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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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nicht zum Vergnügen hier war, so hielt Herr Schweitzer doch an einer alten und lieb gewonnenen Gewohnheiten fest. Er haute sich zwecks Mittagsschlaf aufs Ohr. Die Matratze war zwar nicht so breit und kommod wie die zu Hause, aber seinen Ansprüchen genügte sie.
    –
    An diesem Abend trank Herr Schweitzer schneller als sein Schatten. Es fing alles mit einem Gläschen Syrah Salta Zagreus auf der Veranda an. Der Campingplatz hatte sich inzwischen belebt. Er schaute den Leuten zu. Diese wiederum inspizierten den Neuen aus sicherer Entfernung.
    Am liebsten wäre er natürlich sitzen geblieben, denn der Syrah Salta Zagreus war wirklich sehr lecker, doch Herr Schweitzer erinnerte sich an seine Pflicht und die hieß eindeutig, dass er seinen Allerwertesten zwecks Horchen und Gucken so langsam Richtung Alkoholquelle zu bewegen hatte, wo er die Ursache eines nicht unbeträchtlichen Geräuschpegels vermutete. Er schaute sich noch einmal das Foto von diesem mysteriösen Konstantinos Tziolis an und prägte sich die Gesichtszüge ein. Mit einem großen Seufzer, der typisch ist für Leute mit geringer bis gar keiner Arbeitslust, erhob er sich und setzte sich in Bewegung. Den Bauwagen schloss er ab, so ganz geheuer kam ihm das Volk hier nicht vor.
    Rezeption und Kiosk waren identisch, das heißt, verkauft wurde durch ein großes Fenster zur Mainseite hin. Zum Essen gab es heute Würstchen, die Jupp bei Bedarf auf einen vor dem Häuschen stehenden kleinen Grill legte. Der Grillmeister trug eine schwarze Schürze mit der Aufschrift Chef.
    „Hallo, Simon. Schon eingelebt? Was zu essen?“
    „Gerne, Jupp. Zwei Mal das Hauptmenü. Gibt’s Brot dazu?“
    „Klar.“
    „Und die Getränkekarte, bitte.“
    „Hängt neben dem Fenster.“
    Herr Schweitzer trat näher und las. Das dauerte nur zwei Sekunden, denn die Getränkekarte konzentrierte sich konsequent aufs Wesentliche: Bier und Korn. Ersteres eins zwanzig, Zweiteres eins fünfzig. Da er beim Einkauf dabei gewesen war, wusste er um die hier angebotene Biermarke Hansa. Er hatte sie noch nie gekostet, aber bei einem Einkaufspreis von 39 Cent die Dose erwartete er nicht viel. Das deutsche Reinheitsgebot dürfte nicht viel Einfluss auf die Braukunst des Herstellers gehabt haben. Herr Schweitzer tippte, bereits der Genuss zweier läppischer Dosen würde immenses Schädelbrummen verursachen. Und er tippte richtig, wie sich noch herausstellen sollte. Doch die uralte, in vielen Schlachten erprobte Detektivkunst zwang ihn zur behutsamen Assimilation. „Und ein Bier, bitte.“
    An den Korn traute er sich noch nicht ran. Wer weiß, wo der gepanscht wurde. Bei eins fünfzig kam eigentlich nur eine Schwarzbrennerei im Hinterland Indiens infrage. Und dort erblinden ja jährlich Hunderte, wenn nicht gar Tausende Säufer nach dem Genuss illegal hergestellter Spirituosen. Wenn sie überhaupt mit dem Leben davonkamen.
    Während er auf seine Würstchen wartete, warf Herr Schweitzer einen Blick auf die Runde von sechs Männern, die an einem länglichen weißen Plastiktisch etwa auf halber Strecke zwischen Rezeption und Mainufer unter einer Linde saßen und sich lautstark unterhielten. Ein Konstantinos Tziolis war definitiv nicht darunter.
    Beim ersten Schluck Hansa-Bier bemühte Herr Schweitzer noch seine Geschmacksnerven. Diese zeigten sich jedoch höchst unkooperativ: Hast du sie noch alle? Spinnst du? Willst du uns vergiften? Noch so ein Schluck und wir sagen der Leber, sie soll die Arbeit einstellen!
    Daraufhin roch er an der Brühe. Auch das hätte er besser nicht tun sollen. Genauso gut hätte sich Herr Schweitzer in eine mit Chemieabwässern durchsetzte Jauchegrube schmeißen können.
    Nun war guter Rat teuer. Er überlegte hin und her. Dann hatte er die Lösung: „Ich muss noch mal zum Wohnmobil, Jupp. Hab was vergessen.“
    „Wohnmobil? Hast wohl en Clown gefrühstückt. Aber beeil dich, die Würstchen sind gleich fertig.“
    „Mach ich. Bis gleich.“
    Es war ein seltenes Bild – der Herr Schweitzer in Eile.
    Als er sich umgeschaut und festgestellt hatte, dass ihn keiner beobachtete, leerte er die Dose ins Gebüsch neben seinem Bauwagen. Sicherheitshalber opferte er noch einen Schluck Wein, den er in der Dose hin und her schüttelte, um damit auch ja den letzten Rest des adäquaten Giftes für einen Massenmord zu erwischen, den er dann abermals ins Gebüsch schüttete. Herr Schweitzer vermutete stark, damit in absehbarer Zeit das gesamte Erdreich in dieser Gegend auf Generationen

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