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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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weil die Zeit drängte. Aber wie sehr drängte die Zeit? Das wußte niemand. Und es mochte der Punkt kommen, wo es ins Gewicht fallen konnte, ob sie beide zutiefst überzeugt waren von dem, was sie dachten und wollten, wo sie vielleicht andere davon überzeugen mußten. Und dann würde es wichtig sein, daß sie unabhängig voneinander zum gleichen Ergebnis gekommen waren. Wenn sie wirklich dahin kamen. Also hatte sie recht.
    „Ist gut“, sagte Wenzel. „Was erwartet uns hier noch?“
    „In einer Stunde sollten wir uns das Ergebnis ansehen“, schlug Pauline vor. „Wenn es ausfällt, wie er es erwartet, dann haben seine Forschungen einen Höhepunkt erreicht, soviel ich verstanden habe.“
    Wenzel nickte und fragte nichts mehr. Er hatte keine Lust, sich zu unterhalten, denn er fing gerade an, sich wohl zu fühlen. Daß nun Pauline auf eine gewisse Art die führende Rolle übernommen hatte in ihrem beiderseitigen Verhältnis, tat ihm gut und entspannte ihn. Die führende Rolle, ja, so war es wohl, hier auf dieser Lichtung im Thüringer Wald wie auch in Sternenstadt; wenigstens schien es so. Er schwieg und blinzelte nun auch fast vergnügt in die Sonne.
    Pauline, froh darüber, daß Wenzel auf ihren Vorschlag eingegangen war, schwieg ebenfalls. Dann aber erinnerte sie sich an etwas, was sie in den letzten Tagen beschäftigt hatte und von dem sie mehrmals gedacht hatte, sie müsse das irgendwann einmal mit Wenzel besprechen, denn wenn auch kaum direkt, so konnte es durchaus indirekt mit ihrer Sache zu tun haben.
    „Ruben – so heißt er, Ruben Madeira – Ruben brennt für sein Ziel.“
    „Aha“, sagte Wenzel, der noch nicht spürte, wohin es gehen sollte.
    „Ja. Das unterscheidet ihn von allen Männern, die…“ Sie unterbrach sich, denn schließlich konnte sie von Wenzel nicht behaupten, daß er ziellos durch den Tag lief. „Also mindestens von Otto Mohr. Weißt du, in der Zeit, als ich mit ihm zusammen war, kam es mir immer so vor, als habe er kein rechtes Ziel mehr im Leben. Alles Wichtige schon hinter sich. Nichts mehr, was ihn bis zur Ekstase begeistern könnte. Er hat ja dann später dieses Ding gebaut, diesen musikalischen Raumteiler, und vielleicht war das ein echtes Ziel. Aber möglicherweise war es auch nur ein Zielersatz. Zu meiner Zeit jedenfalls – du verstehst, ich will keine Intimitäten ausbreiten…“
    „Irgendwann hätte ich dich sowieso danach gefragt“, sagte Wenzel. „Aber ich wollte lieber warten, bis du von selbst davon anfängst. Was du da erzählst, kann schon wichtig sein. Hm. Ziel. Lebensziel.“ Er lachte leise. „Trifft ja für mich auch irgendwie zu. Wenn einer Kunst, Handwerk und Dienst aufgibt!“
    „Wieso das?“ erkundigte sich Pauline, ein wenig beunruhigt. Wenzel berichtete ihr, was sich inzwischen begeben hatte.
    „Freu dich doch“, sagte Pauline, „kannst du von Sternenstadt aus arbeiten.“ Sie hätte beinah hinzugefügt, daß für ihr Gefühl dort alle Fragen kulminierten, die mit ihrer Sache zu tun hatten, aber das unterdrückte sie im letzten Augenblick – sie hatten ja abgemacht, daß er selbst daraufkommen sollte. Deshalb ließ sie den Satz in seiner privaten Bedeutung stehen, die er ja auch hatte, und knüpfte an das vorher Gesagte an.
    „Du hast ja nicht das Ziel aufgegeben, sondern den Dienst, und den eben um des Ziels willen“, sagte sie. „Aber das ist es gar nicht, was ich meine. Sich ein großes Ziel setzen, kein rein persönliches selbstverständlich, ein menschliches, ein menschheitliches; prüfen vielleicht, ob es damit seine Richtigkeit hat, eine Zeitlang; aber dann voll dafür leben, freilich nicht bedenkenlos, aber mit aller Leidenschaft. Das meine ich.“ Sie schwieg eine Weile und fügte dann leise hinzu: „Ich habe das bei Älteren kaum einmal gefunden. Bei jungen Leuten manchmal, in Ansätzen; und jetzt zum erstenmal richtig. Ob das eine Altersfrage ist?“
    „Immer ist ein jugendlicher Geist durch weniger Bedenken eingeschränkt“, stimmte Wenzel zu, „aber vielleicht ist es in Wirklichkeit umgekehrt. Es hat vielleicht stärker mit unserer Sache zu tun, als wir das jetzt sehen, und wenn dies der Fall ist, dann, glaube ich, ist es keine Altersfrage, sondern das Gegenteil: Im Verhältnis der Generationen drückt sich unser Problem ebenfalls aus, wie in vielen anderen Bereichen.“
    „Daß sich also darin das Ende der Stabilität ankündigt?“ fragte Pauline. „Wenn es auch sicherlich noch weit entfernt liegt?“
    Wenzel sah sie

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