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Kurs Minosmond

Kurs Minosmond

Titel: Kurs Minosmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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werden. Die gesamte Gesellschaft braucht eine höhere, qualifiziertere, schwierigere Aufgabe.
    Wenn man von den beiden genannten Vermutungen ausgeht, kann man die Merkmale formulieren, die eine solche Aufgabe kennzeichnen müßten.
    Das erste Merkmal: Sie muß etwas grundsätzlich Neues darstellen, das den gewachsenen Kräften der Menschheit und vor allem der noch weiter um sich greifenden neuen Qualität der Gehirntätigkeit angemessen ist. Die Aufgabe muß von der Art sein, daß sie Begeisterung ebenso wie den Wunsch nach Anspannung aller Kräfte hervorruft. Sie muß deshalb auch vom Ausmaß her selbst die gigantischen Projekte der Harmonisierungsperiode übersteigen, in der Hunger, ökologische Gefahren und Borniertheit überwunden wurden.
    Das zweite Merkmal: Sie darf trotzdem nicht losgelöst von der menschlichen Geschichte sein. Sie muß alle positiven Entwicklungen menschlicher Geschichte in sich aufnehmen können und in gewisser Weise, aus dem Blickwinkel des heutigen Menschen, das Ziel aller bisherigen Geschichte darstellen. Sie muß die Schwelle zu einer neuen Epoche sein.
    Das dritte Merkmal: Sie muß in der Lage sein, in den nächsten Jahrzehnten in schnell wachsendem Ausmaß das Schöpfertum von Millionen, zehn, hundert Millionen und in der Perspektive von Milliarden Menschen zu binden.
    Natürlich haben wir diese Merkmale nicht ohne die Vorstellung einer solchen Aufgabe und folglich auf sie hin formuliert, was aber ihre Ableitung aus den vorausgesetzten Gegebenheiten und Vermutungen nicht beeinträchtigt, wenigstens nach unserer Überzeugung.
    Und ebenso sind wir überzeugt, daß es nur eine Aufgabe gibt, die alle diese Merkmale hat und bis in die weite Zukunft haben wird: Das ist die Besiedlung der Nachbarplaneten und anderer erreichbarer Himmelskörper.
    Viele mag dieser Gedanke erschrecken. Wir können uns aber den kleinen, praktischen Hinweis nicht versagen, der die Popularität dieses Gedankens betrifft: Unser Freund Ruben Madeira hat anläßlich einer Schlichtung einen Beitrag zu diesem Thema geliefert. Der Beitrag erlebte innerhalb kurzer Zeit eine Abforderung von zwanzig Millionen, die höchste, die es in den letzten Jahren gegeben hat.
    Es ist auch für uns selbstverständlich, daß solche Projekte erst nach gründlicher und allseitiger Vorbereitung bestätigt werden können. Zu dieser Vorbereitung gehört aber auch schon eine sehr weitgehende praktische Erprobung. Wir schlagen deshalb einen zwölf Jahre währenden Zeitabschnitt vor, in dessen Verlauf außer den Forschungsarbeiten auf der Erde die folgenden Arbeiten vorzunehmen wären:
    - jährliche Verdoppelung der Siedlungen und der Besatzungen auf der Venus, so daß im zwölften Jahr eine Zahl von etwa zwölftausend Siedlungen mit vierhunderttausend Bewohnern erreicht wäre;
    - Einrichtung eines äquatorialen Rings von Stationen auf dem Mars, die über ein Energieverbundsystem verfügen;
    - Entsendung einer zweiten Expedition zu der Esther, dem Minosmond, und Einrichtung einer ständigen Station;
    - auf allen drei Himmelskörpern sollten die Forschungen in der Hauptrichtung der Besiedlung betrieben werden; die physikalische Forschung auf der Erde und im erdnahen Raum sollte auf praktische zukünftige Aufgaben bei der Besiedlung und beim Transport großer Massen gerichtet werden.
    Wir glauben, daß die Stabile Gesellschaft diese Aufgaben noch bewältigen kann, ohne mehr als die normalen materiellen Reserven in Anspruch nehmen zu müssen. Gegen Ende des zwölfjährigen Abschnitts dürfte sich dann sowohl auf der Erde als auch mindestens auf der Venus bereits abzeichnen, wie die gesellschaftliche Entwicklung weitergeht.
    Seit Anbeginn des wissenschaftlichen Denkens sucht die Menschheit nach anderen Zivilisationen im All. Jetzt kann die Menschheit diese Frage auf ihre Weise lösen, nämlich produktiv: Sie sucht sie nicht mehr nur, sondern sie schafft sie. Denn nach tausend Jahren werden die Bewohner etwa der Venus eine andere Zivilisation sein.
    Wenzel Kramer
    Anlage: Informations- und Personalkennziffern

    Wenzel hatte gehofft, nach Absendung des Briefes würde eine Periode ruhiger Arbeit beginnen. An diesem Wunsch hatten viele Umstände Anteil: seine Freude, mit Sibylle zusammen zu leben, ebenso wie der Sternenstädter Alltag. Er war noch nicht richtig dahintergekommen, warum ihm der so gefiel, aber einiges war eben anders als sonst in der Stadt, anders auch als auf dem Land – anders als anderswo, und er hatte es eher nebenbei beobachtet,

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