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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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hinweg kontaminiert zu haben. Er hatte ein schlechtes Gewissen deswegen; zu Hause legte er Wert auf Mülltrennung, und dann das hier.
    Mit der mit dem Syrah Salta Zagreus-Weinchen gefüllten Dose kehrte er zurück. Die Würstchen lagen zum Verzehr auf einem Pappteller bereit.
    „Lass es dir schmecken“, wünschte Jupp.
    Doch Herr Schweitzer war nun in Alarmbereitschaft. Obwohl die Würstchen nach Würstchen und das Brot nach Brot aussahen, biss er nur zaghaft zu. Es dauerte eine Weile, bis seine misstrauischen Geschmacksnerven ihr Okay gaben.

Dann war es geschafft. Jupps Frage nach einer weiteren Portion verneinte er höflich, aber vehement. Für 200 Euro Honorar am Tag wollte er nicht an einer Lebensmittelvergiftung krepieren.
    „Komm mit, Jägermeister hat Geburtstag“, sagte Jupp und zog sich die Schürze aus.
    Herr Schweitzer dachte natürlich, Jupp meinte damit den niedersächsischen Hersteller von Kräuterlikör und würde nun eine von der Firmenleitung zum Jubiläum spendierte Flasche öffnen.
    Doch es kam mal wieder anders als gedacht. Jupp ging an den Tisch mit den sechs Männern. Herr Schweitzer folgte. Noch bewegte er sich grazil wie ein Seidenreiher.
    „Hallo Mädels. Darf ich vorstellen: Das ist Simon. Er ist neu bei uns. Heute frisch eingetroffen.“
    Etwas unbeholfen hob der Undercover-Agent seine Hand zum Gruß: „Hey. Freut mich.“ Herr Schweitzer warf einen schnellen Blick in die Runde und wusste sofort, dass fortan eine Schauspielkunst gefragt war, die in ihrer Perfektion geradenwegs nach Hollywood führen konnte. In allen Gesichtern war die Abwesenheit von Bildung kaum zu übersehen.
    „Ich fange mal bei Tobi an, den kennst du ja schon“, fuhr Jupp fort. „Dann kommt der Stadi, der ist erst seit zwei Wochen wieder draußen. Weiter geht’s mit dem …“
    Tobi: „Der lebt ja immer noch. Hab ich dir nicht gesagt …“
    Jupp ließ sich nicht beirren: „… geht’s mit Knobel-Harald. Simon, hör auf mich, wenn der den Knobelbecher auspackt, lass es sein, Knobel-Harald gewinnt immer.“
    „Ich werd’s mir merken.“
    „Der da, das ist der Franz. Seine Alte ist gerade auf Entziehungskur, vorgestern eingeliefert. Dann kommt der Ernst, der ist so etwas wie der gute Geist vom Platz. Ernst ist Frührentner und wohnt schon seit … Ernst, wie lange?“
    Ernst: „Zwölf.“
    „… seit zwölf Jahren bei uns. Da war ich noch gar nicht da. Und hier ist unser Geburtstagskind. Wird heute siebenundfünfzig. Gelle, Jägermeister, stimmt doch?“
    „Joouh, siebenundfünfzig. Jupp! Simon! Hier sind eure Gläser. Nehmt mal.“
    Herr Schweitzer bekam ein kleines Bierglas in die Hand gedrückt und noch während er seinen Irrtum berichtigte, dass Jägermeister in dieser speziellen Causa ein Mann und kein Likör war, schenkte das Geburtstagskind ein. Natürlich Jägermeister. Erst Jupp ein halbes Glas voll und dann ihm. Er frohlockte schon, denn es war nur noch ganz wenig in der Flasche und Jägermeister war mitnichten sein Lieblingsgetränk. Doch Herr Schweitzer frohlockte zu früh, denn unter dem Tisch stand noch ein ganzer Karton voller Flaschen. Er rechnete schnell nach. Es war recht einfach. Acht Mann, acht Flaschen. Auweia!
    Der Rest des Abends ist schnell erzählt und ging an Herrn Schweitzers Substanz, weil Jupp obendrein auch noch regelmäßig Bier anschleppte. So sehr er sich auch bemühte, dem Jägermeister-Ansturm gewachsen zu sein, so selten konnte er ihm ausweichen. Zwei Mal verdrückte er sich beim erneuten Kreisen der Flasche auf die Toilette und ein anderes Mal war es ihm gelungen, unbemerkt den Inhalt seines Glases auf den Rasen zu schütten. Es half alles nichts. Nach drei Stunden war er dippedappe zu. Nur am Rande bekam er noch mit, dass sich die Alte vom Franz, die Heidi, selbst entlassen hatte und eine feuchtfröhliche Geburtstagsrunde mehr schätzte als eine dringend notwendige Entziehungskur. Heidis Gesicht war von alkoholbedingten roten Äderchen durchzogen und ihre Tränensäcke hingen schwer und geschwollen unter den Augen. Anfangs redete Herr Schweitzer nicht viel, um nicht durch übermäßige Bildung aufzufallen – das wäre schon der Fall gewesen, wenn er damit geprahlt hätte, zu wissen, wer gerade Verteidigungsminister war. Später redete er nicht viel, weil der Jägermeister seine Zunge hatte schwer werden lassen. Immerhin bekam er noch mit, wie jemand alte Urlaubsfotos herumzeigte. Das brachte Herrn Schweitzer auf eine Idee, wie er in dem ihm aufgetragenen Fall

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