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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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und ich auch. Wir nehmen ein Taxi.» Als er etwas von ein paar Gläschen und Geldverschwendung murmelte, versprach ich, das Taxi zu zahlen.
    «Ich glaub dir ja, dass du die Strecke mindestens bis zur Schule auch im Schlaf fahren könntest, aber denk doch mal an mich. Ich hab keine Lust, dich wegen Trunkenheit am Steuer unter Anklage stellen zu müssen!»
    Wir mussten eine Weile auf das Taxi warten, und als wir am Bergwerkshügel ankamen, war er schon gut gefüllt. Der Gouverneur setzte gerade zu seiner Eröffnungsrede an. Weiter seitlich stand das Blasorchester bereit, um eine Fanfare zu spielen, wenn der Gouverneur das Band zerschnitt, das vor dem Tor zum Turm gespannt war.
    Da ich es nicht fertigbrachte, mich auf die phrasengespickte Rede zu konzentrieren, ließ ich den Blick über die Gäste schweifen. Kivinen, in einem eleganten kupferbraunen Anzug, stand hinter dem Gouverneur. Die Frau in dem grünlichen Marimekko-Kleid war offenbar Barbro Kivinen. Sie schien älter zu sein als ihr Mann, obwohl sie alles getan hatte, um jünger auszusehen. Der Blondton ihrer Haare war elegant, nicht zu aufdringlich, und für das Make-up hatte sie bestimmt dreimal so lange gebraucht wie ich. Die Rede des Gouverneurs schien sie noch weniger zu interessieren als mich. Barbro Kivinen starrte auf irgendeinen Punkt am Bergwerkshügel, ein leeres Lächeln auf den pfirsichfarbenen Lippen.
    Ella hütete die Kindertanzgruppe, die nach dem Zerschneiden des Bandes und dem Rundgang durch den Turm auftreten sollte. Aus einem unerfindlichen Grund trug sie die Volkstracht von Tuuteri, die sie schon bei unserer Abiturfeier angehabt hatte. Das Kleid betonte ihre breiten Schultern und ausladenden Hüften, und die Haube schien die ganze Zeit vom Kopf zu rutschen. Ella wirkte aufgebracht; die Vorbereitung der Feier hatte zur Hälfte auf ihren Schultern gelegen.
    Ellas Mann, Math, trug einen hellbraunen Cordanzug ‐hier auf dem Land galt diese Kluft immer noch als offizielle Künstleruniform. Sein sandbraunes Haar war tatsächlich einmal gerade gescheitelt, der Schnurrbart gekämmt und die runde Brille blank geputzt. Matti fing meinen Blick auf und grinste wissend. Ich grinste zurück.
    Hinter Matti sah ich eine Gestalt in leuchtendem Orange, die sich unaufhörlich bewegte und dem hochgewachsenen Mann neben ihr eifrig etwas zu erklären schien. Der Mann war Johnny und sah zum Anbeißen aus, wie immer. Die Frau kam mir bekannt vor, aber es dauerte eine Weile, ehe mir aufging, wer sie war.
    Meritta Höjt, die ursprünglich Merja-Riitta Korhonen hieß. Die Malerin, die hauptsächlich gegenständliche Ölbilder malte. Die größte Prominente der Stadt neben der Speerwerferin Kaisa Miettinen. Sowohl in Frauen-wie in Kulturzeitschriften ein Dauerthema. Das wiederum war kein Wunder, denn Meritta malte phantastisch, sie hatte rasante Kommentare zur Kultur ebenso wie zu Umweltfragen und zur Erotik auf Lager, und außerdem war sie attraktiv wie eine Zigeunerin mit ihrem fast schwarzen Haar, ihren gold-farbenen Augen und ihrer kurvenreichen Figur. Keine klassische Schönheit, aber garantiert sexy.
    Als ich den Blick abwandte, sah ich ein paar Meter weiter rechts Johnnys Frau, Tuija Miettinen. Sie lächelte mich leicht amüsiert an. Wir hatten uns nie gemocht.
    Ich war sicher, dass Tuija auf die Freundschaft zwischen Johnny und mir eifersüchtig war, obwohl ich allein Grund zur Eifersucht hatte. Schließlich hatte sie ihn ja gekriegt.
    Plötzlich wünschte ich mich weit weg von der Feier, von Arpikylä, von mir selbst. Aber gerade in dem Moment ertönte die Fanfare, der Gouverneur zerschnitt das blau-weiße Band, und das Tor zum Turm öffnete sich einladend.
    Die Menschenmenge sog mich mit in das dunkle Treppenhaus des Turms.

Drei
    Im Turm war es dunkel und feucht. Wasser tropfte aus den Dichtungen der verwitterten Mauern, die stahlverstärkten Holztreppen schienen sich unter der Menschenmenge zu biegen. Als Kind hatte ich mich davor gefürchtet, auf den Turm zu steigen. War es wirklich sicher, dass die Treppe nicht zusammenbrach oder das ganze Ding umkippte ? Und wenn ich trotz der gut einen Meter hohen Steinbrüstung von oben herunterfallen würde?
    Der Aufstieg dauerte lange, denn gleichzeitig kamen die Ersten schon wieder herunter. Süßliches Parfüm vermischte sich mit dem salzigen Schwefelgeruch, den die Turmwände ausdünsteten. Auch Johnny und Meritta kamen mir entgegen, Johnny lächelte, und sein dunkelroter Jackettärmel streifte meinen Arm. Vor mir

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