen. Schwartz bemühte sich, etwas zu fühlen. Raketen, Mammutbäume, das
Washington-Monument. Komm schon, dachte er, das eine Mal.
    Unter den Jeans in der
untersten Schublade seiner kaputten Kommode hatte er ein paar einzelne Viagra
liegen. Kein Grund, sich zu schämen, oder? Manchmal – na gut, meistens – war man
betrunken, wenn man jemanden mit nach Hause brachte. Manchmal war das Mädchen
zu ungeschickt oder zu laut oder einfach nicht besonders sexy. Manchmal

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