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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Weise?«
    »Wir haben die gleiche Position, sind beide im Außendienst und erledigen die gleiche Arbeit. Wir bekommen gleich viel Gehalt. Nicht, dass ich mich beschweren will, ich komme mit meinem Geld aus. Mich wundert, was Pitt sich so leisten kann! Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
    In Normas Erinnerungen tauchten unappetitliche Fernsehbilder auf von toten Puten in überquellenden Ställen und Türme verfaulender Fleischbrocken, die bei einer Vegetarierin zwiespältige Eindrücke auslösten. Sie musste sich keine Sorgen machen, womöglich verdorbenes Fleisch gegessen zu haben. Dafür fühlte sie Trauer und Zorn, weil die Tiere ohne Sinn und Zweck litten und starben.
    »Sie halten Ihren Kollegen für kriminell? Vermuten, dass er sich bestechen lässt? Vielleicht das eine oder andere Verfallsdatum übersieht?«
    »Irgendwoher muss das Geld kommen!«
    »Kann es nicht sein, dass Ihr Kollege geerbt hat? Im Lotto gewonnen? Oder er führt ein seriöses Nebengeschäft?«
    Reisinger neigte den rundlichen Schädel. »Nichts dergleichen. Davon wüsste ich.«
    Norma nickte. »Weil Sie mit ihm befreundet sind. Eng befreundet?«
    Ein abwehrendes Kopfschütteln folgte. »Inzwischen nicht mehr. Pitt, ich meine, Peter – Peter Metten – dieser Verräter …«
    Er brach ab, als fehlten ihm die Worte für die Missetaten des Kollegen.
    »Was hat Pitt Metten Ihnen angetan, Herr Reisinger? Um die berufliche Position wird es kaum gehen. Sie haben, wie Sie sagen, das gleiche Einkommen. Hat er Ihnen die Frau ausgespannt?«
    Ein Versuch, der ins Schwarze traf. Reisinger errötete bis zu den randlosen Brillengläsern. »Mareike gehört zu mir. Wir lieben uns doch!«
    Eine Vorstellung, die seine Frau nicht zu teilen schien. Norma klappte das Notebook zu. Sie hatte bisher nur die drei Namen notiert, ergänzt von knappen Anmerkungen. Alles Weitere konnte sie sich sparen.
    »Herr Reisinger, wenn Sie einen begründeten Verdacht gegen Ihren Kollegen hegen, erstatten Sie Anzeige bei Ihrer Behörde oder der Polizei. Bei mir sind Sie mit Ihren Anschuldigungen an der falschen Adresse. In Wahrheit geht es Ihnen um Ihre Ehe, habe ich recht? Glauben Sie mir, ich respektiere die verletzten Gefühle eines betrogenen Partners, muss Ihnen aber eines sagen: Ich übernehme keine Ehegeschichten.«
    »Ich dachte, davon lebt ein Privatdetektiv in erster Linie?«
    »Das ist ein Klischee«, widersprach sie gleichmütig, obwohl es so falsch nicht war.
    Er sprang mit einem heftigen Armschlenkern auf. »Ich staune, dass Sie sich das leisten können: Einen Auftrag abzulehnen! So wie das hier aussieht.«
    Sie behielt ihr höfliches Lächeln bei und dirigierte ihn zur Tür. Anschließend speicherte sie die Gesprächsnotiz samt der eingescannten Visitenkarte im Ordner ›NMF‹ ab, der nichts anderes bedeutet als ›Nicht mein Fall‹. Mareike Reisinger mochte triftige Gründe haben, den Partner zu wechseln. Vorausgesetzt, dieser Pitt war ein netterer Mensch als der Ehemann, wozu vergleichsweise wenig gehörte. Er hatte nicht unrecht in seiner Vermutung, sie würde als Privatdetektivin wenig verdienen. Arthurs Erbe ermöglichte ihr ein unabhängiges Leben, sofern sie es sparsam führte, was ihr nicht schwer viel. Sie mochte das einfache Büro, liebte den kurzen Weg hinunter zum Rheinufer und in den Biebricher Schlosspark. Es bereitete ihr eine harmlose Freude, vom Schreibtisch aus den Leuten auf der Straße zuzuschauen. Unter dem Dach lag ihr Biotop, wie Lutz die bescheidene Wohnung mit zärtlichem Spott nannte und nicht einsehen wollte, warum sie die Enge unter den Schrägen der Großzügigkeit in der Taunusstraße vorzog.
    Reisingers Karte landete im Papierkorb. Genug gekramt. Florenz! Die Museen, die Straßencafés. Dass sie darauf wieder Lust hatte! Der Gewinn war zur richtigen Zeit gekommen. Wenn Lutz den Mumm nicht aufbrachte, würde sie es sich allein gut gehen lassen. Sein Bier, sich von Undine am Gängelband führen zu lassen. Sie rief eine Website auf und wollte eine Beschreibung der Uffizien ausdrucken, als das Handy den Anruf von Josef Brunner anzeigte.
    Er kam gleich zur Sache. »Herr Wagner war gestern Abend hier im Laden.«
    Der verlassene Ehemann auf Wohnungssuche.
    »Schön! Du hast ihm sicher gesagt, dass die Wohnung geräumt ist. Wann will er einziehen?«
    »Nun, er hat sich mit seiner Frau versöhnt.«
    »Soll das heißen, er wird bei ihr bleiben?«
    »Bis zum nächsten Krach.«
    »Das kann nicht wahr sein! Seit Wochen macht er Dampf und gibt

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