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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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bist riesig!«
    »-grrrraargrraaaah-«
    »Gib’s mir! Komm schon!
Los!«
    »-aah … aah …  AAH -«
    »Jajajajajajajajaja!«
    »- RRRNNAAAAAAAAAAAH !«
    Die Tür schwang nach
innen auf. Henry, der sich dagegen gelehnt hatte, taumelte in den Raum und
knallte gegen die schweißüberströmte Brust von Mike Schwartz. »Skrimmer, du
bist zu spät.« Schwartz drehte Henrys rote Cardinals-Kappe, sodass der Schirm
nach hinten zeigte. »Willkommen im Kraftraum.«
    Nach dem Telefonat mit
seinen Eltern hatte Henry seine Jacke angezogen und war hinaus ins Dunkel des Campus
gewandert. Die Stille war fast unwirklich. Er setzte sich auf den Sockel der
Melville-Statue und sah hinaus aufs Wasser. Als er nach Hause kam, blinkte der
Anrufbeantworter. Wahrscheinlich seine Eltern – sie hatten es sich noch mal
überlegt und entschieden, dass er nach Hause kommen sollte.
    »Skrimmer!
Football ist vorbei. Jetzt geht Baseball los. Treffen uns einer halben Stunde
im VAC . Die Seitentür beim Müllcontainer ist offen. Sei pünktlich.«
    Henry zog sich Shorts
an, schnappte sich Zero aus dem Schrank und rannte durch die milde Nacht zum VAC . Drei
Monate lang hatte er jetzt auf einen Anruf von Schwartz gewartet. Nach der
Hälfte der Strecke und schon aus der Puste, wurde er langsamer und ging normal
weiter. Während dieser drei Monate hatte er nichts Anstrengenderes getan, als
im Speisesaal Geschirr zu spülen. Er wünschte, das College würde auch den
Körper mehr fordern, würde einen öfter daran erinnern, dass das Leben vier
Dimensionen besaß. Vielleicht konnten sie einem beibringen, wie man seine eigenen
Wohnheimmöbel baute oder sein eigenes Gemüse anpflanze. Stattdessen redeten
immer alle nur von geistigen Dingen – etwas, das ihm, wie so vieles andere, dem
er in letzter Zeit begegnet war, sowohl verlockend schien als auch schlicht und
einfach zu hoch war.
    »Skrimmer, das ist Adam
Starblind«, sagte Schwartz. »Starblind, Skrimmer.«
    »Du bist also der Typ,
von dem Schwartz die ganze Zeit redet.« Starblind wischte sich die Hand ab,
damit sie sich begrüßen konnten. »Der Baseball-Messias.« Er war wesentlich kleiner
als Schwartz, aber wesentlich größer als Henry, was offenkundig wurde, als er
seine silbrig schimmernde Trainingsjacke auszog. Zwei asiatische Schriftzeichen
schmückten seinen rechten Deltamuskel. Henry, der keine Deltamuskeln hatte, sah
sich nervös im Raum um. Bedrohliche Maschinen hockten im Halbdunkel. Zero
mitzubringen war ein schwerer Fehler gewesen. Er versuchte ihn hinter dem
Rücken zu verstecken.
    Starblind warf seine
Jacke in die Ecke. »Adam«, bemerkte Schwartz, »du hast den glattesten Rücken,
den ich bei einem Mann je gesehen habe.«
    »Das will ich auch
hoffen«, sagte Starblind. »Ich hab ihn gerade erst machen lassen.«
    »Machen lassen?«
    »Du weißt schon.
Wachs.«
    »Du verarschst mich.«
    Starblind zuckte mit
den Schultern.
    Schwartz wandte sich an
Henry. »Kannst du das glauben, Skrimmer?« Mit seiner Riesenhand rieb er sich
den kurz geschorenen Schädel, auf dem sich bereits deutlich Geheimratsecken
abzeichneten. »Ich kämpfe, um mein Haar zu behalten ,
und Kollege Starblind hier zapft sein Studiendarlehen an, um es entfernen zu
lassen.«
    Starblind wandte sich
spöttelnd an Henry. »Sein Haar behalten, sagt er. Dies ist der haarigste Mann,
den ich kenne. Schwartzy, Madison würde einen Blick auf deinen Rücken werfen
und den Laden für immer schließen.«
    »Du lässt dir den
Rücken von jemand namens Madison wachsen?«
    »Er leistet gute
Arbeit.«
    »Ich weiß ja nicht,
Skrim.« Schwartz schüttelte traurig seinen großen Kopf. »Erinnerst du dich
daran, als es noch einfach war, ein Mann zu sein? Jetzt sollen wir alle
aussehen wie Captain Abercrombie hier. Bauchmuskelpakete, drei Prozent
Körperfett. Dieser ganze Scheiß. Ich komm aus einer einfacheren Zeit.« Schwartz
tätschelte seinen strammen Bauch. »Aus einer Zeit, in der ein behaarter Rücken
noch etwas bedeutete.«
    »Tiefste Einsamkeit?«,
schlug Starblind vor.
    »Wärme. Überleben.
Evolutionären Vorsprung. Damals krochen Frau und Kinder eines Mannes in sein
Rückenhaar und überwinterten darin. Nymphen flochten es und besangen es in
Lobliedern. Gottes Zorn kam über die haarlosen Stämme. Das ist heute alles
vergessen. Aber eins sag ich dir: Wenn die nächste Eiszeit kommt, werden die
Schwartze gut dastehen. Sehr gut sogar.«
    »Das ist unser
Schwartzy.« Starblind gähnte und inspizierte seine linke Bizepsvene in

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